Kriminalität Diskussionen nach Schlägerei in Chemnitzer Innenstadt

20. Juni 2023, 16:35 Uhr

In der Innenstadt von Chemnitz kommt es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Dass das Problem angegangen werden muss, ist allen klar. Nur über die Lösung gibt es unterschiedliche Meinungen.

Die Massenschlägerei am Wochenende in Chemnitz hat gezeigt, die Stadt hat ein Problem mit Gewalt in der Innenstadt. "Insbesondere die Körperverletzungs- und Raubdelikten haben sich erhöht. Schon im ersten Quartal dieses Jahres haben wir festgestellt, dass bei diesen Straftaten ein Anstieg zu verzeichnen ist. Es nimmt nicht die Schwere der Straftaten zu, sondern die Anzahl", sagt der Sprecher der Polizeidirektion Chemnitz, Andrzej Rydzik, MDR SACHSEN. Deshalb gebe es seit Anfang des Jahres zusätzliche sogenannte Präsenzstreifen in der Innenstadt, beginnend am frühen Nachmittag bis in die Abendstunden hinein.

Schlägerei mit einem Dutzend Beteiligten

Am Sonnabend-Abend hatte es in der Straße "Am Wall" eine handfeste Auseinandersetzung zwischen zehn bis zwölf Personen gegeben. Dabei war ein 33 Jahre alter Mann, der nach Polizeiangaben schlichtend eingreifen wollte, leicht verletzt worden.

Vor allem Frauen meiden die Innenstadt

Eine Umfrage von MDR SACHSEN in der Chemnitzer Innenstadt zeigt, dass sich viele Bürger nicht mehr wohl in der Innenstadt fühlen. "Tagsüber geht es. Aber wenn ich abends nach Hause gehe, habe ich Angst", sagt eine junge Frau. "Man ist nicht mehr sicher. Als Frau gehe ich nicht abends allein in die Stadt", sagt eine andere. Sie wohne schon seit Jahren im Stadtzentrum. Aber sie fühle sich nicht mehr wohl.

Mehr Kontrollen und Verbote

CDU-Stadtrat Michael Specht, selbst Polizeibeamter, bekommt von immer mehr Bürgerinnen und Bürgern zu hören, dass sie sich in der Innenstadt nicht mehr sicher fühlen. Die CDU-Stadtratsfraktion hat deshalb einen Antrag eingebracht, zu prüfen, welche weiteren ordnungspolitischen Maßnahmen noch möglich sind. In Frage kämen laut CDU eine Videoüberwachung, eine Waffenverbotszone oder ein Alkoholverbot. Denn ein besonders großes Problem sind nach Spechts Ansicht Straftaten in Verbindung mit Alkohol. Ein weiteres Problem sei die Drogenszene, die sich dort mehr und mehr etabliere. Sozialarbeit gestalte sich in den betreffenden Bereichen schwierig wegen der Sprachbarriere.

Mehr Geld für Prävention

Der CDU-Vorschlag sei nicht ganz falsch, sagte Linken-Stadtrat Klaus Bartl. Doch Präsenz oder Mittel wie Verbotszonen alleine würden es nicht bringen. Bartl würde es begrüßen, wenn auch präventiv mehr unternommen wird. Leipzig habe gezeigt, dass Maßnahmen wie eine Waffenverbotszone nicht wirkten. Bartl kann sich nicht vorstellen, dass eine Stadt auf dem Weg zur Kulturhauptstadt, in ihrem Zentrum abgesenkte Schwellen für Durchsuchungen, Befragungen und andere polizeiliche Maßnahmen hat.

Kein Thema für die Kulturhauptstadt 2025

Die Frage der Sicherheit habe nichts mit der Kulturhauptstadt zu tun, meint dagegen die Pressesprecherin der Kulturhauptstadt GmbH, Mareike Holfeld. Gewalt sei nicht tolerierbar und müsse präventiv angegangen werden. Das gelte immer und nicht nur im Vorfeld der Kulturhauptstadt. Gewalt sei kein typisches Chemnitzer Thema, sondern auch anderswo ein Problem.

MDR (mwa/nk/kbe)

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