Facebook-Logo auf einem Computerbildschirm
In sozialen Medien verbreiten sich Meldungen ungeachtet ihres Wahrheitsgehaltes sehr schnell. Bildrechte: picture alliance / dpa | Stephan Jansen

Tipps für Eltern Polizei warnt vor möglichen Falschmeldungen zur Bedrohung von Kindern

16. Juni 2024, 09:48 Uhr

Die Chemnitzer Polizei ist mit einer Warnung an die Öffentlichkeit gegangen. Denn in den vergangenen Tagen hat sie viele Meldungen in sozialen Netzwerken registriert, die verdächtige Männer mit bestimmten Auto-Typen betrafen. Sie sollen mutmaßlich Kinder belästigt haben. Die Beamten bitten, umsichtig vorzugehen und Nachrichten nicht einfach panisch zu teilen.

Seit der vergangenen Woche hat die Polizeidirektion Chemnitz Meldungen in sozialen Netzwerken registriert, in denen vor einem verdächtigen Fahrzeug und einem Mann gewarnt wird. Der Unbekannte soll angeblich Kinder angesprochen haben. Die Polizei im Landkreis Mittelsachsen habe danach diverse Meldungen zu solch einen Auto bekommen. Außerdem habe der Fahrer "mit Kindern gesprochen bzw. agiert", hieß es immer wieder.

Fünf Meldungen zu Fahrzeugen an einem Tag

Allein am Donnerstag erhielt das Polizeirevier Mittweida fünf derartige Meldungen aus fünf verschiedenen Orten im Zuständigkeitsbereich. Auch am Freitag gingen zwei solcher Meldungen ein. Auch im Erzgebirgskreis sind laut Polizei absolut identische Posts ohne Ortsangabe im Umlauf.

Demnach trifft die Fahrzeugbeschreibung in den Mitteilungen auffallend vollständig auf das in den sozialen Medien abgebildete Fahrzeug zu. Teilweise wurde selbst das gepostete Fahrzeugkennzeichen aus dem Landkreis Meißen mitgeteilt.

Auf einem Fecebook-Screenshot ist zu lesen, dass vor einem Mann gewarnt wird, der Kinder belästigt.
Solche Meldungen wie bei Facebook kursieren mit fast identischem Inhalt in den verschiedensten Regionen. Bildrechte: facebook/screenshot

Trotz besonderer Aufmerksamkeit und auch bei verstärkten Streifenfahrten konnten Polizeibeamte das gemeldete Fahrzeug nicht finden. Dennoch nehme die Polizei jeden Hinweis ernst, heißt es.

Ein Schild mit der Aufschrift „Polizei“ vor dem Polizeirevier Dresden-Süd. Nach dem brutalen Angriff auf den SPD-Politiker Matthias Ecke hat sich ein 17-Jähriger der Polizei gestellt.
Innerhalb kurzer Zeit sind bei der Polizei Meldungen zu Fahrzeugsichtungen eingegangen, die sich auf Nachrichten aus sozialen Netzwerken beziehen, aber nicht bestätigt werden können. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

Unbedachtes Weiterleiten auch gefährlich

Die Polizei warnt davor, solche Warnhinweise unbedacht weiterzuleiten. Auch wenn die Sorge der Eltern und ihr Wunsch, solche "Warnungen" zu teilen, nachvollziehbar seien, könnten Unbeteiligte schuldlos in Verdacht geraten, wenn sie beispielsweise mit einem optisch ähnlichen Auto unterwegs seien. Zudem könne die Aufmerksamkeit der Kinder auf andere Fahrzeuge oder Personen verringert werden.

Polizei gibt Hinweise zum Umgang mit unklaren Situationen

In dem Zusammenhang regt die Polizei an, dass sich Eltern folgende Punkte vor Augen führen und sich mit ihrem Kind gemeinsam Regeln geben. Dabei sollten diese Fragen geklärt werden:

  • Wissen Sie immer, wo sich Ihr Kind aufhält und mit wem es Kontakt hat?
  • Wie soll sich Ihr Kind verhalten, wenn es bedrohliche oder unangenehme Situationen erlebt – egal, ob mit bekannten oder unbekannten Personen?
  • Wie kann Ihr Kind Sie erreichen oder z. B. über seinen Aufenthaltsort informieren?
  • Kennt es Ihre Telefonnummer für einen Notfall?

Eine Polizeistreife in einem Park
Die Polizei geht allen entsprechenden Hinweisen nach, warnt aber davor, unbedacht Mitteilungen aus sozialen Netzwerken zu teilen. (Symbolbild) Bildrechte: imago images/Ralph Peters

Was mache ich, wenn die Lage unklar ist?

Außerdem geben die Beamten allgemein Handlungsempfehlungen für unklare Situationen:

  • Schreiten Sie ein, wenn ein Kind offensichtlich bedrängt wird!
  • Wenn Sie sich unsicher sind, fragen Sie nach, ob alles in Ordnung ist oder ob Sie helfen können!
  • Informieren Sie in Notfällen sofort die Polizei. Besser einmal zu oft, als zu wenig!
  • Verbreiten Sie keine Vermutungen oder Gerüchte über soziale Medien und in der Öffentlichkeit!
  • Leiten Sie nicht unbedacht jegliche Meldungen weiter!
  • Überlassen Sie die Ermittlungen der Polizei!
  • Hilfreich ist eine möglichst genaue Beschreibung des Ortes, der Person, der Situation und gegebenenfalls des Fahrzeuges.

MDR (tfr)

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