Wassermangel Regen reicht nicht, um Grundwasser ansteigen zu lassen
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06. Januar 2023, 12:45 Uhr
Deutschland erlebt momentan den wärmsten Januar seit fast 200 Jahren und es regnet viel. Das könnte man zumindest meinen. Doch die Regenmengen sind im Vergleich zu den letzten 30 Jahren immer noch sehr gering und reichen nicht aus, um den gesunkenen Grundwasserspiegel wieder ansteigen zu lassen.
- Die aktuellen Niederschlagsmengen sind weit entfernt von denen der letzten 30 Jahre.
- Regenmengen fließen zu schnell oberflächlich ab, wodurch das Wasser nicht gespeichert werden kann.
- Die Regenmengen reichen nicht aus, um den Grundwasserspiegel wieder ansteigen zu lassen
Im Freistaat Sachsen gibt es 83 Talsperren, darunter 25 Trinkwassertalsperren. Über viel Regen im Januar dürfte sich die Wasserwirtschaft freuen – könnte man meinen. Doch der Eindruck trüge, sagt Ulf Winkler von der Sächsischen Landestalsperrenverwaltung: "Wir haben in letzter Zeit relativ wenig Niederschläge registriert. Bei der Talsperre im Erzgebirge liegen wir zwischen 60 Prozent und 75 Prozent der Normalwerte, wenn sie den Niederschlag der letzten zwei Monate nehmen. Das ist relativ wenig. In den Flachlandbereichen liegen wir auch bei circa 60 bis 70 Prozent vom normalen November- und Dezemberwert."
Für diesen Vergleich zieht die Landestalsperrenverwaltung die Werte der letzten 30 Jahre heran und demnach seien die aktuellen Niederschlagsmengen weit entfernt von feuchten Wetterverhältnissen, sagt Winkler: "Wir haben relativ niedrige Zuflüsse zu den Talsperren. Das Gefühl, dass es feucht ist, trügt. Wir haben nach wie vor eine Trockenheit vorliegen hinsichtlich Zuflüssen als auch Niederschlägen."
Damit liegt der Füllstand der Talsperren in Sachsen bei knapp 80 Prozent, die Wasserspeicher sind also längst nicht voll. Grundsätzlich wäre auch eine Schneedecke von etwa einem Meter besser für den Wasservorrat. Denn wenn Schnee taut, werden die Wassermengen regelmäßiger an die Talsperren abgegeben.
Großteil des Wassers kann nicht gespeichert werden
Darüber hinaus hat das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig festgestellt, dass die aktuellen Regenmengen zu schnell oberflächlich abfließen. Dietrich Borchardt leitet das Ressort für Wassersysteme: "Das heißt, ein großer Teil dieses Wassers wird eben nicht gespeichert. Sei es im Boden, sei es im Grundwasser oder sei es vielleicht in Talsperren. Für die Wasserspeicher ist es immer gut, wenn der Niederschlag langsam fällt, wenn er in nicht so hohen Intensitäten fällt und dieser Regen gut versickern kann und nicht auf gefrorenen Boden fällt."
Die aktuellen Niederschläge reichten also auch nicht aus, um das vielerorts gesunkene Grundwasser wieder ansteigen zu lassen, sagt Borchardt: "Es braucht sehr lange, bis ein Regentropfen, der mal in den Boden gelangt ist, auch im Grundwasser ankommt. Wir reden da über Monate, Jahre oder sogar Jahrzehnte. Das ist ein sehr träges System."
Die Niederschläge der letzten Wochen seien ein Tropfen auf dem heißen Stein. Deshalb lasse sich die Dürreperiode, die sich in den letzten fünf Jahren aufgebaut hat, damit noch lange nicht beenden.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 06. Januar 2023 | 06:00 Uhr