Renommierter schwedischer Dirigent Herbert Blomstedt: "Das Gewandhausorchester Leipzig ist in glänzender Verfassung"
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12. September 2023, 11:59 Uhr
Vor 25 Jahren hat der Dirigent Herbert Blomstedt das Leipziger Gewandhausorchester übernommen. Bis heute ist er begeistert vom Geist der Musik in der Stadt – und von dem Klangkörper, den er entscheidend mitgeprägt hat. Als Ehrendirigent begleitet er die Entwicklung des renommierten Orchesters weiter.
- Herbert Blomstedt lobt das Leipziger Gewandhausorchester.
- Der Dirigent sieht die Entwicklung des Orchesters positiv.
- Leipzig sieht er als eine führende Musikstadt an.
Der Dirigent Herbert Blomstedt ist voller Begeisterung für das Leipziger Gewandhausorchester. Es sei "in glänzender Verfassung", sagt der 96-jährige Schwede im Podcast von "Aufgefallen", dem Kulturmagazin von MDR Sachsen. Dies sei 1998, als er sein Amt als Gewandhauskapellmeister angetreten habe, nicht der Fall gewesen. Damals, so Blomstedt, habe sich das Orchester in einer schwierigen Übergangszeit befunden, "die wir wunderbar gemeistert haben."
Gewandhausorchester gestern und heute
25 Jahre später ist der renommierte Dirigent glücklich mit der Entwicklung des Orchesters. "Der Klang ist wunderbar schön: ganz dunkel im Prinzip – aber warm, sehr kräftig in der Basslage und in der Mittellage." Das ergebe einen wunderbar flexiblen Klang.
Heute ist es ein unglaublich feines Ensemble.
Davon konnte man sich zuletzt beim Demokratiekonzert überzeugen, mit dem das Gewandhausorchester traditionell seine Spielzeit eröffnet. Herbert Blomstedt leitete das Konzert als Ehrendirigent – ein Amt, mit welchem man ihm nach seiner Zeit als Kapellmeister betraute.
Leipzig ist traditionell eine Stadt der Musik
Dieser Umstand erlaubt es Blomstedt immer wieder nach Leipzig zurückzukehren. Die Stadt habe eine zentrale Rolle in seiner Karriere gespielt, resümiert er im Gespräch mit dem MDR: Hier habe er "eine wunderbare Zeit" verbracht - nicht zuletzt weil Leipzig für ihn "indiskutabel eine führende Musikstadt" ist. Während sich andere Metropolen wie Berlin oder Wien in ihrer Selbstwahrnehmung eher auf Schauspieler, Sportler oder Politiker konzentrierte, habe in Leipzig die Musik einen hohen Stellenwert.
Es ist unglaublich, wie nah die Musik an der Oberfläche der ganzen Kultur hier ist.
So sei in Umfragen nach den wichtigsten Personen Leipzigs der Gewandhauskapellmeister, der Thomaskantor und sogar der pensionierte Gewandhauskapellmeister an vorderster Stelle genannt worden. Auch geschichtlich sei diese Tradition spürbar – mit Mendelssohn als Gewandhaus-Chef, Schumann, der dort ein- und ausgegangen sei, sowie wichtigen Musikverlage Peters oder Breitkopf & Härtel.
Dieser Stellenwert der Musik war vor 25 Jahren ausschlaggebend für Herbert Blomstedt, das Angebot, Gewandhauskapellmeister zu werden, anzunehmen und nach Leipzig zu gehen. Das hätte er nicht gemacht, wenn er nicht überzeugt gewesen wäre, dass Leipzig eine Musikstadt sei.
Weitere Informationen zu Herbert Blomstedt
Blomstedt wurde 1927 in Springfield/Massachusetts (USA) als Kind schwedischer Eltern geboren. Die Familie kehrte 1929 nach Skandinavien zurück. Nach seiner musikalischen Ausbildung in Schweden, Deutschland und den USA, unter anderem bei Leonard Bernstein, leitete er zunächst Orchester u.a. in Stockholm und Oslo.
Von 1975 bis 1985 war er Chefdirigent und später auch Generalmusikdirektor der Dresdner Staatskapelle, ab 1977 zugleich Chefdirigent des schwedischen Rundfunksinfonieorchesters. Es folgen Engagements beim San Francisco Symphony Orchestra, das er zu großem Erfolg führt oder dem NDR-Sinfonieorchester. Von 1998 bis 2005 war Blomstedt als Nachfolger von Kurt Masur Gewandhauskapellmeister, danach Ehrendirigent des Klangkörpers. Bis heute tritt er mit renommierten Orchestern auf.
Quelle: Podcast "Aufgefallen" von MDR Sachsen, Munzinger, Redaktionelle Bearbeitung: op, tmk
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Aufgefallen - Das Kulturmagazin | 11. September 2023 | 20:00 Uhr