Viele Männer stehen und sitzen bei einem Automobilkongress in einer Kongresshalle.
Beim "Automotive Forum Zwickau" stand die Krise des Branchenriesen VW im Mittelpunkt der Diskussion. Bildrechte: MDR/Dani Striese

Automobilkrise Automobil-Kongress in Zwickau: Branche bangt um Zukunft

07. November 2024, 05:00 Uhr

Seit Wochen geht das Gespenst von Standortschließungen und Massenentlassungen bei VW um. In Zwickau, wo der Konzern 1,2 Milliarden Euro in den Umbau der Fertigung auf Elektroautos gesteckt hat, tagt jährlich der Branchenkongress "Automotive Forum Zwickau". Die Krise beim größten Autobauer der Region, die auch die Zulieferer betrifft, war beherrschendes Thema.

"Die Zukunft ist mobil" - so der Titel des diesjährigen Branchentreffens "Automotive Forum Zwickau". Beherrschendes Thema des zweitägigen Kongresses mit rund 300 Teilnehmern war jedoch die Mobilitätskrise beim Volkswagen-Konzern.

IHK fordert VW zu klarer Aussage bei den Standorten auf

Der Präsident der IHK Chemnitz Max Jankowsky forderte den Volkswagenkonzern auf dem Kongress auf, rasch Klarheit zur Zukunft der einzelnen Standorte zu schaffen. "Das aktuelle Informationsvakuum schadet sehr", sagte er in Zwickau.

Einerseits gehe bei den Beschäftigten große Angst um, andererseits würden Planungen von Zulieferern erschwert, erklärte er. Es dürfe nicht sein, dass VW-Beschäftigte am Jahresende mit ihrer Familie Weihnachten feierten, ohne zu wissen, wie es für sie weitergehe.

Deswegen brauche es eine klare Ansage der Unternehmensführung in Wolfsburg. "Dabei muss nach Kennzahlen entschieden werden, nicht nach Postleitzahlen."

Bei der Zukunft der VW-Standorte muss nach Kennzahlen entschieden werden, nicht nach Postleitzahlen.

Die beiden großen Standorte von Volkswagen in Sachsen - die Autofabrik in Zwickau und das Motorenwerk in Chemnitz - sieht Jankowsky innerhalb des Unternehmens an sich sehr gut aufgestellt.

Zwickauer VW-Chef fordert verlässliche politische Rahmenbedingungen

VW-Sachsen-Chef Danny Auerswald forderte auf dem Kongress verlässliche Rahmenbedingungen von der Politik. "Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen seitens der Politik. Zum Beispiel brauchen wir ein Förderungsmodell, das nicht über Nacht abgeschafft werden kann." Das sei keine vertrauensbildende Maßnahme.

Der Chef von VW-Sachsen, Danny Auerswald.
Der Chef von VW-Sachsen, Danny Auerswald, fordert verlässliche Rahmenbedingungen von der Politik. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Auerswald verlangte zudem einen Ausbau der Ladeinfrastruktur im ländlichen Raum und eine Senkung der Strompreise. Gleichzeitig sagte er, dass die Fahrzeugfertigung von Volkswagen in Zwickau deutlich produktiver werden müsse. Einerseits müssten die Arbeitskosten sinken, andererseits müsse der Grad der Automatisierung gesteigert werden, sagte Auerswald beim Automotive Forum.

In Wolfsburg verfolgt man angesichts hoher Produktionskosten in Deutschland einen harten Sparkurs. Dazu will der Autobauer die Tariflöhne um zehn Prozent senken. Laut Betriebsrat plant die Unternehmensführung zudem, mindestens drei Werke zu schließen und an den übrigen Standorten die Kapazität zu verringern. Allein in Sachsen hat Volkswagen rund 12.000 Beschäftigt an den Standorten in Zwickau, Chemnitz und Dresden. 

Kein drastischer Personalabbau bei Zulieferern erwartet

Dirk Vogel vom Netzwerk Automobilzulieferer Sachsen sagte, dass auch bei den Zulieferern mit einem weiteren Personalabbau zu rechnen sei. "Dadurch, dass VW in Zwickau schon auf E-Mobilität umgebaut worden ist, werden wir hier in Südwestsachsen in den nächsten Jahren aber keinen drastischen Stellenabbau sehen", schränkte er ein.

Dirk Vogel vom Netzwerk Automobilzulieferer Sachsen.
Dirk Vogel vom Netzwerk Automobilzulieferer Sachsen geht von einem weiteren Stellenabbau bei den Automobilzulieferern aus. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Damit es wieder aufwärts gehe, sei ein Bekenntnis zur E-Mobilität und stabile Energiepreise nötig. "Diese Rahmenbedingungen muss die Politik setzen. Die Hersteller müssen aber auch ihre Entwicklungsgeschwindigkeit deutlich erhöhen, um attraktive Fahrzeuge zu entwickeln." Von den Gewerkschaften verlangte Vogel Zugeständnisse, um die deutschen Standorte der Autobauer weiterhin attraktiv zu machen.

Den Angaben zufolge gibt es in Sachsen mehr als 800 Unternehmen im Umfeld der Automobilindustrie. Allein in der Region Südwestsachsen werden dazu rund 560 Unternehmen mit mehr als 62.000 Mitarbeitern gerechnet - die Fahrzeughersteller selbst nicht inbegriffen. Dazu gehören Unternehmen, die Fahrzeugteile herstellen, Speditionen, Entwickler, Maschinen- und Werkzeugbauer.

MDR (tfr/cgü)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Radioreport | 06. November 2024 | 18:05 Uhr

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