Chemnitz Tuberkulose-Erkrankung bei weiteren Pflegeschülerinnen bestätigt
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17. Februar 2023, 19:10 Uhr
Mitte Januar wurde bei einer Pflegefachschülerin in Chemnitz eine offene Tuberkulose festgestellt. Inzwischen wurden 170 Kontaktpersonen ermittelt, die Zahl der Erkrankten ist inzwischen auf vier gestiegen.
- Die beiden neuen Tuberkulosepatientinnen sind nach bisherigen Untersuchungen nicht ansteckend.
- Inzwischen wurden mehr als 170 Kontaktpersonen ermittelt.
- Nicht jede Infektion führt auch zur Erkrankung.
Im Zusammenhang mit einer an Lungentuberkulose erkrankten Chemnitzer Pflegeschülerin haben sich zwei weitere Verdachtsfälle bestätigt. Auch bei diesen beiden Erkrankten handele es sich um Pflegeschülerinnen, wie die Stadt Chemnitz am Freitag mitteilte. Weitergehende Untersuchungen im Krankenhaus hätten bei ihnen ebenfalls eine Lungentuberkulose ergeben. Damit sind nun insgesamt vier Personen in Chemnitz im Umfeld der Pflegefachschule an Lungentuberkulose erkrankt.
Die Betroffenen würden derzeit behandelt, hieß es weiter. Bislang deute nichts darauf hin, dass die beiden Patientinnen ansteckend sein könnten.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Diagnostik bei Tuberkulose umfangreich ist und mehrere Wochen in Anspruch nehmen wird. Das Gleiche gilt für die Behandlung, die ebenfalls langwierig ist.
Zum Gesundheitszustand der Erkrankten wollte die Stadt am Freitag aus Datenschutzgründen keine Angaben machen. "Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Diagnostik bei Tuberkulose umfangreich ist und mehrere Wochen in Anspruch nehmen wird. Das gleiche gilt für die Behandlung, die ebenfalls langwierig ist", wie Antje Becher, Sprecherin der Stadt Chemnitz, auf Nachfrage von MDR SACHSEN mitteilte.
Mehr als 170 Kontaktpersonen in Pflegeheimen und Pflegeklassen
Bisher wurden 170 Kontaktpersonen ermittelt, davon etwa 150 in Chemnitz. Vom Infektionsgeschehen betroffen sind in Chemnitz zwei Pflegeklassen und zwei Pflegeheime. Wie die Stadt Chemnitz auf Nachfrage von MDR SACHSEN mitteilte, werden alle Kontaktpersonen untersucht und beobachtet: "Wenn eine Infektion nachgewiesen wird oder ein auffälliger Befund erhoben wurde, folgen weitere Untersuchungen. Diese werden bei grenzwertigen oder bisher unauffälligen Befunden gegebenenfalls zeitgerecht wiederholt", erklärt Antje Becher das weitere Vorgehen.
28 Infektionen in Chemnitz nachgewiesen
Die Zahl der in Chemnitz festgestellten Infektionen liegt mittlerweile bei 28, wobei 21 davon auf Pflegeschülerinnen und Pflegeschüler entfallen. Nicht jede Infektion führe zu einer Erkrankung, so Antje Becher. Unter Umständen könnten Menschen, bei denen eine Infektion festgestellt wurde, weiter arbeiten.
Wie häufig kommt Tuberkulose vor?
Weltweit gehört die Tuberkulose neben HIV und Malaria zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Nach den Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation erkranken jedes Jahr etwa zehn Millionen Menschen an einer Tuberkulose und etwa 1,5 Millionen Menschen sterben daran. Laut Robert Koch-Institut (RKI) treten zwei Drittel der weltweiten Fälle in Indien, Indonesien, China, den Philippinen, Pakistan, Nigeria, Bangladesch und Südafrika auf. Hier finden sich geschätzte Inzidenzen von mehreren Hundert Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr, teilweise von über 500 pro 100.000 Einwohner, z.B. in Südafrika und auf den Philippinen. In Deutschland hingegen kommt Tuberkulose mit jährlich 4.500 gemeldeten Erkrankungen seltener vor. Daher gilt Deutschland als Niedriginzidenzland: Auf 100.000 Einwohner kommen laut RKI zwischen 5 bis 7 Erkrankte.
Was sind die Symptome von Tuberkulose?
Eines der wichtigsten Symptome von Tuberkulose ist laut Robert Koch-Institut (RKI) Husten, mit und ohne Auswurf. Auch blutiger Auswurf kann ein Anzeichen sein, bei dem sofort ärztlicher Rat eingeholt werden sollte. Atemnot, Brustschmerzen oder ein schlechtes Allgemeinbefinden könnten auftreten, wie beispielsweise Appetitmangel, unbeabsichtigte Gewichtsabnahme, Schwitzen, Müdigkeit oder allgemeine Schwäche, ähnlich wie bei einer Grippe. Oft treten jedoch auch gar keine Symptome auf, besonders bei jungen Kindern sind laut RKI mehr als die Hälfte der Betroffenen ohne Beschwerden.
Wie steckt man sich mit Tuberkulose an?
Tuberkulose wird meist von Mensch zu Mensch durch Erreger übertragen, die Erkrankte beim Husten oder Niesen ausscheiden. In der Regel müsste eine Person jedoch mehrere Stunden in einem vorwiegend geschlossenen Raum mit einer erkrankten Person verbringen, um sich anzustecken. Laut Robert Koch-Institut (RKI) erfolgt eine Ansteckung bei Tuberkulose grundsätzlich nicht so leicht wie bei anderen durch Aerosole übertragbaren Infektionskrankheiten, wie beispielsweise Windpocken, Masern oder COVID-19. Die sogenannte Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Infektion und dem Auftreten der ersten Symptome, beträgt laut RKI etwa sechs bis acht Wochen, es können aber auch Jahre vergehen.
Wie sind die Heilungschancen von Tuberkulose?
Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung heilt eine rechtzeitig erkannte und richtig behandelte Tuberkulose in der Regel folgenlos ab. Die Tuberkulose lasse sich gut behandeln. Seit 1998 wird in Deutschland eine Impfung gegen die Krankheit nicht mehr empfohlen.
Das Gesundheitsamt Chemnitz steht nach Angaben der Stadt weiterhin mit der Pflegeschule und den betroffenen Pflegeheimen in Kontakt. Ebenso seien, wo erforderlich, die Gesundheitsbehörden anderer Kommunen informiert worden.
Erster Fall im Januar festgestellt
Mitte Januar war der erste Fall einer Infektion mit Tuberkulose bekannt geworden. Bei einer Pflegeschülerin, die bereits seit mehreren Monaten unter Husten litt, wurde nach zahlreichen Arztbesuchen schließlich Tuberkulose festgestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Auszubildende bereits ihre Mitbewohnerin, ebenfalls eine Pflegeschülerin mit Kontakt zu älteren Menschen, angesteckt.
MDR (kav)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 17. Februar 2023 | 15:30 Uhr