Eine junge Frau mit einer Tüte Eis in der Hand
Angesichts gestiegener Eispreise überlegt sich so mancher Verbraucher, wie viele Kugeln in die Tüte kommen. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Matthias Bein

Preisvergleich Eisland Sachsen: Warum die Kugeln in dieser Saison teurer geworden sind

23. Mai 2023, 13:28 Uhr

Die Inflation hat nicht nur die Lebensmittel in den Supermärkten verteuert. Auch an vielen Eisständen müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Frühjahr 2023 mehr zahlen. Eine Eiskugel kostet zwischen zehn und 50 Cent mehr als 2022, wie stichprobenartigen Umfragen von der Deutschen Presseagentur und eines Chemnitzer Gutschein-Portals ergaben. Doch bei den Eispreisen gibt es noch Unterschiede zwischen Stadt und Land.

Das private Gutscheinportal Coupons.de in Chemnitz hat bundesweit die Eispreise von 105 nach dem Zufallsprinzip ausgewählten Eisdielen in 35 Städten (drei pro Stadt) verglichen. Chemnitz liegt preislich mit Frankfurt/Main und Hannover an der Spitze. Am teuersten ist es in München. Leipzig und Dresden rangieren im Mittelfeld. Hier die Durchschnittswerte pro Eiskugel im Detail:

  • Chemnitz: 1,80 Euro - soviel kostet es auch in Frankfurt/Main und damit 17 Prozent mehr als 2022.
  • Leipzig: 1,70 Euro
  • Dresden 1,67 Euro
  • Magdeburg: 1,53 Euro
  • Erfurt: 1,47 Euro
  • München: mit 2,03 Euro die teuersten Eispreise bundesweit.
  • Wuppertal: mit 1,37 Euro pro Kugel die preiswerteste Großstadt.

Eisdielen stehen unter Kostendruck

Eisdielen stehen 2023 unter finanziellem Druck. Die Stimmung schwankt zwischen Anspannung und Optimismus, erfuhr MDR SACHSEN von Betreiberinnen und Betreibern. "Die Preise für die Zutaten sind alle gestiegen", sagte eine Mitarbeiterin im Eiscafé "Kohlebunker" in Chemnitz. Dort ist der Preis pro Kugel von 1,50 Euro auf 1,70 Euro gestiegen. Dennoch sei der Zulauf gut. Dafür sorgen andernorts auch kreative Ideen wie "Hunde-Eis" in einer Eismanufaktur in Zwickau.

Manche Kunden drehen sich mit Blick auf die Preistafel gleich wieder um und gehen.

Michel Trafojer Betreiber des Bellini Eiscafés Chemnitz City

Kostenanstieg auch bei Eis-Löffeln und Trinkhalmen

Nicht nur seien Zucker und Milch doppelt so teuer wie 2022, Sahne koste 60 Prozent mehr, auch Trinkhalme, Becher und Löffel sind durch neue Verordnungen teurer geworden, berichtete Michel Trafojer, Inhaber des "Bellini Eiscafé Chemnitz City", MDR SACHSEN: "Früher kostete ein Plastiklöffel einen Cent, plastikfreie 15 Cent". Hinzu komme teurer Strom für die Kühlung. Die Eiskugel in 32 Sorten kostet 1,80 Euro - 20 Cent mehr als 2022. "Manche Kunden gehen mit Blick auf die Preistafel gleich wieder", so Trafojer. Doch laufe die Saison "ganz gut", auch dank "ordentlicher Kugelportionen".

Das "Marschner's" Eiscafé in Chemnitz staffelt seine Preise. Die einfache Eiskugel gibt es für 1,40 Euro, die "Premium"-Sorte kostet bis zu zwei Euro, sagte ein Mitarbeiter dem MDR. Premium-Eis verkauft neben normalen Kugeln auch die "Pinguin Milchbar" in Leipzig, so in den Sorten Brownie, Pistazie oder Salt-Karamell, wie Betreiber Henrik Dantz der "Leipziger Volkszeitung" sagte. Er habe die Preise um 20 Cent pro Kugel erhöhen müssen wegen gestiegener Energie-, Zutaten- und Personalkosten.

Schnäppchen in Eisdielen auf dem Land

Wer als Großstädter für den Eisgenuss etwas weniger tief in die Geldbörse greifen will, muss unter Umständen einige Kilometer mehr fahren. Auf dem Land ist das Eis häufig etwas preiswerter, zeigen Umfragen. So hat das "Eiscafé Oberlausitz" in Schönbach seinen Preis 2023 für eine Kugel in der Waffel von 1,10 Euro auf 1,20 Euro angehoben, wie die Sächsische Zeitung berichtete. Weitere Eisdielen, beispielsweise in Zittau und am Berzdorfer See, verkaufen demnach die Kugel für 1,50 Euro.

Ob die Einnahmen die gestiegenen Kosten decken, das weiß man erst am Saisonende.

Anett Schreiber Mitarbeiterin im Café Schreiber in Pirna

Auch im "Café Schreiber" in Pirna kostet die Eiskugel zum Mitnehmen 1,50 Euro - zehn Cent mehr als im Vorjahr. Der Preis gilt auch für das eigene Baumkuchen-Eis. Betreiber Tino Schreiber ist Vize-Landesinnungsmeister der Konditoren in Sachsen und Thüringen. Einen weiteren Kostentreiber in der Branche nannte seine Ehefrau Anett Schreiber MDR SACHSEN: Weil man nicht wisse, ob Produkte wie Mangopürree oder Milchpulver immer lieferbar sind, kaufe man sie auf Vorrat gegen Vorkasse.

Ob die Einnahmen die höheren Kosten deckten, wisse man ihren Worten zufolge "erst am Saisonschluss". Einer der Schreiber-Söhne habe sich nun mit Eisautomaten selbstständig gemacht. "Dafür braucht man kein Personal", ergänzte Anett Schreiber.

Verband beklagt Aus für kleine Betriebe

Man könne die Preise wegen gestiegener Betriebskosten "nicht einfrieren", heißt es auf der Internetseite des Verbandes der Italienischen Speiseeishersteller, Uniteis. Wer seine Preise nicht anpasse, müsse "sehr bald sein Eiscafé zumachen". Zuletzt habe das "bittere Ergebnis" viele kleinere Betriebe getroffen. Während früher Familienmitglieder unentgeltlich mitgearbeitet haben, gelten heute Mindestlohn und Manteltarifvertrag, sagte eine Uniteis-Sprecherin dem ZDF.

Schokoladige Sorten versüßen kühle Tage

Der Kostendruck führt augenscheinlich zu keiner Sortenarmut: Sächsische Eisdielen bieten neben den Klassikern Schoko, Vanille, Erdbeer auch ausgefallenere Eissorten als Mixtur aus klassischen Zutaten wie Milch, Sahne und Zucker mit exotischen Früchten, Kräutern oder Keks- und Schokoladen an. Wobei an warmen Tagen fruchtigere Sorten häufiger geordert werden und an kühlen Tagen solche mit Schokolade, hat das Portal Coupons.de herausgefunden.

Im Jahr 2022 verzehrte jeder Bundesbürger und jede Bundesbürgerin im Schnitt 116 Eiskugeln, sagte der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie. Dazu gehören Eis, Eis aus der Eisdiele und Softeis. Auch der warme Sommer 2022 brachte der Branche ein deutliches Plus: Der Umsatz stieg um 13,4 Prozent auf 2,65 Milliarden Euro.

MDR (wim/mav)/afp

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 17. Mai 2023 | 10:30 Uhr

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