Insolvenz Pflegeheim Muldentalstift Naunhof schließt: "Viele haben geweint"
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15. Dezember 2023, 17:58 Uhr
Tränen fließen, Wut herrscht unter den Heimbewohnern und Mitarbeitenden im Pflegeheim Muldentalstift. Jahrzehnte haben sie hier teilweise gelebt und gearbeitet. Doch nun soll die Einrichtung für Pflegebedürftige schließen. Ein Investor will zwar die Sachsen-Klinik nebenan retten, hat aber am Muldentalstift als Pflegeheim kein Interesse.
Das Pflegeheim Muldentalstift in Naunhof muss schließen. Wie der Geschäftsführer Jan Heuser auf Anfrage von MDR SACHSEN mitteilte, werden alle 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis Ende März 2024 entlassen. Grund für die finanzielle Schieflage des Hauses sei die zu geringe Auslastung gewesen. Fehlende Pflegekräfte seien das grundsätzliche Problem, sagt Heuser: "Das Muldentalstift hat 97 Betten. Wir konnten das Haus aber nur mit 76 Bewohnern belegen, weil uns das Personal gefehlt hat." Zeitgleich seien Energie- und Personalkosten stark gestiegen.
Viele haben geweint. Viele arbeiten ihr ganzes Arbeitsleben hier. Für sie ist es hier eine Familie, die jetzt wegbrechen wird.
Investor will Reha-Klinik erweitern
Seit Januar 2023 läuft das Involvenzverfahren für die Sachsen-Klinik und das Muldentalstift, die sich unter einem Dach befinden. Für die Sachsen-Klinik sei ein Investor gefunden worden, sagt Heuser. Der wolle die Reha-Einrichtung auch auf die Bereiche des Muldentalstifts erweitern. "Aktuell hat die Reha-Klinik nur 145 Betten. Das soll nun deutlich vergrößert werden", erklärt Heuser. Aber: "Das geht nur, wenn das Haus komplett als Reha-Klinik genutzt wird." Am Muldentalstift als Pflegeheim habe der Investor kein Interesse.
Bewohner und Mitarbeitende trauern und sind voll Wut
Für die 76 Heimbewohner komme das Aus des Muldentalstifts einer "Katastrophe" gleich, so Heuser. "Die Bewohner, die hier teilweise 25 Jahre im Haus sind, verlieren eine Heimat." Die Suche nach neuen Heimplätzen werde schwer, denn: "Andere Einrichtungen haben auch das Problem, dass ihnen das Personal fehlt."
Auch bei den Mitarbeitenden liegen Heuser zufolge Wut und Trauer derzeit nah beieinander: "Viele haben geweint. Viele arbeiten ihr ganzes Arbeitsleben hier. Für sie ist es hier eine Familie, die jetzt wegbrechen wird."
MDR (phb/Kathrin Grosse)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 15. Dezember 2023 | 16:30 Uhr