Buchveröffentlichung Einstiger Werbestar und Ex-Häftling veröffentlicht Buch über sein Leben
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30. März 2023, 19:04 Uhr
Samuel Meffire war einst Polizist und Werbestar. Doch nachdem er den Polizeidienst kündigte, schien alles schief zu gehen. Nach jahrelanger Haft baute er sich sein Leben neu auf. In seinem Buch verarbeitete er nicht nur den frühen Tod des Vaters, sondern stellt auch Fragen über den Zustand der Welt.
- Der einstige Werbestar Samuel Meffire verlässt den Polizeidienst und rutscht in die Kriminalität ab.
- Nach jahrelanger Haft schreibt der gebürtige Sachse zehn Jahre an einem Buch über sein Leben.
- Der Autor sorgt sich über den Zustand der Welt und verarbeitet die nie aufgeklärte Ermordung seines Vaters.
Das Leben von Samuel Meffire liest sich wie ein Abenteuerroman. 1970 wird er als Sohn eines Studenten aus Kamerun in Dresden geboren. 1992 tritt Meffire in die Dresdner Polizeischule ein und kommt 1993 zum LKA. Eine Werbeagentur sucht sein Foto aus. Danach wird sein Gesicht Teil einer groß angelegten Werbekampagne gegen Rassismus. Er wird prominent und gilt als der "erste schwarze Polizist Ostdeutschlands". Meffire heute dazu: "Ich glaube, sie haben eine unglaublich intelligente Kampagne zur richtigen Zeit, am richtigen Ort gemacht, mit dem falschen Mann."
Im Jahr 1994 ist damit Schluss. Nach seiner Kündigung bei der Polizei gründet Samuel Meffire seine eigene Sicherheitsfirma. Doch das Geschäft sei schlecht gelaufen, sagt der heute 52-Jährige. Danach sei er in die Kriminalität abgerutscht. Meffire begeht brutale, zum Teil sogar bewaffnete Raubüberfälle. Er habe die falschen Leute gekannt, erklärt er. Der einstige Werbestar flieht in den Kongo, wo er sich schließlich der Polizei stellt. 1996 wird er in Dresden verurteilt. Es folgen fast sieben Jahre Haft. Nach dem Gefängnis habe er sich zurück in eine legale Existenz gekämpft. Er lebt im Rheinland als Sozialarbeiter, Autor und Familienvater.
Leben in Buch verarbeitet
Nun hat Samuel Meffire ein Buch veröffentlicht, in dem er sein Leben verarbeitete. Insgesamt zehn Jahre hat er nach eigenen Angaben an seinem Buch "Ich, ein Sachse" geschrieben. Auf 400 Seiten macht sich der Autor jedoch mehr Sorgen über den Zustand der Welt, als um seine eigene Vergangenheit. Dazu Meffire: "Ich habe weder die DDR noch Gesamtdeutschland jemals so zerrissen und schwer bewaffnet in den eigenen Gräben hocken gesehen wie heute."
Ich habe weder die DDR noch Gesamtdeutschland jemals so zerrissen und schwer bewaffnet in den eigenen Gräben hocken gesehen wie heute.
Der Leser wird sich vielleicht die Frage stellen, wie dieser heute so leise Autor zu dieser Lebensgeschichte und lauten Thriller passt, wie dieser Poet in die Kriminalität abstürzen konnte. Meffire antwortet: "Ich bin durch und durch Produkt meiner Mutter." Die Mutter habe einfach funktionieren müssen, nach dem frühen Tod des Vaters, den Meffire ebenfalls im Buch verarbeitet. "Ich war durch meine Mutter auf Erfolg zwangsverpflichtet", sagt der Buchautor.
Ermordung des Vaters prägt Kindheit
Als Grund für seinen Absturz in die Kriminalität sieht Meffire seine verfehlte Jugend. Als Jugendlicher ein Außenseiter, sei seine Kindheit geprägt gewesen durch den nie aufgeklärten Mord an seinem Vater. "In dieser Zeit musste sich meine damals 27-jährige Mutter mit dem gewaltsamen Tod ihres Mannes auseinandersetzen. Sie wurde von ihrer Familie verstoßen und war mit zwei farbigen Kindern ganz auf sich allein gestellt", sagt Meffire.
In dieser Zeit musste sich meine damals 27-jährige Mutter mit dem gewaltsamen Tod ihres Mannes auseinandersetzen. Sie wurde von ihrer Familie verstoßen und war mit zwei farbigen Kindern ganz auf sich allein gestellt.
Vergangenheit bleibt innere Baustelle
Heute bezeichnet sich Meffire als "glücklichen Sachse im Exil." Mit seiner Frau und seinen Töchtern lebt er seit vielen Jahren in Bonn. Dresden bleibe sein "Prägeort" durch die Großeltern, seine Mutter und dem Bruder, sagt er. Ob sich so ein krimineller Absturz wie vor knapp dreißig Jahren wiederholen könnte? Das schließt der Familienvater zu 99,9 Prozent aus. "Ich lebe seit 21 Jahren, seit der Entlassung aus der Haft, normenkonform", sagt der Autor. "Aber die innere Baustelle bleibt. Es ist ein Prozess. Ich sehe mich nicht am Ziel." Ein Streaminganbieter hat die Geschichte von Samuel Meffire erworben und als siebenteilige Serie verfilmt. Zu sehen ist sie ab 26. April.
MDR (phb,dle)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 30. März 2023 | 19:00 Uhr