Bestandsaufnahme Fußball-EM: Wie fit ist Leipzig für die EURO 2024?
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14. September 2023, 11:50 Uhr
Der Sommer 2006 mit der Fußball-WM in Deutschland ist für viele unvergessen. Gibt es 2024 eine Wiederholung - diesmal als Europa-Ausgabe? Die Verantwortlichen in Leipzig bereiten hinter den Kulissen schon alles für ein spektakuläres Event vor. Das wurde nach einem dreitägigen Besuch des Organisationskomitees deutlich.
- Rund 33.000 Karten gehen in Leipzig pro Spiel in den freien Verkauf.
- Schon 4.500 Menschen in der Messestadt haben sich für das Volunteers-Programm beworben.
- Neues Verkehrskonzept wird am Sonnabend gegen Augsburg wieder getestet.
275 Tage vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland hat Leipzig ein gutes Zwischenzeugnis für seine bisherigen Vorbereitungen erhalten: "Gott sei Dank haben wir beim Zwischenstand kein Rot, sondern ganz viel Grün. Wir haben mit der Stadt wahnsinnig viele Dinge erledigt. Es gibt an der ein oder anderen Stelle gelbe, aber schon ins grün gehende Felder", so Ulrich Wolter von Bundesligist RB Leipzig nach einem dreitägigen Arbeitsbesuch des Organisationskomitees in der Messestadt.
"Das sind Dinge, die wir noch gar nicht erledigen konnten, weil sie im laufenden Bundesliga-Spielbetrieb noch nicht umgesetzt werden konnten. Das müssen wir nach Ablauf der Bundesliga-Saison noch schnell machen", so der im EM-Kontext offiziell als "Chief Relationship Officer RB Leipzig" fungierende Wolter. So sollen die Medienarbeitsplätze, die für die Journalisten bestimmt sind, zur EM auf die andere Tribünenseite wandern.
33.600 Tickets gehen pro Spiel in Leipzig in den freien Verkauf
Weil keine Stehplätze erlaubt sind, können anstatt 47.000 wie in der Bundesliga nur 42.000 Zuschauer ins Leipziger Stadion. Für Sponsoren, Medien und die UEFA-Familie sind 20 Prozent reserviert. 80 Prozent gehen in den freien Verkauf. 33.600 Tickets sind das. Bis zu je 11.000 Plätze sind für die Anhänger beider Mannschaften reserviert.
Blindbewerbung am Tag der Deutschen Einheit
Der öffentliche Verkauf startet am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit. Dann müssen sich alle, die ein Ticket kaufen möchten, auf "euro2024.com" registrieren und bewerben. Nicht mehr als vier Karten sind pro Person erlaubt. Der Pferdefuß: Da es da noch keine Gruppenauslosung gab, stehen zwar die Spiele, aber noch nicht die beiden Kontrahenten fest. Diese sind erst nach der Auslosung am 2. Dezember in Hamburg fix.
Dennoch rät die UEFA zur Teilnahme an der ersten Verkaufsphase, die bis zum 26. Oktober geht. Dann habe man die "besten Chancen" auf Live-Spiele, so die UEFA in einer Mitteilung am Dienstag. 1,2 Millionen Tickets werden in dieser Verkaufsphase verteilt. Die günstigsten Tickets kosten 30 Euro.
Vier Spiele in Leipzig
Leipzig gehört zu den zehn deutschen Ausrichterstädten des Events vom 14. Juni bis 14. Juli 2024. Im Stadion von RB, der Red-Bull-Arena, werden vier Partien ausgetragen.
Gruppenspiele (Gegner noch offen) | 18. Juni: F3 - F4 | |
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21. Juni: D2 - D4 | ||
24. Juni: B2 - B3 | ||
Achtelfinale | 2. Juli: 1. Gruppe D - 2. Gruppe F |
"Stadium Leipzig" heißt es offiziell
Allerdings wird die Spielstätte im Rahmen der EM als "Stadium Leipzig" bezeichnet. Der Grund dafür: Sponsorennamen bei den Stadien sind tabu. Das gleiche Schicksal traf auch Arenen in anderen Städte, die jetzt "Cologne Stadium" oder "Düsseldorf Arena" heißen.
Die EM-Organisatoren dementierten Meldungen, nach denen sich die UEFA die alten Traditionsnamen der Stadien gewünscht habe: "Darüber wurde nie gesprochen", so Jürgen Eißmann, der Head of Public Affairs der EURO 2024. Über die Bezeichnung "Zentralstadion" habe man nicht diskutiert, sagte Ulrich Wolter von RB.
Geschichte des Zentralstadions
Das 1956 eröffnete riesige Zentralstadion war mit einer Kapazität von 100.000 Plätzen das größte Stadion der DDR und der Bundesrepublik Deutschland. Zahlreiche Länderspiele der DDR-Auswahl fanden dort ebenso statt wie legendäre Europacup-Partien von Lokomotive Leipzig oder das Turn- und Sportfest der DDR. In der Saison 1993/94 spielte der VfB Leipzig in der Spielstätte Bundesliga. Damals waren wegen baulicher Mängel wie morscher Sitzbänke längst nicht mehr alle Plätze auf den Tribünen zugelassen. 1998 entschied sich die Stadt für einen Abriss und für einen Neubau an gleicher Stelle. 2002 fand das Deutsche Turnfest noch auf der Baustelle der neuen Arena statt. 2004 wurde das umgebaute Zentralstadion eröffnet. 2006 stiegen dort Partien der Fußball-WM. Seit 2010 firmiert das neue Zentralstadion als Red-Bull-Arena. Damals zog RB Leipzig in das Stadion ein.
Fast dreimal so viele Bewerber wie ursprünglich gesucht
Damit überhaupt alles reibungslos abläuft bei der EM, braucht es viele Helfer. Dafür haben die Veranstalter ein Freiwilligen-Programm aufgelegt. Das kann sich vor Bewerbungen kaum retten. 16.000 sogenannte Volunteers werden benötigt, über 100.000 haben sich beworben. In Leipzig werden 1.600 gesucht, 4.500 hoben die Hand: "Auch unser Volunteer-Programm wurde mit Bestnoten ausgezeichnet", freute sich Stefan Schedler als Gesamtprojektleiter für die EURO in Leipzig. Der Zulauf habe auch ihn überrascht. Man werde versuchen "für jeden einen Platz zu schaffen".
"Stadt der kurzen Wege" - neues Verkehrskonzept getestet
Als das Besondere an Leipzig beschreibt Jürgen Eißmann die "Stadt der kurzen Wege". Er sei in den drei Tagen die ganze Zeit mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs gewesen. Um diese kurzen Wege möglichst auch genießen können, hat RB Leipzig beim ersten Bundesliga-Heimspiel in dieser Saison gegen den VfB Stuttgart ein neues Verkehrskonzept getestet: "Da gab es einen erweiterten Sperrkreis rund um das Stadion, keine Parkplätze für Privatautos, wie bei der EURO", sagt Wolter.
Der Schwerpunkt hätte auf dem öffentlichen Nahverkehr gelegen, auf Radfahrern und Fußgängern. Auch um das Waldstraßenviertel zu entlasten. Das wurde offenbar angenommen: "So war der Park-and-Ride-Platz am Völkerschlachtdenkmal ausverkauft", berichtet Wolter. Noch nicht optimal sei der Rückweg gewesen. Da habe es beim dem Abendspiel ab dem Hauptbahnhof gehapert. Entzerren wolle man den Weg nach Hause auch, indem die Zuschauer länger im und am Stadion bleiben sollen. Zum Beispiel durch die Übertragung der Pressekonferenz. Der nächste Test des Verkehrskonzeptes ist dann bei der Bundesliga-Partie gegen den FC Augsburg am kommenden Sonnabendnachmittag.
MDR (cke)