Kupferstich-Kabinett Ausstellung in Dresden zeigt neuen Blick auf Otto Dix und die Schrecken des Kriegs
Hauptinhalt
13. Dezember 2024, 15:04 Uhr
Das Kupferstich-Kabinett in Dresden eröffnet am Freitag seine neuen Ausstellungen "Weiße Pferde und Schützengräben" sowie "Battleground Studio". Zu sehen gibt es prominente Neuzugänge, darunter Werke des rumänischen Künstlers Adrian Ghenie sowie erstmals gezeigte Bilder von Otto Dix. Sie beschäftigen sich mit den Schrecken des Krieges. Ausgestellt wird auch Kunst des Expressionismus von Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Ernst Ludwig Kirchner und Franz Marc.
- Das Kupferstichkabinett präsentiert ab Freitag eine Doppelausstellung mit Neuerwerbungen.
- Erstmals ausgestellt werden zwei Bilder des Expressionisten Otto Dix aus der Sammlung Schulze.
- Außerdem gibt es zwei Neuzugänge des populären Gegenwartskünstlers Adrian Ghenie.
Im Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sind ab Freitag bildnerische Dialoge zwischen dem 1977 in Rumänien geborenen Künstler Adrian Ghenie und expressionistischen Arbeiten aus dem frühen 20. Jahrhundert zu sehen.
Kunsthistoriker und Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister, Holger Jacob-Friesen, freute sich im Gespräch bei MDR KULTUR, "dass wir hier nicht nur zwei Ausstellungen eröffnen, sondern dass wir auch [...] Erwerbungen feiern können." Dabei handelt es sich einerseits um zwei Arbeiten des expressionistischen Malers Otto Dix, andererseits um Werke des Gegenwartskünstlers Adrian Ghenie – eines davon nimmt auf ein bestimmtes Werk von Otto Dix Bezug.
Neue Ausstellung in Dresden zu Expressionismus
Bei den nun gezeigten Neuzugängen handelt es sich laut Kuratorin Marion Heisterberg unter anderem um eine Dauerleihgabe des Ehepaars Kurt und Annelore Schulze, die aber zum ständigen Verbleib gedacht sei. Rund 255 Blätter seien 2018 dem Kupferstich-Kabinett übergeben worden. Die beiden Otto Dix-Bilder "Weiße Nelken" und "Ursus" kamen in diesem Jahr hinzu und werden nun erstmals im Kupferstich-Kabinett präsentiert.
Die Sammlung der Stiftung Schulze umfasst vor allem Arbeiten von Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel und Otto Dix. Sie sind nun in der Expressionismus-Ausstellung "Weiße Pferde und Schützengräben" neben Werken aus dem Bestand zu sehen. "Weiße Pferde" von Erich Heckel, daneben "Ruhende Pferde" von Franz Marc, Holzschnitte mit Köpfen von Erich Heckel, Conrad Felixmüller und Christoph Voll, blumige Stillleben und heile Landschaften – dann aber auch das Grauen des Weltkriegs, Schützengräben von Otto Dix. Insgesamt werden etwa 30 Exponate ausgestellt.
Mit der Ausstellung nimmt das Museum eigenen Angaben zufolge auch auf die Geschichte des Dresdner Sammlungsbestands im Nationalsozialismus Bezug. Im Kupferstich-Kabinett seien vor allem Werke des Expressionismus als "Entartete Kunst" beschlagnahmt worden. Seit 1945 werde ein neuer Bestand an expressionistischen Blättern aufgebaut. Diesen könne man in der Ausstellung nun neben den Neuzugängen der Stiftung Schulze sehen.
Ghenie denkt Dix und sein Werk "Kriegsverletzter" weiter
Ein weiterer Neuzugang im Kupferstich-Kabinett ist das Bild "Study for Darwin and the Satyr" des populären Gegenwartskünstlers Adrian Ghenie, das der Freundeskreis der Kunstsammlungen angekauft und dem Museum geschenkt hat. Außerdem schuf Ghenie eigens für das Kupferstich-Kabinett eine siebenteilige Werkgruppe. Sie bezieht sich auf die 1922 entstandene Arbeit "Kriegsverletzter", in der Otto Dix seine Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg reflektiert.
Adrian Ghenie sei bei seinem Besuch des Kupferstich-Kabinetts vor einiger Zeit sehr fasziniert von Otto Dix' Blatt "Kriegsverletzter" gewesen, erklärte Marion Heisterberg vom Kupferstich-Kabinett im Gespräch bei MDR KULTUR. Das habe ihn angeregt, eine Reihe von Variationen zu schaffen: Sieben großformatige Kohlezeichnungen auf Papier.
Aktueller Blick auf Kriege des 20. Jahrhunderts
Zu sehen ist Ghenies Arbeit in der zweiten neuen Ausstellung "Battleground Studio: Adrian Ghenie – Arbeiten auf Papier". Dort wird mit 50 Exponaten ein Einblick in die vergangenen zwanzig Jahre seines Schaffens gegeben: Schwerpunkt ist die Verarbeitung der Kriege, Katastrophen und Ideologien des 20. Jahrhunderts und damit verbundene psychische und körperliche Verletzungen. Zu sehen sind das "Schlachtfeld" von Ghenies Atelier, Selbstporträts und Zitate, Verweise auf Van Gogh, Francis Bacon und Otto Dix.
Außerdem gezeigt werden verdeckte, verzerrte und dekonstruierte Gesichter. "Dass also das Gesicht nicht mehr erkennbar ist, dass die Physiognomie ausradiert ist, dass damit auch Persönlichkeit und Individualität ausradiert sind und dass der Weg nicht weit ist bis zur ganzen Vernichtung des Menschen", erklärt Kurator Björn Egging. Was so beklemmend klingt, hat Adrian Ghenie auch durchaus heiter darzustellen vermocht: Indem Gesichter unkenntlich gemacht werden durch Tortenschlachten.
Zu sehen sind die Ausstellungen "Weiße Pferde in Schützengräben. Expressionisten neu gesammelt" und "Battleground Studio: Adrian Ghenie – Arbeiten auf Papier" im Kupferstich-Kabinett Dresden bis zum 16. März 2025.
Informationen zu den Ausstellungen:
"Weiße Pferde in Schützengräben. Expressionisten neu gesammelt"
13. Dezember 2024 bis 16. März 2025
"Battleground Studio: Adrian Ghenie – Arbeiten auf Papier"
13. Dezember 2024 bis 16. März 2025
Adresse:
Kupferstich-Kabinett im Residenzschloss
Taschenberg 2, 01067 Dresden
Öffnungszeiten:
täglich 10 bis 18 Uhr, Dienstag geschlossen
Eintritt (für beide Ausstellungen):
6 Euro, ermäßigt 4,50 Euro
Quellen: MDR KULTUR (Michael Ernst), SKD Staatliche Kunstsammlungen Dresden, redaktionelle Bearbeitung: sg, vp
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 13. Dezember 2024 | 06:15 Uhr