Erinnerung an Adventswunder Vor 35 Jahren: Lengenfelder decken geheimes NVA-Sprengstofflager auf
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05. Dezember 2024, 17:30 Uhr
Der Nikolaus-Vorabend 1989 war in der Kleinstadt Lengenfeld im Vogtland alles andere als besinnlich. Es war die Zeit der Friedlichen Revolution und der Montagsdemos. Auch Lengenfelder demonstrierten damals gegen die SED-Diktatur. Außerdem machten Gerüchte über geheime Militärbunker mit gefährlichen Hinterlassenschaften unter der Stadt die Runde.
- Der Bunker unter der Stadt Langenfeld wurde von den Nazis angelegt und anschließend von der NVA genutzt.
- Bürger der Stadt verschafften sich Zutritt zum explosiven Sprengstofflager.
- Die Kleinstadt im Vogtland sorgte vor 35 Jahren für ihr eigenes kleines Weihnachtswunder.
Im Dezember 1989 haben Menschen in Lengenfeld ein unterirdisches Sprengstofflager entdeckt und die Stadt vor einer potenziellen Katastrophe bewahrt. Damals trafen sich - wie auch in anderen Städten - die Bürger und Bürgerinnen der Kleinstadt zu Friedensgebeten und Demonstrationen gegen die SED-Diktatur.
Angefacht auch durch Gerüchte über die geheimen Militärbunker unter der Stadt, trommelte der Zahnarzt Ralf Begand die Lengenfelder am 5. Dezember 1989 zur Baumwollspinnerei zusammen. Dort waren die Eingänge der Bunker, die aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammten.
Tunnel von Nazis für KZ-Außenlager angelegt
Die Tunnel waren ursprünglich von den Nationalsozialisten für ein KZ-Außenlager zur Flugzeugproduktion angelegt worden. Vor 35 Jahren nutze die Nationale Volksarmee der DDR (NVA) die Anlagen. Die Frage, was sich in den Bunkern befand, ließ die Bürger nicht los. "Man kam nicht ran. Man hat nichts gesehen. Aber es hieß: Da ist was los", erinnert sich der Zahnarzt Ralf Begand, der zusammen mit dem Ingenieur Volker Sönnichsen das Neue Forum in Lengenfeld mitgegründet hatte.
Nikolaus-"Überraschung": Panzerminen und tonnenweise Sprengstoff
Spät am Abend des 5. Dezember wurden die Wortführer der Gruppe, der Ingenieur Sönnichsen und der junge Jurist Luz Adler, mit dem Pfarrer der Stadt in den Tunnel gelassen. Der Pförtner der Spinnerei ließ die drei passieren. Doch was in den unterirdischen Bunkern genau lagerte, das wollten die bewaffneten Wachsoldaten und ein herbeigeeilter Oberstleutnant zunächst nicht verraten.
Luz Adler, der heute als Rechtsanwalt arbeitet, erinnert sich an die verdutzten Militärs: "Die waren schon sehr verunsichert. Das haben wir gemerkt. Wir haben deshalb auch keine Ruhe gegeben. Wir sind sachlich geblieben, aber auch sehr energisch." So bekamen sie schließlich die Antwort: In den Kisten unter Lengenfeld lagerten Panzerminen und hunderte Tonnen Sprengstoff, hunderte Tonnen.
Bürger erreichen Abtransport der explosiven Fracht
Die Bürger verbreiteten bei einer Versammlung und einem Friedensgebet diese brisante Nachricht. Damit erreichten sie den Abtransport der explosiven Fracht.
Man war nicht allein. Wir waren viele, die für ein gemeinsames Ziel standen.
"Die Friedensgebete haben uns die Kraft und Zuversicht gegeben, dass alles gut geht", erklärt Volker Sönnichsen, der später stellvertretender Bürgermeister von Lengenfeld wurde. Ralf Begand, der bis zu seinem Ruhestand als Zahnarzt arbeitete, fügt hinzu: "Man war nicht allein. Wir waren viele, die für ein gemeinsames Ziel standen."
MDR (kav)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 05. Dezember 2024 | 19:00 Uhr