Netzwerkprobleme Studierende in Sachsen verzweifeln bei Anmeldung für Energiepauschale
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15. März 2023, 16:34 Uhr
Seit Mittwoch können sich Studierende in Deutschland und Sachsen für die Auszahlung der Energiepauschale anmelden. Die Bundesregierung hatte die Unterstützungszahlung beschlossen, um die hohen Energiepreise abzufedern. Zum Start des Portals klagen viele Studierende über Netzwerkprobleme und Warteschlangen bei der Anmeldung.
"Ich hab es aufgegeben", sagt Vanessa Evelyn Pohl. Die Studentin aus Dresden ist eine von rund 3,5 Millionen Studierenden, die sich seit Mittwoch für die Energiepauschale der Bundesregierung anmelden können. Das dafür eingerichtete Portal scheint zum Start unter der Vielzahl der Anfragen immer wieder zusammenzubrechen. "Man sitzt 30 Minuten in der Warteschlange. Dann kann man - mit Glück - den Antrag ausfüllen, dann kommt wieder eine Warteschlange. Dann bin ich rausgeflogen und habe von vorn angefangen", erzählt Pohl. Nach dem fünften Versuch habe sie das Handtuch geworfen.
Viele Hürden für die Anmeldung
Seit 8:30 Uhr morgens habe sie versucht, sich einzuloggen und den Antrag auszufüllen. Die Meldung, dass die "Website aufgrund hoher Nachfrage kurzfristig nicht verfügbar" ist, haben viele Studierende bekommen.
Auch Maximilian Trotte, Student an der TU Dresden und Mitglied im Studierendenrat und bei den Jusos, hat am Mittwoch versucht, seinen Antrag zu stellen. Zur Anmeldung auf dem Portal sei eine BundID nötig, erzählt er MDR SACHSEN. Die habe er schon im Vorhinein beantragt, in der Nacht zum Mittwoch sei dann noch ein Pin von der Uni sowie ein Code aus dem Studienportal gekommen. All das werde zu Registrierung benötigt.
Für Uta Lemke, Sprecherin der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften (KSS), sind die verschiedenen Hürden ein Grund für die langen Wartezeiten. "Vermutlich haben heute alle gleichzeitig versucht, auf das BundID-Portal und auf die Seite zur Antragsstellung zuzugreifen", sagte Lemke MDR SACHSEN. Beide Internetseiten fielen derzeit immer wieder aus, das führe zu vielen Verzögerungen. Die KSS habe zwar im Vorfeld vor dem Ansturm gewarnt, aber offenbar seien die Server nicht auf diese Last ausgelegt gewesen, so Lemke.
Zu viel Bürokratie für Studierende
"Ich finde den Prozess zu bürokratisch, das hätte einfacher sein können", sagt Trotte. Kritik an dem Portal und den hohen bürokratischen Hürden hatte es schon direkt nach Bekanntwerden der Pläne im Februar gegeben. "Wir müssen aufpassen, dass sich junge Menschen nicht ungerecht behandelt fühlen. Anders als bei Rentnern und Berufstätigen, wurde hier mit dem Online-Antrag eine zusätzliche Hürde geschaffen", sagte die Grünen-Digitalpolitikerin Misbah Khan damals. Einige Netzaktivisten kritisierten, dass die Studierenden gedrängt würden, für die Beantragung ein sogenanntes BundID-Konto anzulegen, obwohl die Datenschutzgrundverordnung vorschreibt, dass es auch einen analogen Weg geben muss.
Sachsen-Anhalts Ministerin für Infrastruktur und Digitales, Lydia Hüskens begründete den Weg über das Onlineportal damit, dass Direktzahlungen vom Bund an Bürger nicht vorgesehen seien und eine Auszahlung über das Bafög nicht alle Studierenden erreichen würde. Sachsen-Anhalt war für die Bereitstellung der Plattform verantwortlich. In Sachsen übernimmt das Studentenwerk Dresden für alle staatlichen und privaten Hochschulen nun die Bearbeitung der Anträge. Das betrifft nach eigenen Angaben etwa 120.000 berechtigte Studierende.
Trotzdem hätte es nach Ansicht von Vanessa Evelyn Pohl auch andere Wege gegeben. "Bei der Rückerstattung der Kosten für das 9-Euro-Ticket hat das hervorragend funktioniert", erzählt sie. Damals habe man den Antrag direkt bei der Uni eingereicht - nach zwei Wochen sei das Geld da gewesen. "Da stellt sich die Frage, warum man das in diesem Fall nicht auch so gelöst hat."
Winterhilfe im Frühling
Wie lang genau die Studierenden nach Antragstellung auf das Geld warten müssen, ist nicht klar. Laut Bundesministerium für Bildung und Forschung werde der Betrag "in der Regel innerhalb von wenigen Tagen nach dem Absenden des Antrags" überwiesen. Die Studierenden würden per E-Mail von der für sie zuständigen Stelle benachrichtigt.
Die Tatsache, dass diese Winterhilfe jetzt erst im Frühling kommt, ist grotesk und eigentlich zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre.
Zu spät, finden viele. Die Tatsache, dass diese Winterhilfe jetzt im Frühling kommt, sei grotesk und eigentlich zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre, sagt Student Trotte. Angesichts der gestiegenen Preise für Energie, Miete, Essen und Semesterbeitrag seien die 200 Euro ein "Tropfen auf den heißen Stein", meint er.
"Trotzdem ist es Geld", sagt Vanessa Evelyn Pohl. Sie will es heute Abend noch einmal versuchen - in der Hoffnung, dass die Warteschlange dann keine halbe Stunde mehr dauert.
MDR (ben)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 15. März 2023 | 19:00 Uhr