Ausstellung Riesaer Holzkünstler zeigt sein Lebenswerk: "Ist ein Glücksmoment"

19. November 2023, 21:40 Uhr

Das Riesaer Stadtmuseum zeigt derzeit eine Ausstellung des Künstlers Fredo Kunze. Der Rentner aus Sachsen fertigt in seiner Werkstatt Figuren, Masken und ganze Karikaturen aus Holz. Motive, die ihn seit seiner Kindheit begleiten. Warum er erst am Ende seines Berufslebens "Künstler" geworden ist, hat er MDR SACHSEN bei einem Werkstattbesuch verraten.

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"Es ist ein bisschen unordentlich. Damit müssen Sie jetzt leben!", sagt Fredo Kunze, lacht, und öffnet die Tür eines kleinen Zimmers in seiner Wohnung in der Riesaer Neubausiedlung. Es ist im Grunde kein Ort, in dem man die Werkstatt eines Künstlers erwartet. Doch hinter der Tür verbirgt sich das Atelier des 87 Jahre alten Rentners.

Feinschliff im Arbeitszimmer

Auf einem Tisch liegen Zeichnungen, Farben, Stifte und mittig, als Blickfang, eine Maske im Stil der First Nations an der Nordwestküste der USA und Kanadas. "Der Sturmvogel, ein Wappentier der Ureinwohner", erklärt Kunze. "Dem verpasse ich gerade den Feinschliff."

Darüber an der Wand hängt eine Kohleskizze. Es ist ein Wolf, der dem Geschöpf aus der russischen Zeichentrickserie "Nu, Pagadi" ähnelt der immerzu einen Hasen verfolgte . Die habe er als Kind gemalt, sagt Kunze und fängt an zu erzählen: "Ich habe schon immer gern gemalt, gezeichnet, geschnitzt." Doch erst im Rentenalter habe er die Zeit gefunden, seine künstlerische Ader wirklich zu entfalten. In seiner Wohnung und im Keller fing er an zu schnitzen, zu drechseln und zu malen. Unzählige Stücke seien entstanden.

Künstlerische Entfaltung als Rentner

Wie viel Kreativität nach dem Ende seiner Karriere als Innenarchitekt aus ihm gesprudelt ist, wird deutlich, als Kunze einige Zeit später durch die Ausstellung seiner gesammelten Werke im Stadtmuseum Riesa führt. In den Glasvitrinen erblickt man Märchenfiguren, Mäuse und Engel. An den Wänden hängen bunte Masken, ähnlich der aus seinem Atelier. Dazu passende, farbenfrohe Figuren amerikanischer Ureinwohner. "Ich habe viel Karl May gelesen", sagt Kunze lachend. Ansonsten orientiere er sich an Filmen, Büchern und Zeitschriften und versuche, die Darstellungen möglichst detailgetreu zu übernehmen.

Münchhausen in Riesa

Die Liebe zum Detail zeigt sich auch am anderen Ende des Ausstellungsraums. In einer Vitrine steht eine Holzfigur des Lügenbarons Münchhausen. Ein ganzer Teil der Schau ist den Erzählungen dieses Barons gewidmet. Jeder Geschichte hat ihre eigene Schnitzerei - liebevoll modelliert, bemalt und arrangiert.

"Das ist mein Lieblingsstück - wenn ich eines benennen müsste", sagt Kunze und zeigt auf die Darstellung von Münchhausens "Ritt auf dem Teetisch". "Hier stimmt einfach alles, die Farben, die Gesichtsausdrücke, die Anordnung der Figuren", meint der Künstler.

Das Lebenswerk in einer Ausstellung

Aber es ist schwierig, einen Favoriten zu finden. "Das sind alles meine Kinder, die ich mal wieder vereint habe", sagt Kunze mit einen Blick über die Figuren der Ausstellung. Seine Stimme zittert etwas, als er fortfährt: "Es ist mein Lebenswerk. Und das hier so zu sehen, ist ein Glücksmoment."

Doch die Ausstellung soll nicht das Ende seines künstlerischen Schaffens sein. "Ich bin 87. Ich mache jetzt mal eine Pause, aber ich habe trotzdem noch viel vor!", lacht Kunze. Das kauft man ihm sofort ab, wie er da steht, inmitten seiner Masken, Mäuse und Münchhausen.

"Abenteuer in Holz - Die farbenfrohe Welt des Fredo Kunze" - Die Ausstellung "Abenteuer in Holz" ist noch bis zum 3. März 2024 im Stadtmuseum Riesa zu sehen.
- Alle Informationen dazu im Internet unter www.stadtmuseum-riesa.de

MDR (kk)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 19. November 2023 | 19:00 Uhr

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