Statistik Kriminalität: 6.800 Kinder machen Bekanntschaft mit der Polizei
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19. März 2024, 18:03 Uhr
Sachsen ist ein sicheres Bundesland, meint Innenminister Armin Schuster. Dennoch zeigt die Kriminalitätsstatistik für 2023, dass die Polizei mehr Straftaten bearbeiten muss. Der Trend zu mehr Hasskriminalität hält an. Aber auch immer mehr Kinder und Jugendliche werden straffällig.
Die Zahl der Straftaten ist in Sachsen leicht angestiegen, auch die Aufklärungsquote der Polizei steigt. Das geht aus der am Dienstag vorgestellten Kriminalstatistik für den Freistaat hervor. Bei der sogenannte Allgemeinkriminalität wurden im Vorjahr 260.800 Delikte (+5,1 Prozent) bearbeitet. Diese Zahl liegt knapp unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Die Aufklärungsquote betrug 60,9 Prozent. Innenminister Armin Schuster (CDU) bezeichnete Sachsen als "ein sicheres Bundesland". Unter Allgemeinkriminalität sind ausländerrechtliche Fälle wie die illegale Einreise nicht aufgeführt.
Sorge bereitet dem Minister die Tatsache, dass im Vorjahr 6.809 Kinder, 11.448 Jugendliche (14 -17 Jahre) und 10.907 Heranwachsende (18 - 21 Jahre) als Straftäter Bekanntschaft mit der Polizei machten. "Breite Aufmerksamkeit verlangt der Anstieg der Kriminalität bei Jugendlichen und leider auch Kindern, die noch gar nicht strafmündig sind", so Schuster. Für die sächsische Polizei liege hier "ein sensibles Aufgabenfeld". Der Minister sei für "jede Initiative dankbar, die der Straffälligkeit von Kindern vorbeugen will". Die Zahl der straffälligen Kinder ist im Vorjahresvergleich um 5,5 Prozent und die krimineller Jugendlicher um 9,3 Prozent gestiegen.
Breite Aufmerksamkeit verlangt der Anstieg der Kriminalität bei Jugendlichen und leider auch Kindern, die noch gar nicht strafmündig sind.
Fälle von Hasskriminalität seit Jahren steigend
Die sächsische Polizei muss auch zunehmend Fälle sogenannter Hasskriminalität bearbeiten. Die Fallzahlen steigen laut Innenministerium seit dem Jahr 2020 kontinuierlich an und haben 2023 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 23 Prozent (+199 Fälle) zugenommen.
Das Spektrum der Hasskriminalität werde maßgeblich von fremdenfeindlichen (906 Fälle), antisemitischen (275 Fälle) und rassistischen (153 Fälle) Motiven geprägt, hieß es. Sie hätten überwiegend einen rechtsmotivierten Hintergrund. Bei dem Großteil dieser Straftaten handelt es sich demnach um Volksverhetzungs- und Propagandadelikte, Belohnung und Billigung von Straftaten sowie Sachbeschädigungen.
Rohheitsdelikte und Straftaten gegen persönliche Freiheit ( zum Lesen bitte klicken)
Rund jedes achte Delikt fiel in die Gruppe der sogenannten Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit - insgesamt 5.223 mehr als 2022. Die Zahl der vorsätzlichen einfachen Körperverletzungen stieg um 2.128 Fälle (+14,4 Prozent), die der gefährlichen und schweren Körperverletzungen um 898 (+15,0 Prozent) an. Zudem musste die Polizei in Sachsen 27 Tötungsdelikte bearbeiten, einen Fall mehr als im Jahr davor.
Rechtsmotivierte Straftaten steigen um 42 Prozent, linksmotivierte stagnieren
Die Fallzahlen politisch motivierter Straftaten (PMK) sind laut Innenministerium im Vorjahr gegenüber 2022 um 9,2 Prozent gesunken. "Dennoch stellen die 5.745 Fälle den zweithöchsten Wert der letzten Jahre dar." Dem Rückgang der Regelverstöße mit Ende der Corona-Pandemie stehe "eine Zunahme von politisch motivierten Straftaten zu Themen mit hohem gesellschaftlichen Konfliktpotential gegenüber."
Fast die Hälfte der hier registrierten Fälle wird demnach den rechtsmotivierten Straftaten zugerechnet. Das entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 42 Prozent (+800 Fälle). Dabei dominierten mit mehr als 1.800 Fällen Propagandadelikte.
Insgesamt 1.089 Fälle wurden linksgerichteten Straftätern zugeordnet, was in etwa dem Wert von 2022 entspricht - es dominierten Sachbeschädigungen und Verstöße gegen das Versammlungsgesetz. Die Fallzahlen im Bereich PMK - ausländische Ideologie - gingen um etwa ein Fünftel auf 127 Fälle zurück, im Bereich PMK - religiöse Ideologie - erhöhte sich die Zahl der Fälle auf 55 (+38).
Auswahl weiterer Delikte (zum Lesen bitte klicken)
Einen deutlichen Anstieg verzeichneten die Behörden in den vergangenen Jahren bei Angriffen auf Rettungskräfte und Vollstreckungsbeamte: 2023 gab es 2.362 Fälle, 2019 waren es 1714.
Eine Zunahme stellten die Behörden im Jahresvergleich bei illegaler Einreise (plus 84,7 Prozent) und Ladendiebstahl (plus 21,3 Prozent) fest. Sinkende Fallzahlen wurden etwa bei Verstößen gegen das Versammlungsgesetz (-45,6 Prozent), Diebstahl von Kfz (-15,7 Prozent) und Vergewaltigung (-9,7 Prozent) registriert. Die Zahl der Kfz-Diebstähle halbierte sich in den vergangenen zehn Jahren. 2023 konnte jeder dritte Fall aufgeklärt werden. Für 16.454 Straftaten abseits der illegalen Einreise wurden Zuwanderer verantwortlich gemacht; knapp die Hälfte davon (7.457) wurden von sogenannten Intensivtätern begangen.
MDR (lam)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR Sachsenspiegel | 19. März 2024 | 19:00 Uhr