Fahrgäste steigen bei Regen aus und in eine Bahn des Herstellers Tatra auf dem Lindenauer Markt.
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Leipziger Verkehrsbetriebe Leipziger Tatra-Bahnen sollen in spätestens zwei Jahren ausgesondert werden

21. Juni 2024, 05:00 Uhr

Fast 1.000 Tatra-Bahnen sind früher mal durch Leipzig und andere ostdeutsche Städte gerollt. In Dresden wurde die letzte Tatra-Bahn vor einem Jahr endgültig ausrangiert, in Erfurt bereits 2020. Doch in Gera, Zwickau, Magdeburg und Leipzig sind sie noch regulär im Einsatz – nicht immer zur Freude der Fahrgäste. MDR-AKTUELL-Hörerin Kerstin Steinberg will wissen, wann die Tatra-Bahnen auch in Leipzig ausgesondert werden.

Kerstin Steinberg nutzt regelmäßig die Straßenbahn der Messestadt Leipzig. Sie fragt sich: "Wie viele Tatra-Wagen hat die LVB noch? Diese zum Einstieg unguten, alten Wagen fahren leider mit schöner Regelmäßigkeit noch – für ältere Menschen oder Menschen mit Behinderung sehr problematisch. Wann werden die in Leipzig endlich ausgemustert?"

Leipziger Verkehrsbetriebe: Pro Tag acht Tatra-Bahnen im Einsatz

Nostalgikern wird bei diesem Geräusch wohl warm ums Herz: Mit einem lauten Quietschen schließt die alte Falttür der Tatra-Bahn und dann rattert sie los auf ihrer Fahrt durch Leipzig, zum Beispiel auf der Linie 8. Wer drinnen sitzt will, muss drei Stufen erklimmen, um seinen Platz zu erreichen. Denn barrierefrei sind die alten Wagen nicht, die immer noch täglich durch Leipzig rollen.

Straßenbahn vor dem Hauptbahnhof in Leipzig
Acht von 150 Straßenbahnen, die täglich durch Leipzig rollen, sind Tatra-Bahnen. Bildrechte: imago images/Schöning

Warum, erklärt der Geschäftsführer Technik und Betrieb der Leipziger Verkehrsbetriebe, kurz LVB, Ronald Juhrs. "Wir haben aktuell genau noch 30 Tatra-Fahrzeuge im Bestand, die wir zu 15 Wagenzügen zusammenkuppeln können. Nach Plan setzen wir täglich maximal acht ein. Wir halten die gut instand und wir brauchen die auch, als Reserve für Großveranstaltungen wie jetzt die Fußball-Europameisterschaft. Es ist immer noch ein Niederflurwagen mit dran – und beim Tatra muss man dann eben in diesen Beiwagen einsteigen."

Das müssen dann alle, die etwa im Rollstuhl mitfahren wollen, eine Gehbehinderung haben oder mit Kinderwagen unterwegs sind. Im angehängten Niederflurwagen wird es dann schnell voll.

Fahrgäste beschweren sich über Tatra-Bahnen

Dass es immer wieder Beschwerden gibt, bestätigt Daria Luchnikova, die Beauftragte für Menschen mit Behinderungen in Leipzig. "Wir kriegen nicht nur von Menschen Beschwerden, die mit dem Rollstuhl da sind, sondern auch von Menschen mit Sehbehinderung, die sich Barrierefreiheit in der Bahn und an der Haltestelle wünschen."

Eine Lösung sei aber schwierig, sagt Luchnikova. "Das ist tatsächlich finanziell abhängig: Die Finanzen kommen gesplittet und genau so gesplittet werden auch die neuen Straßenbahnen angeschafft."

Ende der Tatra-Bahnen auch in Leipzig absehbar

150 Wagenzüge seien täglich in Leipzig unterwegs, erklärt Ronald Juhrs, maximal acht davon eben als Tatra-Züge. Doch die Tage der alten Bahnen sind laut LVB gezählt. "Das Ende des Tatra-Zeitalters ist absehbar. Wir sind gerade in der Neubeschaffung von XXL-Plus-Fahrzeugen. Wir gehen davon aus, dass – wenn die Lieferung pünktlich erfolgt – wir Ende 2026, Anfang 2027 die Tatras aussondern können und dann ausschließlich mit modernen Niederflurwagen unterwegs sind." 25 moderne XXL-Plus-Fahrzeuge, die nun bestellt sind, kosten insgesamt 100 Millionen Euro – unter anderem finanziell gefördert vom Freistaat Sachsen. Gut zwei Jahre wird es aber mindestens noch dauern, bis die neuen Bahnen rollen.

Daria Luchnikova hätte sich gewünscht, dass es schneller geht, weil immer mehr Menschen – eben auch mit Behinderung – Straßenbahn fahren wollen und sollen und es manchmal zu eng wird. "Für die, die an der Haltestelle stehen bleiben, weil sie nicht einsteigen können, ist es natürlich ein Drama. Und es tröstet auch nicht zu sagen: In zwei Jahren schaffst du es dann endlich, in die Straßenbahn einzusteigen. Ich sehe aber auch das Engagement der Kollegen der Leipziger Verkehrsbetriebe und wenn es mal richtig kritisch wird auf einzelnen Strecken, dass wenigstens dort Ausnahmelösungen gefunden werden."

Das hilft – und sicher auch, wenn alle, die nicht zwingend auf den angehängten Niederflurwagen angewiesen sind, vorne in die alte Tatra-Bahn einsteigen. So bleibt genügend Platz für all jene, die definitiv einen barrierefreien Einstieg brauchen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 21. Juni 2024 | 06:21 Uhr

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