Eine Frau mit lange, blonden Haaren untersucht Laborproben in einem Laborraum.
Die Landesuntersuchungsanstalt wie hier in Leipzig testet im Jahr rund 20.000 Lebensmittel. Bei einigen Produkten sind schwere Verunreinigungen festgestellt worden. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Lebensmittelüberwachung Warnung vor asiatischen Pilzen: Mehr mangelhafte Lebensmittel in Sachsen

17. August 2023, 20:14 Uhr

Die Landesuntersuchungsanstalt Sachsen testet jährlich rund 20.000 Lebensmittel. Dabei setzt sich ein Negativtrend bei den getesteten Produkten der vergangenen Jahre fort. Manche Hersteller täuschen Kundinnen und Kunden bewusst durch Falschangaben. Bei einigen Nahrungsmitteln warnen die Lebensmittel-Experten vor Risiken für die Gesundheit.

Die Liste der als mangelhaft getesteten Lebensmittel in Sachsen ist im vergangenen Jahr länger geworden. Damit setze sich ein Trend der Vorjahre fort, sagte Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) am Donnerstag bei der Vorstellung des Jahresberichts der Landesuntersuchungsanstalt (LUA) in Leipzig.

Voriges Jahr waren den Angaben zufolge im Lebensmittelbereich mehr als 20.000 Proben durch die LUA genommen worden. Ein knappes Fünftel hatte laut Jahresbericht Mängel. Es gehe meistens nur um mangelnde Kennzeichnungen auf den Produkten. So sind den Angaben nach in den Produkten die Stoffe nicht oder nur mangelhaft enthalten, die angegeben und beworben werden. Aber auch das sei "ein ernstes Problem im Sinne des Verbraucherschutzes", sagte Köpping.

Verbrauchertäuschung bei Nahrungsergänzungsmitteln

Besonders häufig seien Mängel bei Nahrungsergänzungsmitteln festgestellt worden, sagte LUA-Präsident Jens Albrecht. Das sei ein wachsender Markt, in dem mit vielen Werbeversprechen gearbeitet werde. Dabei sei nicht alles erlaubt, betonte Albrecht. Zum Beispiel dürfe nicht bei Produkten von "Fatburnern" gesprochen werden, die Fettabnehmen versprechen. "Es werden auch Versprechen gemacht wie Gelenkgesundheit. Aber das ist europaweit verboten, weil es ein Gelenk-Gesundheitsmittel nicht gibt", erklärt Albrecht und fügt hinzu: "Eine unmittelbare Gesundheitsgefahr geht von den Produkten in den allermeisten Fällen nicht aus, aber es ist eine klare Verbrauchertäuschung."

Eine unmittelbare Gesundheitsgefahr geht von den Produkten in den allermeisten Fällen nicht aus, aber es ist eine klare Verbrauchertäuschung.

Jens Albrecht Präsident der Landesuntersuchungsanstalt Sachsen

Laut LUA-Jahresbericht entsprechen allein drei Viertel der fast 200 eingereichten Proben von Nahrungsergänzungsmitteln nicht den rechtlichen Vorgaben. Diese Quote liege auf ähnlich hohem Niveau wie im Vorjahr. 22 Prozent dieser Proben stammen den Angaben nach aus sächsischer Herstellung. Davon seien nur zwei Proben nicht bemängelt worden. "Wir versuchen, alle Lebensmittelhersteller in Sachsen besonders in den Fokus zu nehmen. Die Bundesländer versuchen sich aber auch untereinander abzustimmen", erklärt LUA-Präsident Albrecht.

Pilze können schwere Erkrankungen hervorrufen

Die Lebensmittelexperten haben zudem vor sogenannten Mu-Err-Pilzen und anderen Produkten mit asiatischer und insbesondere vietnamesischer Herkunft gewarnt. In Proben seien seit Mitte 2022 überhöhte Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, Schimmelpilzen oder Verunreinigungen mit Insekten gefunden worden, erklärt Rüdiger Helling vom Referat Lebensmittelsicherheit im Gesundheitsministerium Sachsen.

Bei den Mu-Err-Pilzen seien Salmonellen nachgewiesen worden. Zwar gebe es bisher keine Erkenntnisse zu konkreten gesundheitlichen Folgen, aber für Personen mit geschwächtem Immunsystem, Schwangere und ältere Menschen stellten die Produkte ein großes Risiko dar. "Da kann es zu ernsthaften Erkrankungen bis zu Todesfällen führen", erklärt Helling.

Mu-Err-Pilze stammen wohl von einem einzelnen Großhändler

Die Mu-Err-Pilze seien über einen Asia-Großmarkt an kleinere vietnamesische Händler weiterverteilt worden, erklärt Helling. "Ein Großhändler im Raum Sachsen ist hier besonders auffällig, der verschiedene Produkte weitervertrieben hat." Inzwischen sei der Vertrieb gestoppt worden. Es liefen Ermittlungen gegen den Großmarkt. Helling gab jedoch teilweise Entwarnung: "Es betrifft immer lokale, asiatische oder vietnamesisch stämmige Händler. Es betrifft nicht, was die gängigen Supermarktketten an asiatischen Produkten haben."

Es betrifft immer lokale, asiatische oder vietnamesisch stämmige Händler. Es betrifft nicht, was die gängigen Supermarktketten an asiatischen Produkten haben.

Rüdiger Helling Referat Lebensmittelsicherheit im Gesundheitsministerium Sachsen

Wegen langer Haltbarkeitsdaten bis 2024 sei es nicht ausgeschlossen, dass Käuferinnen und Käufer noch Vorräte in den Schränken hätten. Die Pilze sollten nicht roh gegessen werden. "Sie sollten zudem gut erhitzt werden", erklärt Helling. Außerdem sollten die Produkte kritisch auf Verunreinigungen geprüft werden.

MDR (phb)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 17. August 2023 | 20:00 Uhr

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