Überraschender Zugang Grimmas OB Berger holt Ex-Grüne Hermenau in sein Landtagsteam

Der künftige Landtagsabgeordnete Matthias Berger, der für die Freien Wähler ein Mandat holte, hat einen prominenten Zugang für sein Dresdner Team verpflichtet: Die Ex-Grüne Antje Hermenau feiert als eine Beraterin für Berger ihr Comeback im Landtag. Das bestätigte Hermenau MDR SACHSEN am Mittwoch.

Antje Hermenau bei "hart aber fair" am 9. September. Bildrechte: IMAGO / Panama Pictures

Die 60-Jährige sagte, sie werde "stundenweise als wissenschaftliche Beraterin für Berger arbeiten". Dabei würden ihr vor allem die Themen "Haushalt und Schuldenbremse auf dem Herzen liegen". Matthias Berger sei "ein Freund", der sie gefragt habe: "Für niemanden anderen hätte ich das gemacht", so Hermenau weiter. Sie wolle auch auf keinen Fall zurück in die Politik und sei durch ihr eigenes Kommunikationsunternehmen ohnehin gebunden.

Berger sagte der "Leipziger Volkszeitung": "Wir kennen uns seit über 20 Jahren, sind eng befreundet". Hermenau werde als "wissenschaftliche Mitarbeiterin" in seinem Landtagsbüro angestellt. Er stelle gerade eine "schlagkräftige Truppe" zusammen – mit Hermenau als "strategische Beraterin". Die 60-Jährige kenne "Hinz und Kunz. Wir wollen gemeinsam neue Impulse in der Landespolitik setzen"

Die gebürtige Leipzigerin Hermenau war von 2004 bis 2014 Grünen-Fraktionschefin im Sächsischen Landtag und von 1994 bis 2004 Bundestagsabgeordnete in Berlin. Den Grünen gehörte sie insgesamt 25 Jahre lang an. Nach dem Grünen-Nein zu einer Koalition mit der CDU in Sachsen 2014 wandte sie sich der Partei ab.

Zuletzt arbeitete Hermenau als Autorin sowie Politik- und Kommunikationsberaterin. Bekannt ist sie durch ihre teils provokanten Aussagen. Mit Verweis auf das politisch weit rechts stehende Online-Magazin "Tichys Einblick" bezeichnete sie die Bundesregierung auf x Ende 2023 zum Beispiel als "Kommunisten und Maoisten". Danach zitierte sie den Titel des Magazin-Beitrags: "Die Ampel ist ein ideologisches Hardcore-Projekt gegen Deutschland."

Über die Grünen äußerte sie sich am Dienstag bei WELT TV: "Die Grünen sind eine Zeitgeistpartei und der Zeitgeist ändert sich gerade. Sie hat sich den alten Zielen aus den 80er Jahren verschrieben und ist eigentlich die rückständigste Partei, die wir im Moment in Deutschland haben."

Der 56-jährige Berger hatte bei der Landtagswahl am 1. September das einzige Direktmandat für die Freien Wähler geholt. Nach zweiwöchiger Bedenkzeit entschied er sich das Mandat anzunehmen. Die konstituierende Sitzung findet am 1. Oktober statt. Dann gibt der Rechtsanwalt das Amt in Grimma ab. Er ist dort seit 2001 Bürgermeister und seit 2008 Oberbürgermeister. Berger und Hermenau engagieren sich seit 2018 auch in der Bewegung "Bürger für Sachsen".

Matthias Berger setzt künftig auf Antje Hermenau (Archivbild) Bildrechte: MDR SACHSENSPIEGEL

Nach der Landtagswahl könnte seine Stimme Einfluß auf die Sperrminorität haben. Damit können Landesgesetze, für die eine Zweidrittel-Mehrheit aller Abgeordneten nötig sind, verhindert werden. Die AfD verpasste die Sperrminorität um eine Stimme.