Blick nach vorn Gartenbaubetrieb in Weinböhla lässt sich von Großbrand nicht unterkriegen
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03. Januar 2024, 14:42 Uhr
Die Wellblechhalle der Firma Schirmer Gartenträume in Weinböhla ist in der Nacht zum Sonntag komplett ausgebrannt. Die gesamte Spezialtechnik der Firma fiel den Flammen zum Opfer. Geschäftsführer Wolfgang Schirmer hat am Mittwoch die kleine Belegschaft zusammengetrommelt und eine klare Botschaft vermittelt: Es geht weiter - und zwar wie geplant ab Montag. Möglich macht das auch eine Welle der Solidarität.
- Eine Zeugin entdeckt in der Nacht das Feuer hinter der Halle und alarmiert die Feuerwehr.
- Unternehmer erhält Hilfsangebote aus der Region und sogar aus Österreich.
- Ein örtlicher Entsorgungsbetrieb soll die ausgebrannte Halle beräumen.
Ein rauer Wind pfeift von der Nassau her durch die ausgebrannte Wellblechhalle der Firma Schirmer Gartenträume in Weinböhla. Es riecht nach verbranntem Gummi und Dieselöl. Von der teuren Spezialtechnik ist nur noch verkokelter Schrott übrig. Rüttelplatten, Raupen und Bagger sind lediglich an ihren Umrissen zu erkennen. Geschäftsführer Wolfgang Schirmer sagt Mittwochfrüh MDR SACHSEN, der Schaden liege bei 300.000 bis 350.000 Euro - konservativ geschätzt. Die Brandursachenermittler der Polizei haben die Ruine der Halle freigegeben und dem Besitzer signalisiert, es seien Spuren von Brandbeschleuniger entdeckt worden. Brandstiftung ist damit wahrscheinlich. Ein endgültiges Gutachten zur Schadenshöhe von der Versicherung steht noch aus.
Verdacht: Holzpaletten angezündet
Landschaftsbauer und Gartenplaner Schirmer zeigt die Stelle, wo offenbar ein Stapel Holzpaletten angesteckt wurde und die Flammen auf die Halle übergriffen. Vom Ort Weinböhla aus ist die Stelle hinter der Halle kaum einzusehen. Ohne Brandbeschleuniger könnten die von tagelangem Regen durchnässten Holzpaletten nicht brennen, ist sich Wolfgang Schirmer sicher. Im Innern der Halle entzündeten sich wahrscheinlich zuerst Jutesäcke und Vliese, die zum Abdecken von Pflanzen dienen und dort gelagert waren, vermutet der Firmenchef.
Eine Zeugin, die auch die Feuerwehr rief, hat ihm Fotos geschickt. Innerhalb von acht Minuten waren die Einsatzkräfte vor Ort, konnten aber gegen die Feuersbrunst wenig ausrichten. Sie hätten einen Schaumteppich um die Halle gelegt und ein Übergreifen auf Nachbargrundstücke verhindern können, ist Schirmer erleichtert. Es ist noch gut zu sehen, wo die Feuerwehr das Wellblech aufgeschnitten hat, um an die Flammen heranzukommen. Alles half aber nichts, die Halle brannte aus. Die Polizei hatte ihn und seine Frau aus dem Bett geklingelt. "Als ich die Flammen sah, wollte ich die Firma aufgeben", erinnert sich Wolfgang Schirmer.
Sohn Jonas macht Vater Mut
Allerdings hielt der Gedanke nur kurz an. Sein Sohn Jonas, der ebenfalls in der elterlichen Firma arbeitet und zum Feuer geeilt war, habe ihm schnell wieder Mut gemacht und vermittelt, er könne doch sein Lebenswerk nicht aufgeben. Und schließlich hängen auch fünf Arbeitskräfte an der Firma.
Seinen Mitarbeitern hat Wolfgang Schirmer an Mittwochmorgen versichert, es gehe weiter. Schon am Montag sollen Aufträge wie geplant abgearbeitet werden - sofern es keinen allzu strengen Frost gibt. Etwas ungläubig schauen die Landschaftsbauer, die sich von Wind und Wetter so schnell nichts anhaben lassen, aber schon. Denn außer den Lastwagen, die außerhalb der Betriebsgeländes abgestellt waren, zwei Schubkarren und zwei Schaufeln ist der Firma wenig geblieben.
Der Chef kann seine Männer aber beruhigen: Als er von dem Feuer bei Facebook berichtete und eigentlich nach weiteren Zeugen suchte, hat er eine riesige Welle der Solidarität ausgelöst. "Ich bin von so viel Hilfsbereitschaft überwältigt, gerade in so schwierigen Zeiten", sagt der Firmenchef, der vor mehr als zehn Jahren von Baden-Württemberg nach Weinböhla kam und längst fester Bestandteil der Bürgerschaft ist.
Hilfsangebote aus der Region und von weiter her
Doch nicht nur aus dem Ort selbst und aus der gesamten Meißner Region gibt es Hilfsangebote, sondern auch von Firmen aus Bayern und Österreich. So treibe ein Unternehmen Schubkarren auf, der Vertragshändler für die Spezialtechnik wolle mit Mietfahrzeugen aushelfen. Der Unternehmer ist nach eigenen Angaben in der Branche gut vernetzt, erledigt viele seiner Aufträge mit Partnern. Man kennt sich und man hilft sich auch in der Not. Wolfgang Schirmer ist es wichtig, dass die Öffentlichkeit von der großen Hilfsbereitschaft erfährt.
Entsorgungsbetrieb beräumt ausgebrannte Halle
Inzwischen ist ein örtlicher Entsorgungsbetrieb angerückt. Die Mitarbeiter schauen sich die ausgebrannte Halle genau an und schmieden Pläne, wie sie die kaputten Maschinen bergen und fachgerecht entsorgen. "Wir schaffen das schon, wie haben viel Erfahrung", sagt einer von ihnen. Zunächst gehe es darum, zwei Dieseltanks zu leeren. Die haben das Feuer weitestgehend unbeschadet überstanden.
Wolfgang Schirmer blickt unterdessen voraus. Auf dem Betriebsgelände soll eine neue Halle entstehen. In Sicherheitstechnik wolle er investieren, sagt er. Froh ist er, dass der Schaugarten mit Gehölzen und Beispielen für Natursteinmauern auf dem Gelände durch das Feuer und den Löschschaum nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde - und darüber, dass die wirtschaftliche Lage für die Firma gut aussieht. Über die nächsten Monate seien die Auftragsbücher gefüllt.
Polizei ermittelt wegen des Verdachts der Brandstiftung
Die Polizei teilte auf Anfrage mit, man ermittle wegen des Verdachts der Brandstiftung gegen unbekannt. Die "Spurenauswertung dauert indes noch an, sodass zur Nutzung etwaiger Brandbeschleuniger noch keine valide Aussage getroffen werden kann".
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Dresden | 03. Januar 2024 | 14:30 Uhr