Gewalt an Schulen In Sachsen mehr Fälle von Gewalt gemeldet
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05. August 2023, 15:13 Uhr
Öffentliche Schulen in Sachsen haben in den ersten Monaten dieses Jahres mehr Fälle von Gewalt gemeldet als noch vor der Corona-Pandemie. Allein von Januar bis März 2023 wurden laut Kultusministerium 286 Vorkommnisse registriert. Im Vergleichszeitraum 2019 meldeten die Schulen noch 152 Fälle, die den "Schulbetrieb in erheblichem Maße negativ beeinträchtigen."
Keine genaue Statistik
Nach Angaben des Kultusministeriums wird keine genaue Statistik geführt. Die Schulen seien jedoch dazu aufgerufen, besondere Vorfälle zu melden, die den Schulbetrieb in erheblichem Maße negativ beeinträchtigen würden.
Man kann sagen, dass die Anzahl an Vorkommnissen mit sprachlicher und körperlicher Gewalt zugenommen hat und zwar in allen Schularten.
Hilfen aufgestockt
Schulsozialarbeiter und Schulpsychologen sollen helfen, das Problem einzudämmen. Im Doppelhaushalt 2023/24 sei die Zahl der Schulpsychologen von 58 auf derzeit 109 fast verdoppelt worden, heißt es dazu aus dem Sozialministerium. Im Bereich Schulsozialarbeit gab es demnach im vergangenen Jahr 600 Vollzeitstellen. 2016 waren es noch ungefähr die Hälfte.
Kritik kommt vom Sächsischen Lehrerverband
Die Personalausstattung in diesem Bereich sei für die öffentlichen Schulen im Freistaat dennoch zu wenig, beklagt der Sächsische Lehrerverband - selbst wenn die Fachkräfte nur an Brennpunktschulen im Einsatz wären. Die Lehrkräfte wünschten sich vor allem eines: mehr Zeit. Eine flexibel nutzbare Klassenleiterstunde würde Freiraum schaffen, für pädagogische Arbeit und präventive Maßnahmen. Die Klassenleiterstunde sei im Koalitionsvertrag versprochen worden, so René Michel, stellvertretender Landesvorsitzender des Sächsischen Lehrerverbandes.
Schulforscher sieht mehrere Gründe für Verhaltensprobleme
Der Dresdner Schulforscher Wolfgang Melzer vom Institut für Erziehungswissenschaft an der TU Dresden benennt mehrere Faktoren, die zu Verhaltensproblemen führen können. Dazu gehöre ein negatives Familienklima, ein exzessiver Konsum von Gewalt-Medien sowie das Schulklima allgemein. Auch die veränderte Gesamtsituation - Probleme nach der Corona-Pandemie, wirtschaftliche Schwierigkeiten oder auch internationale Konflikte - könnten Ängste schüren und Aggressionen wachsen lassen. Wissenschaftlich belegen, zum Beispiel über Langzeitstudien, lasse sich die Zunahme von Gewalt-Vorfällen an Schulen allerdings bisher nicht, so der Erziehungswissenschaftler.
MDR (reh)