Gebäude mit der Aufschrift Universität Leipzig
Die Universität in Leipzig. Bildrechte: IMAGO / Fotostand

Betrug Plagiatsverdacht an der Universität Leipzig

12. Januar 2024, 07:30 Uhr

In Doktorarbeiten am Institut für Theoretische Physik sollen umfangreich Texte übernommen worden sein, ohne dies kenntlich zu machen. Nach Recherchen, an denen der MDR beteiligt ist, soll immer ein und derselbe Professor involviert gewesen sein. Es könnte nun ein größerer Skandal drohen.

Der Universität Leipzig droht eine größere Plagiatsaffäre. Das haben Recherchen von MDR Investigativ und der Online-Plattform "ansTageslicht.de" ergeben. Demnach sollen Promovenden des Instituts für Theoretische Physik umfangreich Texte aus gemeinschaftlich mit anderen Wissenschaftlern verfassten Artikeln übernommen haben, ohne dies kenntlich zu machen. Die Artikel, an denen auch zahlreiche namhafte Professoren beteiligt sind, waren zuvor in renommierten amerikanischen Fachzeitschriften erschienen. In einem besonders schweren Fall hatte ein Promovend einen 48-seitigen, gemeinsam mit mehreren Autoren verfassten Artikel vollständig in seine Doktorarbeit kopiert und als seine alleinige Leistung ausgegeben.

Plagiatsjäger geht von "größerem Skandal" aus

Den Recherchen zufolge ist bei allen Fällen seit dem Jahr 2019 immer derselbe Doktorvater involviert. Der Professor ist auch unter den Co-Autoren der Artikel, aus denen kopiert wurde, zu finden. Der Plagiatsjäger und Gründer der Plattform VroniPlag, Martin Heidingsfelder, hat die betroffenen Arbeiten untersucht und als Plagiate eingestuft. Die Dissertationen seien eine "kolossale Teamarbeit". Es sehe so aus, "als hätten der Betreuer und andere an den Dissertationen massiv mitgewirkt". Heidingsfelder geht zumindest von einem "größeren Skandal" aus. Das komplette Ausmaß sei erst erkennbar, wenn die Universität sämtliche Doktorarbeiten des Instituts untersucht habe. Heidingsfelder selbst hat bisher fünf Promotionen des Instituts für Theoretische Physik untersucht, alle fünf seien Plagiate.

Universität Leipzig bestätigt Verdacht und prüft Konsequenzen

Die Universität Leipzig bestätigte den Verdacht. Die Ständige Kommission der Universität prüfe, ob "die Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis eingehalten wurden, was Zitierungen angeht", erklärte Prorektor Jens-Karl Eilers. Gegenstand der Prüfung sei auch, ob ein ganzes System dahinterstecke. Sollte die Ständige Kommission den Verdacht bestätigen, seien arbeits-, zivil- und strafrechtliche Konsequenzen sowie die Aberkennung der Doktorwürde möglich.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR exakt | 10. Januar 2024 | 20:15 Uhr

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