Spürhunde in Aktion Suchen ist ihr Hobby: Hundeübung in der Chemnitzer Innenstadt

07. Januar 2023, 17:52 Uhr

Jeden Samstag trifft sich eine Gruppe aus Chemnitz und Umgebung an wechselnden Orten in Stadt und Umland, um gemeinsam mit ihren Hunden das Suchen von Menschen zu trainieren. Damit wollen sie nicht nur sich und ihre Tiere fit halten, sondern auch auf den Ernstfall vorbereitet sein.

Während viele Menschen in der Region den Sonnabendvormittag für ihre Wochenendeinkäufe nutzen, trifft sich mehrere Leute aus Chemnitz und Umgebung an wechselnden Orten in Stadt und Umland aus einem anderen Grund. Gemeinsam mit ihren Hunden suchen sie Menschen. Damit wollen sie nicht nur sich und ihre Tiere fit halten, sondern auch auf den Ernstfall vorbereitet sein.

Mit Warnwesten auf Opfersuche

Ein Taschentuch oder auch ein getragenes Kleidungsstück reichen aus, um Didi, Lola und ihre Kumpane in Fahrt zu bringen. Sobald die Hunde eine Fährte gewittert haben, gibt es kein Halten mehr. Schnurstracks eilen sie zum Ziel ihrer Suche, ihre Halter marschieren in schnellem Schnitt hinterher.

Dieser doch recht ungewöhnliche Anblick der Männer und Frauen mit neongelben Warnwesten sorgte am Sonnabendvormittag im Chemnitzer Zentrum doch für einige erstaunte Blicke. Beim näheren Hinsehen ist auf den Rücken des Teams "Suchhund-Ausbildung" zu lesen. Doch was genau, tun sie in der Chemnitzer Innenstadt?

"Der Hund sucht nach einem 'Opfer'", sagt Hans Sachsenröder. Der pensionierte Tierarzt aus Augustusburg macht sich schon seit einer Weile jeden Sonnabend mit Gleichgesinnten auf die Suche nach "Vermissten". Die Orte wechseln stets, auch um die Hunde nicht zu verwirren. "Wir haben diesmal das Chemnitzer Zentrum ausgewählt, weil es dort eine ganze Menge Gerüche zu erschnuppern gilt und es ist gar nicht so leicht, dort den richtigen herauszufiltern", sagt Sachsenröder.

Wie er erklärt, nehmen die Hunde Geruchsfährten aus der Luft auf und nicht vom Boden. "Das ist eine besondere Weise, um Menschen zu suchen, etwa Rentner, die sich verlaufen haben", sagt er. Da sich jedoch mehrere öffentliche Institutionen ebenfalls mit dem Aufspüren von Menschen befassen, etwa die Hundestaffeln der Polizei oder auch Rettungshunde beim Roten Kreuz, kam die Gruppe bisher nicht zum Einsatz.

Einen offiziellen Auftrag haben sie nicht. "Bedingt durch die Altersstruktur in der Bevölkerung nehmen die Suchen zu", sagt Sachsenröder. Man wolle vorbereitet sein, falls doch irgendwann Hilfe gebraucht wird.

Bedingt durch die Altersstruktur in der Bevölkerung nehmen die Suchen zu.

Hans Sachsenröder Hundehalter

Weitermachen im Unruhestand

Nicht wenige der acht Gruppenmitglieder haben schon ihr Berufsleben mit Tieren verbracht. Siegfried Berger beispielsweise, arbeitete noch vor wenigen Jahren mit seinem Schäferhund Didi bei der Hundestaffel der Chemnitzer Polizei. "Ich habe den Hund mit in den Ruhestand genommen", sagt er.

Gleichzeitig sei das bei einem Tier, welches über Jahre hinweg arbeitete und gefordert wurde, gar nicht so einfach. "Hunde müssen nicht nur körperlich, sondern auch geistig bewegt werden", sagt der ehemalige Polizist. Das Suchen von Menschen eigne sich dafür perfekt. Und auch dem Halter tue die Bewegung und der Austausch mit der Gruppe gut, erzählt er.

Hunde müssen nicht nur körperlich, sondern auch geistig bewegt werden.

Siegfried Berger Hundehalter

Hunde suchen nacheinander

Am Sonnabend waren fünf Hunde bei der Übungsrunde dabei. Sie suchen einzeln, nicht im Rudel, nach "Opfern", wie die stets wechselnden Menschen aus dem Team genannt werden, die sich suchen lassen. Wie schnell der Hund die gesuchte Person findet, ist abhängig von Person und Hund.

Der Schweizer Laufhund von Detlev Ungethüm brauchte nur etwa zehn Minuten vom Parkplatz hinter der Landesdirektion am Marx-Monument hin zur Stadthalle Chemnitz, hinter der sich der gesuchte Mann in einem Gebüsch verbarg.

Hundehalter bilden mehrere Verbände

Detlev Ungethüm ist der Leiter der losen Gruppe, die sich mehr oder weniger durch Zufall und Mundpropaganda zusammengefunden hat. Der passionierte Hundefreund war, wie er erzählt, früher selbst beim DRK mit Rettungshunden im Einsatz.

Nun, nach seiner Pensionierung, betreut er gleich mehrere Gruppen. In Rochlitz ist er mit dem dortigen Beagle-Club unterwegs, seine Dienstage verbringt er mit dem Hundesportverein Wittgensdorf und die Sonnabende sind der Spürhundegruppe vorbehalten. "Meine 10.000 Schritte bekomme ich locker jeden Tag zusammen", sagt er.

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MDR (sho)

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