12. Sächsisches Theatertreffen Theater in Not – Leipziger Intendant Lübbe sorgt sich um ländlichen Raum
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21. Mai 2024, 15:03 Uhr
Das Theater der Jungen Welt und das Schauspiel Leipzig sind vom 21. bis 26. Mai 2024 Gastgeber des 12. Sächsischen Theatertreffens. Daran sind elf Bühnen aus ganz Sachsen beteiligt – darunter auch Häuser aus strukturschwachen Gegenden, etwa Freiberg und Döbeln. Um deren Zukunft macht sich der Intendant des Leipziger Schauspiels, Enrico Lübbe, Sorgen. Im MDR KULTUR-Gespräch warnte er vor einem "Ausbluten" der betroffenen Regionen, sollten die Theater als deren Lebensadern nicht erhalten bleiben.
- Die Vielfalt, die Positionen und Perspektiven von Theatern sind Thema beim diesjährigen Sächsischen Theatertreffen.
- Die Akteure betonen die unterschiedlichen Bedingungen für die Theater im ländlichen Raum.
- Die Eröffnung des 12. Sächsischen Theatertreffens wird am Dienstag mit einer Premiere in Leipzig gefeiert.
Der Intendant des Leipziger Schauspiels, Enrico Lübbe, sorgt sich um die Theater in ländlichen Regionen. Zum Auftakt des 12. Sächsischen Theatertreffens, welches er gemeinsam mit der Intendantin des Theaters der Jungen Welt, Winnie Karnofka, in Leipzig organisiert, betonte er die Unterschiede zwischen Bühnen in der Stadt und auf dem Land.
Wie weiter mit dem Theater im ländlichen Raum?
Auf dem Land seien viele Häuser in wirtschaftlicher Not, sagte Lübbe im Gespräch mit MDR KULTUR. "Wir hier in Leipzig haben natürlich, da muss man ehrlich sein, eine sehr kulturaffine Stadtpolitik. Aber ich weiß gerade auch von kleineren Theatern, gerade im ländlichen Raum, dass sie, wenn dort finanziell nicht geholfen wird, wirklich vor dem Ende stehen."
So ein Theater ist ein Arbeitgeber, aber auch eine Lebensader für diese Orte vor Ort. Das ist genauso wichtig wie eine Kita, wie ein Sportverein, wie eine Schule. Wenn man da nicht aufpasst, bluten diese Regionen nach und nach aus.
Das müsse offen so benannt werden, so Enrico Lübbe weiter. "Und da muss sich eine Politik auch fragen, wie es dann in diesen strukturschwächeren Regionen weitergehen soll? So ein Theater ist ein Arbeitgeber, aber auch eine Lebensader für diese Orte vor Ort. Das ist genauso wichtig wie eine Kita, wie ein Sportverein, wie eine Schule. Wenn man da nicht aufpasst, bluten diese Regionen nach und nach aus."
Unterschiedliche Bedingungen für Theater in der Stadt und auf dem Land
Die Theater in den ländlichen Regionen zu erhalten, sei eine Herausforderung, so Enrico Lübbe, der sich als Intendant des Schauspiels Leipzig über steigende Besucherzahlen im Nachgang von Corona freut. Vielen Häusern gehe es da anders, so Lübbe im Gespräch mit MDR KULTUR, insbesondere denen im ländlichen Raum. Für diese seien die Herausforderungen viel größer geworden.
Natürlich müsse auch das Schauspiel Leipzig schauen, wie es auf gestiegene Material-, Energie- und Personalkosten reagiere – wie es seine Produktionen weiterfinanziere, ob es eine Produktion weglasse oder anderweitig umstrukturiere. Das seien aber ganz andere Denkansätze "als in einem Theater, was sowieso schon per se unterfinanziert, personell unterbesetzt ist." Dem Theater Freiberg-Döbeln beispielsweise fehlten im vergangenen Jahr drei Millionen Euro.
Auch hier sei die Politik gefragt, sich zu überlegen, wie sie in diesen Orten weitermachen will – schließlich hätten die Theater auf dem Land "auch eine ganz andere Funktion und Aufgabe als so ein hochwertiges, hochfinanziertes Staatsschauspiel oder ein Schauspiel in Leipzig hier vor Ort. Und da muss man einfach mal ins Gespräch kommen und dann vielleicht auch der Politik spiegeln, was so die Bedingungen und die Gegebenheiten vor Ort sind und wo sie uns helfen könnten."
Uraufführung zur Eröffnung des Sächsischen Theatertreffens
Eröffnet wird das 12. Sächsische Theatertreffen mit dem Tanzstück "Hyper Normal" im Theater der Jungen Welt in Leipzig. Bis Sonntag präsentieren sich in diesem Rahmen insgesamt elf Landes-, Staats- und Stadttheater. Mit aktuellen Produktionen zeigen sie die Vielfalt der Bühnen im Freistaat Sachsen auf. Daneben tauschen sich sich über ihre Positionen und Perspektiven in der Zukunft aus. So soll es am Sonntagvormittag eine Podiumsdiskussion "Zur Zukunft der sächsischen Theater- und Kulturlandschaft" geben.
Das 12. Sächsische Theatertreffen endet am Sonntag. Dann wird in der Diskothek im Schauspiel Leipzig der "Preis des Sächsischen Theatertreffens" verliehen. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird von einer Jury vergeben, in der alle beteiligten Häuser vertreten sind. Sie bestimmt die Preiträgerinnen und Preisträger sowie die Kategorien, in denen sie ausgezeichnet werden.
Weitere Informationen:
Podiumsdiskussion
"Zur Zukunft der sächsischen Theater- und Kulturlandschaft"
Sonntag, 26. Mai 2024, 11 Uhr, Schauspiel Leipzig – Diskothek
Schauspielhaus, Eingang Bosestraße/Ecke Dittrichring
Eintritt frei
Quelle: MDR KULTUR (Saskia Affolter); Sächsisches Theatertreffen; Redaktionelle Bearbeitung: TMK, sg
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 21. Mai 2024 | 08:40 Uhr