Klimadebatte Nach Razzia bei Letzter Generation - Demonstrationen in Leipzig und Dresden

25. Mai 2023, 17:08 Uhr

Mit ihren Aktionen sorgen die selbsternannten Klimaschützer der Letzten Generation für viel Unmut. Nun gab es eine große Razzia - die Gruppe will aber weitermachen und setzt nun auch auf Demonstrationen. Ihre gesperrte Internetseite hat die Gruppe inzwischen umgeleitet.

Nach der großangelegten Razzia bei der Klimaschutzgruppe Letzte Generation in mehreren Bundesländern haben etwa 200 Menschen in Leipzig demonstriert. Das Bündnis Fridays for Future hatte zu der Solidaritätsbekundung mit den Klimaaktivisten aufgerufen. Der Demonstrationszug lief am Mittwochabend um den Innenstadtring, sagte ein Polizeisprecher.

Der Protest sei friedlich verlaufen, nur vereinzelt haben sich den Angaben zufolge Menschen vermummt. In Dresden versammelten sich etwa 100 Menschen auf einer Solidaritätskundgebung. Auch der Dresdner Klimaaktivist Christian Bläul beteiligte sich daran. Die Polizei hatte bei ihm zuvor ebenfalls die Wohnung durchsucht.

Neue Internetseite der Letzten Generation online

Einen Tag nach den bundesweiten Durchsuchungen ist die Klimaschutzgruppe Letzte Generation wieder mit einer eigenen Internetadresse online. Dafür nutzt die Gruppe keine deutsche .de-Domain mehr, sondern die Adresse letztegeneration.org. Die Klimaschutzaktivisten haben es auch geschafft, die bisherige und am Mittwoch durch die Ermittler ursprünglich abgeschaltete Adresse auf das neue Ziel umzuleiten.

"Das staatliche Vorgehen soll einschüchtern, Angst machen", erklärten sie. "Doch wir können und werden uns nicht erlauben, in dieser Angst zu verharren". Die federführende Generalstaatsanwaltschaft in München hatte am Donnerstag keine Erklärung dazu, wie es zur Weiterleitung von der alten auf die neue Adresse kam. Die Umleitungen seien nicht durch die Ermittlungsbehörden veranlasst worden, sagte Oberstaatsanwalt Sebastian Murer. "Die Domain .de ist weiterhin beschlagnahmt."

Die Ermittlungen laufen gegen sieben Beschuldigte, auch Konten der Gruppe wurden beschlagnahmt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Letzte Generation Spenden zur Finanzierung von Straftaten sammelt. Auf der neuen Internetseite ruft die Gruppe nun erneut zu Spenden auf.

Forscher warnt nach Razzia vor Radikalisierungen

Der Extremismusforscher Matthias Quent von der Hochschule Magdeburg-Stendal sieht die Gefahr, dass das Vorgehen der Polizei gegen die Klimaschutzgruppe Letzte Generation zu einer Radikalisierung führen könnte. Das Exempel, das statuiert werden solle, könne "Abschreckungseffekte haben, die nach hinten losgehen", sagte Quent.

Das kann dazu führen, dass sich Einzelne radikalisieren.

Matthias Quent Extremismusforscher an der Hochschule Magdeburg-Stendal

Diese könnten dazu führen, dass sich Menschen, die sich für Klimaschutz einsetzen, vom Staat nicht unterstützt, sondern im Stich gelassen fühlten. "Das kann dazu führen, dass sich Einzelne radikalisieren", sagte Quent.

MDR (kbe)/dpa

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