Von Dresden nach Berlin Thielemann wird Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper
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27. September 2023, 10:04 Uhr
Die Nachfolge von Daniel Barenboim an der Spitze der Berliner Staatsoper steht fest: Christian Thielemann wird der neue Generalmusikdirektor. Dessen Vertrag bei der Sächsischen Staatskapelle Dresden läuft zum Ende der Spielzeit 2023/24 aus. Dann wechselt er in die Hauptstadt.
- Wechsel von Dresden nach Berlin: Mit Christian Thielemann holt sich die Staatsoper Unter den Linden einen erfahrenen und renommierten Dirigenten.
- Dass Thielemann nach Berlin geht, ist keine Selbstverständlichkeit.
- Er folgt auf Daniel Barenboim, der sich Anfang des Jahres krankheitsbedingt zurückziehen musste.
Der Dirigent Christian Thielemann wird neuer Generalmusikdirektor an der Berliner Staatsoper. Das hat der Berliner Kultursenator Joe Chialo am Mittwoch bekannt gegeben. Demnach wird Thielemann seinen Vertrag bei der Sächsischen Staatskapelle Dresden noch erfüllen und nimmt 2024 dann in Berlin seine Arbeit auf. Er folgt damit auf Daniel Barenboim als Chef der Staatskapelle.
Ein Mann mit Erfahrung und Format
Damit holt Chialo einen der renommiertesten Dirigenten in die Hauptstadt. Seit 2012 leitet Thielemann als Chefdirigent die Sächsische Staatskapelle Dresden. Dort lehrt der 64-Jährige auch als Honorarprofessor an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber. Darüber hinaus war er zwischen 2013 und 2022 künstlerischer Leiter der Osterfestspiele Salzburg. Zwischenzeitlich hatte er fünf Jahre lang den Posten des Musikdirektors der Bayreuther Festspiele inne. Thielemann ist auch immer wieder gern gesehener Gast bei den Wiener und Berliner Philharmonikern.
Der Dirigent genießt international einen hervorragenden Ruf als Interpret der deutschen Klassik, Romantik und Spätromantik. Er gilt als Bewunderer preußischer Tugenden und pflegt ein betont konservatives Repertoire.
Thielemann und Berlin - keine Selbstverständlichkeit
Zwischen 1997 und 2004 war Thielemann bereits in der Hauptstadt tätig. Sein Engagement bei der Deutschen Oper war ein musikalischer Erfolg, endete aber nach einem Streit mit Daniel Barenboims Staatskapelle. Der Berliner Kultursenat hatte Thielemanns Forderung nach einer Erhöhung des Orchester-Etats abgelehnt.
Die Berufung zum Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper war nicht nur wegen dieser Vorgeschichte keine Selbstverständlichkeit. Vor der Entscheidung betonte der Kultursenator, dass es darum gehe, die Berliner Staatsoper in ihrer Exzellenz und Tradition zu bewahren und trotzdem Türen für eine moderne Zukunft aufzumachen. Und Chialo verkündete bei der Deutschen Presse Agentur: "Wenn ich eine gleichwertige Exzellenz bei zwei Kandidaten habe, würde ich immer eine Frau bevorzugen. Und wenn wir eine Frau mit Migrationshintergrund finden würden, dann wäre es natürlich noch toller." Nun steht mit Thielemann dennoch ein etablierter Mann an der Spitze des Orchesters.
Die wichtigsten Stationen von Christian Thielemann
- 1978: Korrepetitor an der Deutschen Oper Berlin und Assistent von Herbert von Karajan
- 1985: Erster Kapellmeister an der Düsseldorfer Rheinoper
- ab 1987: Gastspiele an Wiener Staatsoper, Teatro Communale di Bologna, Londoner Opernhaus Covent Garden, der New Yorker Met
- 1988: Wechsel ans Staatstheater Nürnberg - als jüngster Generalmusikdirektor Deutschlands
- 1997: Generalmusikdirektor Deutsche Oper Berlin
- ab 2000: jährliche Dirigate bei Bayreuther Festspielen
- 2004: Generalmusikdirektor Münchner Philharmoniker
- 2012 bis 2024: Chefdirigent Sächsische Staatskapelle Dresden
- 2015 bis 2020: Musikdirektor der Bayreuther Festspiele
- ab 2024: Leiter der Berliner Staatsoper
Daniel Barenboim prägte Berliner Staatsoper viele Jahre
Thielemann und Barenboim kennen sich seit Jahrzehnten. Zuletzt war Thielemann zwei Mal am Dirigentenpult eingesprungen, als Barenboim den zu seinem 80. Geburtstag neu inszenierten Wagner-Zyklus "Der Ring des Nibelungen" an der Staatsoper gesundheitsbedingt nicht leiten konnte.
Mehr als 30 Jahre prägte Barenboim als Generalmusikdirektor die Berliner Staatsoper Unter den Linden. Doch mit 80 Jahren musste er Anfang 2023 aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten. Bei seinem Rücktritt kündigte Barenboim allerdings an, weiterhin als Musiker tätig sein zu wollen: "Selbstverständlich bleibe ich - solange ich lebe - mit der Musik engstens verbunden und bin bereit, auch künftig als Dirigent zu wirken, auch und gerade mit der Staatskapelle Berlin."
Neben seiner Funktion als Generalmusikdirektor der Staatsoper war Barenboim bis August 2002 auch ihr künstlerischer Leiter. Im Herbst 2000 wählte ihn die Staatskapelle Berlin zum Chefdirigenten auf Lebenszeit. Darüber hinaus hatte der Musiker zahlreiche weitere musikalische Projekte, unter anderem an der Mailänder Scala.
Der argentinisch-israelische Pianist und Dirigent wurde am 15. November 1942 im argentinischen Buenos Aires geboren. Er erhielt zahlreiche internationale Ehrungen und Auszeichnungen, darunter das deutsche Große Bundesverdienstkreuz.
Quellen: MDR KULTUR, dpa
redaktionelle Bearbeitung: bh
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Kultur kompakt | 27. September 2023 | 10:30 Uhr