Mögliche Rüstungsansiedelung F-35-Kampfjet: Rheinmetall führt Gespräche mit Sachsen über Rumpfteilfertigung
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05. März 2023, 05:00 Uhr
Die Bundeswehr will Kampfjets vom Typ F-35 kaufen. Teile des Rumpfes sollen im Gegenzug in Deutschland produziert werden – dafür laufen bereits Gespräche zwischen einer Rüstungsfirma und dem Freistaat Sachsen.
- In Deutschland sollen Rumpfmittelteile für das Kampfflugzeug F-35 hergestellt werden.
- Rheinmetall und der Freistaat Sachsen führen nach MDR-Informationen deshalb bereits Gespräche über eine Fertigung in Sachsen.
- Noch ist aber unklar, ob die Produktion in Sachsen angesiedelt wird.
In Sachsen könnten bald Rumpfmittelteile für das Kampfflugzeug F-35 gefertigt werden. Das geht aus Informationen hervor, die dem Mitteldeutschen Rundfunk vorliegen. Danach gibt es bereits Gespräche zwischen dem Freistaat Sachsen und dem Rüstungskonzern Rheinmetall. Dabei geht es um den möglichen Aufbau einer Fertigungshalle mit einer sogenannten integrierten Montagelinie. Darin würden bis zu 400 Rumpfmittelteile für die F-35-Kampfflugzeuge hergestellt werden. Ob es letztlich zu einer Einigung kommt, ist aber noch unklar.
Rheinmetall hatte sich auf MDR-Nachfrage nicht zu den Gesprächen geäußert. Regierungssprecher Ralph Schreiber verwies auf MDR-Anfrage lediglich auf Sachsen als attraktiven Wirtschaftsstandort. "Daher steht die Staatsregierung in Bezug auf Investitionen im Freistaat Sachsen fortwährend im Kontakt mit verschiedensten Unternehmen aus dem In- und Ausland", teilte Schreiber mit.
Grundsätzlich geben wir aber aus Gründen des Vertraulichkeitsschutzes zu eventuellen oder laufenden Vorhaben keine Auskunft, da Entscheidungen über Erweiterungen von Standorten, Forschungs- und Entwicklungsprojekte oder Neuansiedlungen unmittelbar durch die einzelnen Unternehmen getroffen werden.
Rheinmetall hatte Mitte Februar mitgeteilt, dass das Unternehmen mit den US-Firmen Lookheed Martin und Northrop Grumman eine Absichtserklärung zur Herstellung von F-35-Rumpfteilen unterzeichnet hat. Die Zusammenarbeit würde laut Rheinmetall die Errichtung einer integrierten Montagelinie für "Rumpfmittelteile" umfassen. Bei vielen Rüstungsgeschäften sind sogenannte Offset-Regelungen Praxis – diese sehen vor, dass die jeweiligen Unternehmen im Käuferland in Teile der Produktion investieren.
F-35 soll Tornado ersetzen
Das Kampflugzeug F-35 soll voraussichtlich ab dem Jahr 2028 die bisher genutzten Tornado-Flugzeuge in der Bundewehr ersetzen. Die F-35 gilt derzeit als modernster Kampfjet der Welt. Durch die Tarnkappenfähigkeit können die Flugzeuge nur schwer durch feindliches Radar entdeckt werden. Gleichzeitig soll durch den Kauf der Jets die sogenannte nukleare Teilhabe gesichert werden. Die Nukleare Teilhabe ist ein Verteidigungskonzept der Nato. Es sieht vor, dass beteiligte Staaten technische Voraussetzungen für den Einsatz von Nuklearwaffen bereithalten und US-Nuklearwaffen auf ihrem Staatsgebiet lagern lassen. Im Ernstfall könnten die F-35 also auch US-Nuklearwaffen transportieren.
Mitte vergangenen Jahres hatte die Bundesregierung entschieden, 35 der Kampfjets aus den USA zu kaufen. Die Kosten in Höhe von über acht Milliarden Euro sollen durch das 100-Milliarden-Euro-Paket für die Bundeswehr finanziert werden. Allerdings hatte es im Dezember Medienberichte über Kosten von bis zu zehn Milliarden Euro gegeben. Die Beschaffung des Mehrzweckkampfflugzeuges erfolgt über ein sogenanntes Foreign-Military-Sales-Verfahren. In einem solchen Fall schließt die Bundesregierung einen direkten Vertrag mit der US-Regierung. Das soll Rüstungskäufe beschleunigen.
Nach MDR-Informationen sind derzeit Vertreter der Luftwaffe zu Gesprächen mit einem der beteiligten Unternehmen in den USA. Die Luftwaffe bestätigte dies auf MDR-Anfrage. Von einer Sprecherin hieß es, Ziel des Besuchs sei nicht nur der Austausch über die F35, sondern, das Waffensystem mit all seinen Facetten besser kennenzulernen. "Damit kann, noch bevor das Luftfahrzeug Teil der Bundeswehr wird, die Ausbildung in den entsprechenden Bereichen angepasst werden", teilte die Sprecherin mit.
Bisher kaum Rüstungsindustrie in Sachsen
Sachsen wirbt derzeit offenbar um Rüstungsansiedelungen. Bisher gibt es im Freistaat kaum Produktionsstätten der Rüstungsindustrie. Kürzlich war bereits bekannt geworden, dass Rheinmetall die Errichtung eines Pulverwerks in Sachsen prüft. Dieses würde 700 bis 800 Millionen Euro kosten. Wie der Stand der Verhandlungen ist, ist derzeit unklar.
Nach MDR-Informationen ist inzwischen aber eine Ansiedelung im Raum Großenhain/Riesa im Gespräch. Eine mögliche Ansiedelung bei Delitzsch im Landkreis Nordsachsen ist wohl inzwischen unwahrscheinlicher. Dort könnte nach MDR-Informationen dafür die F-35-Rumpffertigung angesiedelt werden, sollte diese nach Sachsen kommen.
Die Sächsische Landesregierung wollte aber auch dies nicht bestätigen. "Auch in Bezug auf eine mögliche Errichtung einer Pulvermittelfabrik gibt es bisher weder Festlegungen noch Vorentscheidungen zu einem möglichen Standort", teilte Regierungssprecher Schreiber mit. Auch in diesem Fall sei eine Entscheidung durch ein Unternehmen zu treffen, nicht durch Behörden des Freistaates Sachsen, hieß es von Schreiber.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 30. Januar 2023 | 11:09 Uhr