Portraitbild von DJ Ron
DJ Ron war von Anfang an beim splash!-Festival dabei und ist Co-Autor der MDR-Doku "Größer als Hip Hop". Bildrechte: Ron Schindler/Philipp Gladsome

Ferropolis Splash! Das größte Hip-Hop-Festival Europas hat Wurzeln in Chemnitz

15. Juni 2024, 12:05 Uhr

Im Chemnitzer "Kraftwerk" wurde es 1998 aus der Taufe gehoben, das Hip-Hop-Festival splash!. Heute kommen bis zu 30.00 Fans jährlich nach Ferropolis in Gräfenhainichen zum Festival. Eine MDR-Doku, die seit Donnerstag in der ARD-Mediathek verfügbar ist, geht der Geschichte von splash! auf den Grund. MDR SACHSEN hat dazu mit DJ Ron, dem Co-Autor der Doku gesprochen. Ron war als DJ von Anfang an bei dabei. Das Gespräch führten Elena Pelzer und Matthias Vollmer.

Hallo Ron, was macht das Festival splash! aus?

Das splash! ist ein Festival aus der Hip Hop-Szene für die Hip-Hop-Szene. Es ist seit 25 Jahren ein Anlaufpunkt Fans, zeigt, was in der Rap-Szene gerade passiert und bildet das auf der Bühne ab.

Heute ist splash! in Ferropolis zu Hause, los ging es aber in Chemnitz?

Genau. Es ging 1998 in Chemnitz los. Damals noch indoor im "Kraftwerk". Im darauf folgenden Jahr war es schon eine kleine Explosion, weil man da an den Stausee Oberrabenstein gezogen ist. Da sind das erste Mal mehr als 10.000 Leute hingekommen.

Busucher vor einer Bühne beim Hiphop- und Reggae-Festival "Splash".
Schon 1999 kamen mehr als 10.000 Besucher an den Stausee Oberrabenstein. (Archivbild) Bildrechte: picture-alliance/ dpa | Sven Gleisberg

Inzwischen ist splash! nach Sachsen-Anhalt gezogen. Fehlt Dir Chemnitz ein bisschen?

Ja, schon. Als entschieden wurde, dass splash! aus Chemnitz weggeht, war das schon ein kleiner Schock. Man hatte das so schön vor der Haustür. Und viele in der Hip Hop-Szene haben splash! mit Chemnitz verbunden. Der Abschied vom splash! war für die Stadt nicht so toll. Man hat sich sehr geärgert und es gab erst mal nicht so gute Stimmung.

Konzert-Bühne
Seit 2009 ist das splash!-Festival in Ferropolis bei Gräfenhainichen zu Hause. Bildrechte: MDR / Red Tower Films

Hätte man auch versuchen können, das Festival in die Kulturhauptstadt zurückzuholen?

Ja, absolut. Es gab ja ähnliche Versuche mit dem Kosmonaut-Festival, das an der gleichen Stelle stattgefunden hat und von ähnlichen Gremien organisiert worden ist. Aber man kommt immer wieder an den Punkt, dass der Stausee Oberrabenstein nicht das geeignetste Festivalgelände ist.

Gibt es besondere Geschichten in der Geschichte des Festivals?

Klar. Es gibt ganz viele Geschichten. Natürlich ist man immer besonders beeindruckt, wenn die großen US-Stars rüberkommen. Ich erinnere mich da gern an Jay-Z. Der wollte unbedingt mit einem Maybach anreisen. In der Region gab es aber nur eine S-Klasse und er musste sich damit zufriedengeben.

Von Snoop Dogg gibt es so eine Geschichte, dass er sich unbedingt eine Fritteuse auf das Hotelzimmer bringen lassen wollte, damit er seine Chicken frittieren kann. Da gibt es immer wilde Geschichten, wenn die US-Stars kommen.

Die Doku für die ARD - war das für Dich, wie im Familienalbum zu kramen?

Ein bisschen schon. Wir haben sehr viel Archivmaterial gesichtet. Für mich war sehr überraschend, dass es Filmmaterial vom allerersten splash!-Festival gibt. Einige Szenen sind auch in der Doku zu sehen.

Sonst sind wir einfach durch Deutschland gereist und haben mit sehr vielen Artists gesprochen, die dort selbst schon gespielt haben oder noch spielen werden. Es war schön zu sehen, dass alle ein Gefühl dafür hatten, dass splash! wichtig für die Hip-Hop-Szene ist.

Ausschnitt aus der Doku Größer als Hip Hop – Die Geschichte des splash!-Festivals.
In der MDR-Doku sind auch Aufnahmen von den Anfängen des splash!-Festrivals im Chemnitzer Kraftwerk zu sehen. Bildrechte: MDR / Red Tower Films

Es war schön zu sehen, dass alle ein Gefühl dafür hatten, dass splash! wichtig für die Hip-Hop-Szene ist.

DJ Ron Co-Autor der MNDR-Doku "Größer als Hip Hop"

Wer ist alles Teil der Doku?

Es gibt Leute wie Afrob und Samy de luxe, Kool Savas. Selbst Cora E. und Torch sind kurz zu sehen. Es gibt aber auch Leute, die heute erfolgreich sind.

Ich denke an Peter Fox, der mit Seeed auch viel auf dem splash! gespielt hat, an Paula Hartmann oder auch an Trettmann. Der ist jetzt erst erfolgreich, kommt aber auch aus der kleinen Hip Hop-Szene der 90er Jahre.

Wie steht es eigentlich um die Hip-Hop-Szene in Deutschland?

Vor ein paar Jahren hatte man einen richtigen Peak. Es gibt viele erfolgreiche Künstler und Künstlerinnen. Jetzt ebbt das ein bisschen ab. Man ist das gewöhnt. Es gibt immer diese Wellenform mit ups and downs.

Ich glaube, das ist gut, weil sich dann eines Szene ein bisschen gesundschrumpfen kann. Es gibt ja noch eine Menge Stars, die erfolgreich sind, wenn man an Apache denkt oder Luciano.

Der Hip Hop ist ein bisschen rockiger geworden. Kann das sein?

Hip Hop kann alles sein. Das ist das Schöne, dass er sich immer Elemente aus anderen Musikrichtungen klaut. So ist Hip Hop ja auch entstanden.

Deshalb kann das über Rockmusik, aber genauso über Techno oder Gabber-Beats funktionieren. Wenn man sich den Sound von Ski Aggu anhört, dann passiert dort genau das. Das macht Hip Hop auch so stark, dass es sich immer wieder verändert und neu entdeckt werden kann.

Das macht Hip Hop auch so stark, dass es sich immer wieder verändert und neu entdeckt werden kann.

DJ Ron Co-Autor der MNDR-Doku "Größer als Hip Hop"
Portraitbild von DJ Ron
DJ Ron ist in der Hip Hop-Szene gut vernetzt und konnte für die Doku auch eigene Erinnerungen an die Frühzeit des Festivals einbringen. Bildrechte: Ron Schindler/Philipp Gladsome

Was war dein Anteil an der Doku?

Ich habe einen Großteil der Interviews geführt, habe sie auch arrangiert, weil ich im Hip Hop einfach gut vernetzt bin. Andererseits konnte ich auch mit meinen eigenen Erinnerungen viel beisteuern. Man merkt auch, 25 Jahre sind eine lange Zeit. Erst recht, wenn man alte Bilder davon sieht.

splash! Festival 2017
In diesem Jahr findet das splash!-Festival vom 4. bis 6. Juli in Ferropolis statt. (Archivbild) Bildrechte: IMAGO / STAR-MEDIA

Vielen Dank für die interessanten Einblicke. Zu sehen ist die zweiteilige Doku "Größer als Hip Hop - Die Geschichte des splash!-Festivals" ab sofort in der ARD-Mediathek und am 4. Juli um 22.10 Uhr im MDR Fernsehen.

MDR (tfr/epe/mav)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 12. Juni 2024 | 12:30 Uhr

Mehr aus Chemnitz und Stollberg

Mehr aus Sachsen