Wölfe im Landtag Umweltminister fordert mehr Herdenschutz
Hauptinhalt
16. Dezember 2022, 14:20 Uhr
Das Thema Wolf bewegt die Gemüter der Abgeordneten. Alle Fraktionen bekennen sich zwar zu Isegrim in Sachsen. Die CDU will aber den Schutzstatus absenken. Die AfD fordert sogar Jagdquoten. Grüne und Linke appellieren an Landwirte, ihre Weidetiere besser zu schützen.
Die CDU-Fraktion will die Wolfspopulation im Freistaat stärker regulieren und deshalb deren Status als streng geschützte Art herabstufen. Gründe sieht die Partei in der Ausbreitung der Raubtiere und den Schäden, die diese bei Weidetieren anrichten. "Rotkäppchen und der Wolf bleibt ein kluges Märchen", sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Georg-Ludwig von Breitenbuch in der von seiner Partei beantragten aktuellen Debatte zum Wolfsmanagement in Sachsen.
Es gebe Verzweiflung und Frustration bei Nutztierhaltern. Der Härtefallausgleich sei zu umständlich. Von Breitenbuch, selbst Landwirt und Jäger, forderte die Staatsregierung auf, den Bund auf die Realitäten in Sachsen hinzuweisen. "Wir müssen hier im bestehenden Ordnungsrahmen nachjustieren."
AfD für Jagdquote bei Wölfen
Die AfD sprach sich dafür aus, den Wolfsbestand generell zu reduzieren. "Die Raubtiere sind zur einer Frage der Sicherheit und der Lebensqualität im ländlichen Raum geworden", sagte der landwirtschaftliche Sprecher der Fraktion, René Hein. Er forderte Wolfskernzonen mit strengem Monitoring und eine Quote für die Bejagung von Wölfen.
Die SPD ist einer stärkeren Regulierung des Wolfsbestandes gegenüber ebenfalls nicht abgeneigt, vor allem in dicht besiedelten Gebieten und in Regionen mit Weidetierhaltung. Einerseits sei die Wiederansiedlung des Wolfes ein Erfolg in Sachen Artenschutz, sagte ihr landwirtschaftlicher Sprecher Volkmar Winkler. "Auf der anderen Seite nehmen die Probleme bei den Weidetierhaltern zu." Das dürfe man nicht länger ignorieren.
Linke: Jede Menge Platz für Wolfsterritorien
Der parlamentarische Geschäftsführer der Linken, Marco Böhme, wies in der Debatte darauf hin, dass es bereits jetzt möglich sei, sogenannte Problemwölfe zu entnehmen. Den Wolf aktiv zu bejagen, entbehre jeder wissenschaftlichen Grundlage. "Es gibt noch jede Menge Platz und Potential für Wolfsterritorien", sagte Böhme. Wichtig sei vor allem, den Herdenschutz bei Nutztieren zu verbessern.
Wölfe wichtig für den Wald
Auch für Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) ist Herdenschutz das wichtigste Mittel gegen Wolfsrisse bei Nutztieren. Solche Schäden würden vom Freistaat zu 100 Prozent erstattet, wenn der entsprechende Schutz installiert sei. Allerdings habe eine Überprüfung ergeben, dass bei 208 gemeldeten Wolfsangriffen in diesem Jahr nur in 50 Prozent der Fälle der Mindestschutz gegeben war.
Günther erklärte weiter, der Wolf bringe vor allem für den Wald erhebliche Vorteile, etwa im Hinblick auf einen ausgewogenen Tierbestand. Menschen müssten sich nicht fürchten, sie gehörten nicht zum Beuteschema der Wölfe.
Nach Angaben des Umweltministeriums gibt es in Sachsen aktuell 36 Territorien, in denen Wölfe leben. Das sind zwei weniger als vor einem Jahr. Die Wolfspopulation besteht aus insgesamt 31 Rudeln, vier Paaren und einem territorialen Einzeltier. Dabei handelt es sich um einen Wolf, der mehr als sechs Monate in einem Gebiet nachgewiesen werden kann.
MDR (jak)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 16. Dezember 2022 | 18:00 Uhr