"She BAM!" in der Leipziger Baumwollspinnerei Eine Galerie nur für Künstlerinnen? Das funktioniert – und expandiert

02. September 2023, 07:00 Uhr

Die Leipziger Galerie "She BAM!" von Lætitia Gorsy zeigt ausschließlich Werke von Künstlerinnen. Das Konzept trägt. Jetzt hat die Französin auf dem Leipziger Spinnereigelände größere Räume bezogen – mit zehnmal so viel Platz wie vorher. Wir stellen die Galeristin und ihre erfolgreiche Idee vor.

Die Galerie "She BAM!" in Leipzig hat ein ungewohntes Konzept: sie zeigt ausschließlich Werke von Künstlerinnen. Bereits seit 2018 existiert die Galerie auf dem Spinnereigelände in Leipzig als jüngste Gründung neben etablierten Namen wie EIGEN+ART, Jochen Hempel oder ASPN.

Neue Galerieräume – zehnmal so groß

Etwas versteckt in einem Gang gelegen, betritt man den gerade einmal 18 Quadratmeter großen Raum – ohne Fenster, nur mit einem kleinen Tisch und drei Wänden für die Kunst. An denen war in den vergangenen Jahren viel los: knapp 40 Ausstellungen seit 2018! Betrieben wird "She BAM!" von Lætitia Gorsy. Die Französin hat Visuelle Kommunikation studiert, entsprechend eindrücklich inszeniert sind die gezeigten Ausstellungen.

Pünktlich zum Herbstrundgang der Spinnereigalerien am ersten Septemberwochenende eröffnet Gorsy schräg gegenüber neue Galerieräume. Mit 180 Quadratmetern sind diese zehnmal so groß, mit Fenstern, Nachmittagssonne und einem Baum vor der Tür. Für die Galeristin ist es ein Umzug mit Ansage: Von Beginn an zeigt sie ausschließlich Künstlerinnen.

Künstlerinnen sind noch immer unterrepräsentiert

Schon im Studium an der Kunsthochschule im französischen Straßburg hörte Gorsy, dass sie als Frau keine Zukunft in der Kunstwelt haben werde. 2012 kam sie nach Leipzig, arbeitete auf dem Spinnereigelände für eine französische Galerie, die überwiegend männliche Künstler vertrat. Nachdem diese schließen musste, notierte sich Gorsy alle, mit denen sie im Rahmen einer eigenen Galerie gern arbeiten würde: auf dem Zettel standen ausschließlich Frauen.

Ihre 100-Prozent-Quote versteht Gorsy auch als Beitrag zum Ungleichgewicht in der Kunstwelt. Die Idee ist nicht neu, ihre Notwendigkeit noch immer begründet. Werke von Künstlerinnen sind seltener in Ausstellungen zu sehen. Und das, obwohl das Gros der Absolventinnen von Kunsthochschulen mit mehr als 60 Prozent seit Jahren weiblich ist.

Ich zeige nur Künstlerinnen, weil sie immer noch unterrepräsentiert sind und weniger verkauft werden.

Lætitia Gorsy, Galeristin von "She BAM!"

Werke von Frauen werden zudem im Schnitt für rund 47 Prozent geringere Beträge verkauft als die von Männern. "Die Angst, dass Frauen ihre Karriere beenden, wenn sie Kinder bekommen, sitzt tief – auch bei Menschen, die Kunst sammeln", so die Erfahrung von Gorsy.

Viel Zustimmung für Galerie

Zu Beginn hat sie das Konzept der Galerie nicht in den Vordergrund gestellt. Sie wollte, dass dies subtil bleibt – auch aus Sorge vor einem möglichen Shitstorm. Doch die Reaktionen waren fast ausnahmslos positiv, von wenigen abfälligen Bemerkungen über den "Frauenladen" einmal abgesehen.

Ohne Eigenkapital hat Gorsy die Galerie aufgebaut. Dafür mit viel Disziplin und guten Künstlerinnen. "She BAM!" lockt neue Käuferinnen und damit auch ein neues Publikum auf das Spinnereigelände. 80 Prozent der Menschen, die bei ihr kaufen, sind männlich. Viele unter 35 Jahre alt, viele kaufen zum ersten Mal.

Dass sie jetzt in größere Räume zieht, ist auch ein sichtbarer Ausdruck ihres Erfolgs: "In den letzten fünf Jahren ist die Galerie ernster und größer geworden. Auch die Künstlerinnen haben sich entwickelt und sind am Markt präsenter", so Gorsy.

Gorsy fühlt sich wohl in Leipzig

Die Galeristin ist offen für Experimente und für alle Altersgruppen. Leipzig ist für sie daher ein guter Ort, wie ein großes Atelier. So wie die Stadt sich in den letzten Jahren entwickelt hat, so ist auch sie gewachsen. Gorsy ist offen für Kooperationen und hat eine klare Vision: "Ich hoffe, dass ich in den nächsten Jahren mit einem großen Team noch weitere Projekte an anderen Orten entwickeln kann und die Marke von ganz allein läuft."

Quelle: Sarah Alberti, Redaktionelle Bearbeitung: op

Die Galerie Galerie Lætitia Gorsy – She BAM!
Halle 3.C. Spinnereistr. 7, 04179 Leipzig (Altes Domizil)
Halle 18.H. Spinnereistr. 7, 04179 Leipzig (Neues Domizil)

Aktuelle Ausstellungen:
Galamb Thorday: "Requital"
bis 13. Oktober 2023

Ellen Akimoto: "Spinning the Afterimage"
bis 27. Oktober 2023

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 02. September 2023 | 12:10 Uhr

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