Provisorium Pöhl: Behelfsbrücke für Fußgänger löst nicht alle Verkehrsprobleme
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12. Juni 2023, 14:43 Uhr
Wer im Pöhler Ortsteil Barthmühle wandern oder die Ausflugsgaststätte besuchen wollte, hatte seit Dezember 2022 schlechte Karten. Die Brücke über die Weiße Elster wurde wegen akuter Einsturzgefahr komplett gesperrt. Seit Freitag gibt es bis zum Bau einer neuen Brücke eine Behelfsüberführung über das Flüsschen. Allerdings können dort nur Radler und Fußgänger den Fluss überqueren. Autofahrer müssen weiterhin acht Kilometer Umweg in Kauf nehmen.
- Seit Dezember 2022 ist in Barthmühle die Elster-Brücke wegen Einsturzgefahr gesperrt.
- Die provisorische Fußgängerbrücke kostet allein 220.000 Euro Miete.
- Die Deutsche Bahn will bis Ende 2024 eine neue Brücke errichten.
Seit gut einem halben Jahr ist in der kleinen Gemeinde Pöhl im Vogtland nichts mehr wie es war. Denn die Brücke über die Weiße Elster im Ortsteil Barthmühle wurde wegen Einsturzgefahr komplett gesperrt. Der Weg zum Bahnhof, zur Schule oder zum Kindergarten war im Dezember von heute auf morgen gekappt worden.
Fast 200 Tage nach Beginn der Vollsperrung wegen der massiv unterspülten Brückenpfeiler können Fußgänger und Radfahrer nun den Fluss in Barthmühle wieder überqueren. Viele Anwohner sind erfreut, weil sie wieder zur Bahnstation auf die andere Seite der Weißen Elster gelangen können. Auch die Wanderer können nun wieder alle Wege nehmen.
Provisorium kostet 220.000 Euro
Für 220.000 Euro Miete hat der Vogtlandkreis ein 18 Meter langes und 12 Tonnen schweres Provisorium installieren lassen. Der Jubel beim Bürgermeister der Gemeinde Pöhl, Erik Jung, hält sich dennoch in Grenzen. "Problematisch ist weiterhin, dass wir mit Fahrzeugen nicht rüberkommen." Eltern, die ihre Kinder in die Kita bringen wollten, müssten die Umleitungsstrecke benutzen.
Beschwerden wegen der acht Kilometer langen Umleitung
Auch für den Winterdienst oder landwirtschaftliche Fahrzeuge sieht es erst einmal schlecht aus. Acht Kilometer Umweg teilweise über engste Nebenstraßen müssen sie in Kauf nehmen. Daher fluten seit Monaten Beschwerden von Privatleuten und Gewerbetreibenden den Schreibtisch von Bürgermeister Jung. "Das Telefon stand nicht still. Wir haben auch viel Post bekommen mit Unterschriftenlisten."
Deutsche Bahn sorgt für schnelleren Bau
Einziger Hoffnungsschimmer: Für den geplanten Ersatzneubau der Brücke bekommt der Vogtlandkreis Unterstützung von der Deutschen Bahn, sagt Landrat Thomas Hennig. "Das ist ein glücklicher Umstand, dass die Deutsche Bahn die Elstertalbrücke baut und ein sehr großes Interesse daran hat, dass auch diese Brücke instandgesetzt wird."
Als Transportweg werde die Brücke dringend gebraucht, erklärt Elke Hering von der Deutschen Bahn. Weil auch der angrenzende Bahnübergang ebenfalls ausgebaut werde, könne man das Brücken-Projekt federführend übernehmen, sagt die Bauingenieurin. "Sie wird eine Fahrbahnbreite von etwa sechs Metern und keine Pfeiler mehr in der Weißen Elster haben." Ein Fußweg mit Radweg solle ebenfalls über diese Brücke führen.
Bahn will neue Brücke bis Ende 2024 fertigstellen
Bis Ende 2023 sollen die Planungen abgeschlossen sein, was einen Baubeginn der neuen Brücke im Frühjahr 2024 ermöglichen soll, sagt Hering. "Wir versuchen, bis Ende nächsten Jahres eine befahrbahre Brücke hinzubekommen." Das sei ein sehr ambitioniertes Ziel. Landrat Thomas Hennig lehnt sich nicht so weit aus dem Fenster. Er denkt, dass sich die Autofahrer noch zwei Jahre gedulden müssen, bis sie im kleinen Örtchen Barthmühle die Weiße Elster wieder überqueren können.
MDR (tfr/bsc)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 12. Juni 2023 | 14:30 Uhr