Fressender Wasserbüffel
Wasserbüffel geben sich auch mit eher minderwertigem Futter wie Schilf, Rohrkolben oder Landreitgras zufrieden. Bildrechte: MDR/Konstantin Henß

Landschaftspflege Tierische Rasenmäher: In Chemnitz grasen Wasserbüffel für den Naturschutz

15. August 2024, 19:20 Uhr

Wasserbüffel sind in Sachsen ein doch eher seltener Anblick. Mancher kennt die Tiere aus Asien. Dort werden sie zum Pflügen der Reisfelder eingesetzt. Doch einige Tiere sind auch im Freistaat anzutreffen. Und zwar auf dem ehemaligen Militärgelände der GUS-Streitkräfte östlich von Chemnitz.

Es ist kurz nach 17 Uhr an einem Mittwochnachmittag. Die Sonne brennt und trotzdem haben sich etwa 20 Leute am Parkplatz gegenüber der Talsperre Euba zusammengefunden. Sie wollen an der Führung mit dem Titel "Warum Insekten Wasserbüffel lieben" teilnehmen. Alle sind verabredet mit Jens Börner vom Umweltamt der Stadt Chemnitz und dem Landwirt Tim Winkler. Gemeinsam wollen wir uns eine nahgelegene Weidefläche anschauen. Das Besondere daran: Dort grasen weder Rinder noch Schafe, sondern Wasserbüffel.

Wasserbüffel für den Naturschutz
Jens Börner ist es ein besonderes Anliegen den Leuten zu zeigen, wie in Chemnitz die Natur geschützt und entwickelt wird. Bildrechte: MDR/Konstantin Henß

Wasserbüffel ideale Helfer

Jens Börner erzählt, dass das Gelände an der Eubaer Straße schon seit mehr als zehn Jahren mit Hilfe von unterschiedlichen Tieren beweidet wird. Die Wasserbüffel hätten sich dabei am effektivsten, wirtschaftlichsten und für die Natur auch am verträglichsten gezeigt. Denn anders als zum Beispiel beim Mähen mit Rasenmähern würden die Weidetiere das Gelände Stück für Stück abgrasen und dabei noch genügend Gräser und Pflanzen für heimische Insekten übriglassen, so Börner.

Das Gelände könnte auch sich selbst überlassen und müsste nicht bewirtschaftet werden, weiß Jens Börner. Doch auf längere Sicht würde dann ein Wald heranwachsen. Was erst einmal nicht verkehrt klinge, sei jedoch nicht für alle heimischen Tiere gut. Viele Vögel, Schmetterlinge und Amphibien sind Börner zufolge sogenannte "Bewohner halboffener Lebensräume". Heißt: Sie bevorzugen Lebensräume, die nicht komplett bewaldet sind.

Für diese Tierarten ist es ganz wichtig, diese Flächen offen zu halten und das möglichst naturverträglich, mit wenig Manpower und mit wenig Motorkraft.

Jens Börner Mitarbeiter Umweltamt Chemnitz

Blühende Distel auf einer Wiese
Die blühende Distel bietet Nektar für viele Insekten. Die fühlen sich auf den von den Wasserbüffeln beweideten Flächen wohl. Bildrechte: MDR/Konstantin Henß

Landwirtschaft und Naturschutz in einem

Nach Meinung von Jens Börner ist diese Art der Beweidung ein ideales Beispiel dafür, wie landwirtschaftliche Nutzung und Naturschutz funktionieren könnten. Denn während die Wasserbüffel dafür sorgen, dass sich heimische Tiere auf der Fläche wohl fühlen, werden sie im am Ende ihres Lebens irgendwann geschlachtet.

Allerhand Produkte ergebe das, weiß Landwirt Tim Winkler. Er ist Inhaber des Büschelhofs in Eibenberg und seit 2019 stolzer Besitzer einiger Wasserbüffel. Das Gelände an der Talsperre Euba hat er für seine Tiere von der Stadt Chemnitz gepachtet - laut Winkler eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Für die Stadt arbeiten die Büffel als tierische Rasenmäher und der Landwirt hat eine Fläche samt Futter für die Tiere.

Wasserbüffel für den Naturschutz
Tim Winkler hält noch auf einigen anderen Grundstücken in Sachsen Wasserbüffel. Bildrechte: MDR/Konstantin Henß

Die Tiere schlachtet Winkler selbst und vermarktet sie über seinen Hofladen und auf Wochenmärkten. Von der Rinderart asiatischer Büffel gäbe es alles, was es auch vom bekannten Rind gäbe: Burger, Rouladen, Steaks, "quasi ein komplettes Grillsortiment", so Winkler.

Wir machen ganz viele Wasserbüffelburger zum Beispiel, aber auch Rouladen, Steaks und ein komplettes Grillsortiment.

Tim Winkler Landwirt

Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Wanderung hat Winkler extra ein paar Wasserbüffelwürste zum Verkosten dabei. Er vergleicht den Geschmack mit Rindfleisch. Es sei nur etwas fester, weil die Tiere weniger Fetteinlagerungen hätten. Den Leuten scheint es zu schmecken. Einige packen sich ein paar Würste ein, bevor sie die Heimreise antreten.

Wasserbüffelsalami liegt zur Verköstigung bereit auf einem Tablett
So sieht die Wasserbüffelsalami aus, die als Kostprobe auf einem Tablett bereit liegt. Bildrechte: MDR/Konstantin Henß

MDR (kk)

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