Jubiläum Zwickau: Vor 65 Jahren lief der erste Trabi vom Band
Hauptinhalt
07. November 2022, 18:58 Uhr
Dass der Trabi das Zeug zur Legende hat, wusste beim Produktionsstart 1957 in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) noch niemand. Doch von den rund drei Millionen produzierten Trabis sind heute noch mehr als 39.000 Autos zugelassen - Tendenz steigend.
Politische Symbolik wurde in der DDR groß geschrieben. Auch der Produktionsstart des "Pkw Trabant" wurde auf den 7. November 1957 gelegt, dem 40. Jahrestag der Oktoberrevolution in Russland. Der Name "Trabant" (Begleiter) erinnerte an den erst wenige Wochen zuvor gestarteten ersten Satelliten im All, den russischen Sputnik.
Auch sonst war das Konzept des 18 pferdestarken Zweitakters 1957 durchaus innovativ. Als weltweit erstes Auto hatte er eine Duroplast-Karosserie. Allerdings war der Mangel an Stahlblechen ausschlaggebend für die Entscheidung, einen leichten "Plastebomber" zu produzieren.
Duroplast: Die "Pappe" ist gar nicht aus Pappe Die Beplankung der Karosserie ist aus Duroplast. In einem aufwendigen Verfahren wurde ein Baumwollvlies mit Phenolharz bei 240 Grad Celsius und einem Druck von 400 Tonnen in Form gepresst. Unter dem Duroplast gibt es ein Karosseriegerippe aus Stahl, das für Stabilität sorgt.
Dem ersten Trabi sollten bis zum Produktionsende 1991 mehr als drei Millionen weitere folgen. Die einzige unübersehbare Änderung gab es 1964. Da erhielt der Trabi seine kantige Form. Auch die Leistung des Zweitaktmotors wurde mit der Zeit auf 26 PS gesteigert.
Not macht erfinderisch: Strumpfhose statt Keilriemen
Vor- und Nachteile des Trabis: Er durfte immer nur leicht modifiziert werden, ließ sich dafür ohne großen Aufwand selbst reparieren und lebte oft länger, als die meisten Autos "von Drüben". Legendär - und von vielen Trabi-Fahrern selbst probiert - war die Schnellreparatur des Keilriemens. Wenn er gerissen war, ließ er sich durch Nylonstrümpfe ersetzen und man konnte zumindest wieder bis nach Hause fahren.
Er wurde geliebt und gehasst, bekam Kosenamen wie "Rennpappe", "Kugelporsche" oder "Überdachte Zündkerze" und bedeutete für die gelernten DDR-Bürger ein Stück Freiheit. Freiheit, auf die Unternehmungslustige bis zu 13 Jahre warten mussten, denn so lange war die Bestellzeit für den Trabi.
Ende und Anfang der Legende
Im Jahr 1991 war für den Trabant Schluss. Der pinkfarbene 1.1-er mit der Fertigungsnummer "3.096.099" verließ als letzter Trabi das Zwickauer Werk. Alle Rettungsversuche für das Werk waren fehlgeschlagen. Die Kunden wollten vorerst einen Westwagen fahren.
Viele der Trabis landeten in dieser Zeit auf dem Schrott. Andere wanderten in Scheunen und auf hintere Garagenplätze. Sie fielen in eine Art automobilen Dornröschenschlaf. Mit dem Film "Go Trabi Go" mit Wolfgang Stumph bekam der treue Begleiter 1991 noch ein Denkmal auf der Leinwand. Aber einige Enthusiasten ließen ihren Trabi auch nach der Wende nicht im Stich und fuhren den geliebten Trabi weiter.
Noch immer Tausende Trabis unterwegs - Preise inzwischen über DDR-Niveau
Heute sind nach Angaben des Kraftfahrzeugbundesamtes immer noch 39.342 Trabis auf deutschen Straßen zugelassen (Stand: 1. Januar 2022). Das waren 1.169 mehr als 2021. Es kommen also wieder Fahrzeuge auf die Straße, die in Scheunen und Garagen die vergangenen 30 Jahre überdauert haben und nun wieder als "echte" Oldtimer unterwegs sind. Dank der legendären Zuverlässigkeit des kleinen Begleiters werden die Trabis noch lange zum Straßenbild gehören. Die Preise für einen guten gebrauchten Trabi beginnen inzwischen im mittleren vierstelligen Eurobereich. Spitzenmodelle kratzen inzwischen bereits an der 30.000-Euro-Marke. Wer also die nicht einmal 10.000 Mark mindestens dreißig Jahre in einer trockenen Garage überwintern lassen hat, kann heute mit einem guten Geschäft rechnen.
MDR (tfr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um Zwei | 07. November 2022 | 14:00 Uhr