Nahaufnahme eines Blutergusses in einer Schulter
Laut einer BKA-Statistik ist häusliche Gewalt bundesweit gestiegen. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Zoonar

Kabinettsbeschluss Sachsen will Frauen besser vor Gewalt schützen

18. Juni 2024, 18:09 Uhr

Häusliche Gewalt nimmt deutschlandweit zu. Betroffen davon sind zum Großteil Frauen und Kinder. Sachsen will Betroffene besser vor häuslicher Gewalt schützen. Das Kabinett hat dazu am Dienstag einen Beschluss gefasst.

Frauen und Mädchen in Sachsen sollen besser vor häuslicher Gewalt geschützt werden. Dazu hat Gleichstellungsministerin Katja Meier am Dienstag einen entsprechenden Aktionsplan vorgestellt, der vom Kabinett verabschiedet wurde. In den nächsten sechs Jahren sollen 190 Maßnahmen in den Bereichen Opferschutz und Strafverfolgung sowie Bildung, Gesundheit, Kultur, Wissenschaft oder Sport umgesetzt werden, um die Situation gewaltbetroffener Frauen und Mädchen nachhaltig zu verbessern. Zudem soll die Öffentlichkeit mit einer Kampagne stärker für das Thema sensibilisiert werden.

Fälle von häuslicher Gewalt bundesweit zu gestiegen

Sachsens Justizministerin Katja Meier verwies bei der Vorstellung des Plans auf den bundesweiten Anstieg häuslicher Gewalt. Angesichts des sich fortsetzenden Aufwärtstrends müsse es dringend mehr Schutzangebote geben. Laut einem BKA-Bericht von Montag sind 77,6, Prozent der Tatverdächtigen bei Partnerschaftsgewalt Männer. 155 Frauen wurden im Jahr 2023 durch ihre Partner oder Ex-Partner getötet.

In Sachsen wurden den Angaben zufolge vergangenes Jahr 8.800 Straftaten im Bereich häusliche Gewalt registriert. Mehr als zwei Drittel der Opfer waren Frauen.

Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist eine Menschenrechtsverletzung. Die Zahlen sind besorgniserregend.

Katja Meier Gleichstellungsministerin Sachsen

Meier bezeichnete das Ausmaß der Gewalt als besorgniserregend und betonte, dass häusliche Gewalt ein Zeichen struktureller Benachteiligung sei: "Die Häusliche Gewalt ist 2023 bundesweit um 6,5 Prozent weiter gestiegen." Sie finde tagtäglich unabhängig vom Alter, der Herkunft oder des sozialen und gesellschaftlichen Status statt.

Mehr Plätze in sächsischen Schutzeinrichtungen geplant

In Sachsen können immer mehr Betroffene in Schutzeinrichtungen nicht aufgenommen werden. So habe die Zentrale Sofortaufnahme der Frauenhäuser in Leipzig von Januar bis Oktober 151 Frauen und 161 Kinder ablehnen müssen. In den Einrichtungen für Frauen in Sachsen können derzeit 166 Betroffene plus Kinder untergebracht werden. Die Zahl der Plätze soll nun auf 400 erhöht werden.

Politik und Zivilgesellschaft haben Aktionsplan überarbeitet

Der neue Landesaktionsplan soll das bestehende Angebot für Prävention und Schutz weiter ausbauen. Erstmals wurde ein derartiger Plan bereits im Jahr 2006 in Sachsen verabschiedet. Sieben Jahre später wurde er überarbeitet. Die erneute Überarbeitung wurde im Koalitionsvertrag festgeschrieben.

Vor anderthalb Jahren begann der Prozess. Neben den zuständigen Ministerien und deren nachgeordneten Behörden war auch die Zivilgesellschaft daran beteiligt. Insgesamt 104 Personen aus fünf Ministerien, zwei Landesbehörden, fünf kreisfreien Städten und Landkreisen und acht Landesarbeitsgemeinschaften sowie 18 weitere Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft brachten sich ein. Der Plan soll in wenigen Tagen veröffentlicht werden, wie das Sozialministerium mitteilt.

MDR (kav)

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