475 Jahre Sächsische Staatskapelle Dresden Glanz und Klang der "Wunderharfe"
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20. September 2023, 15:28 Uhr
Die Sächsische Staatskapelle hat eine überaus reiche Geschichte, sie wurde am 22. September 1548 als Hofkapelle des damaligen Kurfürsten gegründet und zählt heute zu den ältesten ohne Unterbrechung aktiven Orchestern der Welt. Jetzt wird der 475. Geburtstag gefeiert.
Eine noch längere Historie haben wohl nur die bereits 1448 ins Leben gerufene Königliche Kapelle Kopenhagen sowie das Staatsorchester Kassel, 1502 ebenfalls als Hofkapelle initiiert. Die womöglich weltweit früheste Orchestergründung der Salzburger Hofkapelle (1393) mündete später im Mozarteum-Orchester, freilich nicht ohne erhebliche Unterbrechungen in ihrem Bestehen.
Bedeutende Kapellmeister
In Dresden haben bedeutende Kapellmeister ihre Spuren hinterlassen: Auf Johann Walter, quasi dem Urvater der Kapelle, folgten Heinrich Schütz, Nicolaus Adam Strungk, Johann David Heinichen, Jan Dismas Zelenka, Johann Adolph Hasse, Johann Gottlieb Naumann, Francesco Morlacchi, Carl Maria von Weber, Carl Gottlieb Reißiger und viele andere, von denen die ersten drei Jahrhunderte des Orchesters geprägt worden sind.
Hofkapellmeister Richard Wagner verlieh dem Uraufführungsorchester mehrerer seiner Opern ("Rienzi" 1842, "Der fliegende Holländer" 1843, "Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg" 1845) das heute noch zugkräftige Attribut einer "Wunderharfe".
Die Reihe bedeutender Kapellchefs lässt sich bis in die Gegenwart fortsetzen: Karl August Krebs, Ernst von Schuch, Kurt Striegler, Fritz Busch, Karl Böhm, Karl Elmendorff, Joseph Keilbert, Rudolf Kempe, Franz Konwitschny, Otmar Suitner und Kurt Sanderling –sie alle gaben sich hier die sprichwörtliche musikalische Klinke in die Hand.
In jüngerer Zeit sind dies Herbert Blomstedt, Hans Vonk, Giuseppe Sinopoli, Bernard Haitink sowie Fabio Luisi gewesen. Zum 475. Orchesterjubiläum wird die Kapelle von Christian Thielemann geleitet, der seit 2012 ihr Chefdirigent ist. Seine Nachfolge wird 2024 der Italiener Daniele Gatti antreten.
"Glanz von altem Gold"
Als Herbert von Karajan 1970 mit dem Orchester Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg" aufnahm (die bis heute als Referenzeinspielung gilt), krönte er diese Zusammenarbeit in der Lukaskirche mit den Worten:
Ich bin hierhergekommen und habe gedacht, ich mache eine Aufnahme. Vom ersten Tag an, von der ersten Sekunde ab, war’s etwas ganz anderes. Ich habe mich bei Ihnen verstanden gefühlt wie selten irgendwo, wahrscheinlich, weil wir doch zum Schluss alle aus der gleichen Tradition kommen – und die wollen wir hochhalten.
Diese besondere Klangkultur des Orchesters dürfte vor allem auf dessen umfangreiches Aufgabenspektrum sowohl im Konzert als auch in Oper und Ballett zurückzuführen sein.
Im Graben der perfekte Begleiter – traditionell wirken viele Orchestermitglieder auch im Bayreuther Festspielorchester mit –, auf dem Podium herausragende Ensembleleistungen, für die Dresdens Kapelle überall auf der Welt auch als Gastspielorchester geliebt wird.
Umfangreiche Aufnahmetätigkeit
Dass Ruf und Klang der Sächsischen Staatskapelle weit über Dresdens Grenzen hinaus in alle Welt getragen werden, ist nicht zuletzt einer umfangreichen Aufnahmetätigkeit zu verdanken. Anlässlich des Kapelljubiläums erscheint jetzt beim Label Günter Hänssler eine Zehn-CD-Box mit ausgewählten Tondokumenten aus 100 Jahren von 1923 bis in die Gegenwart.
Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | MDR KLASSIK am Morgen | 25. September 2023 | 09:10 Uhr