Naturschutzgebiet Wegen Umweltbedenken: Crosslauf im Leipziger Auwald sorgt für Streit

10. September 2023, 09:00 Uhr

Bereits beim diesjährigen Firmenlauf mit mehreren Tausend Teilnehmern mussten die Organisatoren lange mit den zuständigen Behörden verhandeln. Der Crosslauf der Laufgruppe SG LVB wurde jetzt ganz abgesagt. Das Leipziger Umweltamt will den Auwald besser schützen und löst damit bei Joggingfans Unverständnis aus. Auch Stadträte kritisieren das Vorgehen der Behörde.

Wie umweltschädlich sind Läufe mit mehreren Hundert oder Tausend Teilnehmern durch den Auwald? Nach Meinung des Leipziger Umweltamts scheint die Antwort seit diesem Jahr zu lauten: zu umweltschädlich. Um Tiere und auch Pflanzen vor unvorsichtigen Menschen zu schützen, unterbindet die Behörde derzeit viele Läufe, die durch den Wald führen sollen.

Schon der mit mehr als 17.000 Läuferinnen und Läufer alljährliche Firmenlauf im Juni stand zeitweise auf der Kippe. Rund 10 Monate habe der Antrags- und Prüfungsprozess gedauert. Der traditionsreiche Crosslauf der Laufgruppe SG LVB wurde nach langen Verhandlungen nun aber abgesagt.

Umweltamt sieht Auwald durch Bevölkerungszuwachs belastet

Wochenlang hatten die Hobbyläufer mit dem Umweltamt gerungen und potenzielle Ausweichstrecken besprochen. "Das frustriert unheimlich, weil wir es alles ehrenamtlich machen und viel Zeit investieren", sagte der Abteilungsteiler der Laufgruppe, Wolfgang Wittig, im Gespräch mit MDR SACHSEN.

Ihn irritiert, dass das Naturschutzgebiet für Privatleute ohne Probleme zugänglich ist. Sobald man allerdings einen Lauf anmelde und damit eine Rückennummer trage, würde sich das Umweltamt querstellen.

Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke) begründet den Schritt damit, dass das Verfahren für Genehmigungen von Laufveranstaltungen verschärft worden sei. "Durch den Bevölkerungszuwachs und den erhöhten Nutzungsdruck wird der Auwald als Landschafts- und Naturschutzgebiet über den normalen Gemeindegebrauch hinaus belastet", sagte er.

Kritik aus dem Sportausschuss der Stadt

Beim Crosslauf rechnete die Laufgruppe mit einer Teilnehmerzahl von knapp 200 Menschen. Bei einer solchen Größe lässt das Umweltamt allerdings nur Veranstaltungen zu, die über breite Wege verlaufen. Engere, weniger erschlossene Wege sind weitestgehend tabu.

SPD-Fraktionschef Christopher Zenker kann die Entscheidung des Umweltamtes ebenfalls nicht nachvollziehen. Zenker sitzt im Sportausschusses im Stadtrat und ist dafür, dass kleine, ehrenamtliche Sportveranstaltungen weiterhin im Auwald stattfinden können.

"Nach wie vor stellt sich die Frage, weshalb Läufer, die mit einer Startnummer am Trikot auf vorhandenen Wegen durch den Auwald joggen, gefährlicher und störender für Flora und Fauna sein sollen als Sportler, die einfach so in ihrer Freizeit im Wald unterwegs sind", schreibt Zenker in einer Pressemitteilung.     

Das Thema dürfte Leipzig noch eine Weile beschäftigen. Mittlerweile ist laut Stadt auch ein Runder Tisch mit Oberbürgermeister, Umweltamt und Vereinen geplant.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass der Firmenlauf 2022 noch im Auwald stattgefunden habe. Das ist falsch. Bereits die letzten Firmenläufe fanden in umliegenden Stadtgebieten außerhalb des Auwalds statt. Richtig ist, dass es dieses Jahr eine lange Verhandlungsphase zwischen Umweltamt und den Organisatoren gegeben hat. Vielen Dank an die Leser und Leserinnen für den Hinweis.

MDR (mad)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 07. September 2023 | 19:00 Uhr

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