Experimentelle Popmusik Musikerduo aus Chemnitz: "Man braucht Durchhaltevermögen und einen guten Businessplan"
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28. Mai 2023, 06:00 Uhr
Das deutsch-britische Musikerduo "Me&T" aus Chemnitz hat es ins Finale des mitteldeutschen Newcomer-Wettbewerbs "Bahnhofbeats" geschafft. MDR SACHSEN hat die beiden besucht und mit ihnen über ihr Leben als Musiker und die Stadt Chemnitz gesprochen.
- Das Ehepaar Tamara und Tristan spielt als Musikerduo "Me&T" experimentelle Popmusik.
- Ihre Lieder sollen das Leben beschreiben, wie es wirklich ist und auch schwierige Themen nicht aussparen.
- Chemnitz und seine Kulturszene sind den beiden inzwischen ans Herz gewachsen.
Hinter dem Bandnamen "Me&T" verbirgt sich das Ehepaar Tamara und Tristan. Sie stammt ursprünglich aus Zwickau, er aus Bournemouth in Großbritannien. Gemeinsam leben sie in Chemnitz und machen experimentellen Pop. "Wir haben Spaß daran, als Musiker mit ungewohnten Sounds zu experimentieren", sagt Tamara. "Und wir wollen damit Dinge ausdrücken, die man mit Worten vielleicht nicht ausdrücken kann." Grenzen scheint es für die beiden dabei kaum zu geben. "Wenn es passt, bauen wir in ein Lied auch einen Elefantenschrei ein", sagt Tristan.
Ihre Texte schreiben die beiden auf Englisch. "Tristan ist ja Engländer und ich habe früher in einem Gospelchor gesungen", erklärt Tamara. Daher fühle sie sich in der englischen Sprache sehr zu Hause. "Englisch ist eine Sprache, die super melodisch und sehr poetisch ist", sagt sie. Dass es irgendwann auch Lieder auf Deutsch geben könnte, will sie aber nicht komplett ausschließen.
Lieder, die das Leben schreibt
In ihren Liedern wollen die beiden das Leben darstellen, wie es wirklich ist. "Auch die Dinge, die oft im Dunkeln gelassen werden und über die es schwer ist zu reden", so Tamara. "Unsere Songs haben eine krasse Ehrlichkeit." Die letzten Monate seien sehr schwer für sie gewesen und das höre man auch in den neuen Liedern, an denen die beiden gerade arbeiten. "Ich hatte eine sehr heftige Winterdepression", erzählt Tamara. Sie hofft, dass ihre Lieder darüber denen helfen, die sie hören und sich damit identifizieren können.
Unsere Songs haben eine krasse Ehrlichkeit.
"Die ersten Konzerte mit den Songs waren krass", sagt sie. "Ich musste überlegen, wie ich sie anmoderiere, ohne zu viel preiszugeben." Sie wolle versuchen, nicht mehr so viel drumherum zu reden. "Es passiert vielen Menschen und es ist wichtig darüber zu reden", so Tamara. Trotzdem ist den beiden eine positive Einstellung wichtig. "Es gibt auch viele schöne Seiten am Leben und das sollen unsere Auftritte auch vermitteln", sagt Tristan.
Teilzeitmusiker mit Businessplan
Leben können die beiden von ihrer Musik bislang noch nicht. Drei Tage in der Woche sind für ihre Musik reserviert. "Man muss wissen, welche Einnahmequellen als Musiker es gibt", sagt Tamara. "Man braucht einen guten Businessplan und Durchhaltevermögen." So treten die beiden unter anderem auch mit Coversongs bei Hochzeiten und Firmenfeiern auf, um vielleicht bald von ihrer Musik leben zu können.
Doch auch mit ihren eigenen Liedern locken die beiden inzwischen ein immer größeres Publikum an. "Wir hatten auch mal einen Auftritt, wo wir nur vor neun Menschen gespielt haben", erinnert sich Tamara an die Anfänge. Inzwischen habe sie aber keine Angst mehr, dass sie nur vor so wenigen auftreten.
Ihre liebste Erinnerung ist ein Auftritt beim Chemnitzer Parksommer im vergangenen Jahr. "Das war eine sehr coole Atmosphäre und wir sind froh, dass wir dieses Jahr wieder dort auftreten dürfen", sagen sie.
Finalisten bei "Bahnhofbeats"
Ein weiteres Highlight für die beiden ist ihre Teilnahme am mitteldeutschen Newcomer-Wettbewerb "Bahnhofbeats". "Wir haben uns da etwas blauäugig beworben, ohne zu wissen, was da alles dranhängt", erzählt Tamara. Trotzdem haben die beiden es unter die fünf Finalisten geschafft. Sie mussten dann einen Song schreiben, der Sounds aus einem Bahnhof enthält. Das dazugehörige Musikvideo haben sie im Hauptbahnhof in Dresden gedreht. "Und einige Teile auch am Südbahnhof in Chemnitz", erzählt Tamara.
Neben Recording, professionellem Mix und Mastering sowie der Produktion eines Musikvideos zum Song haben die beiden als Finalisten des Wettbewerbs auch eine jeweils zweitägige Songwriting-Session mit Musiker, Songwriter und X-Factor-Gewinner David Pfeffer bekommen. "Es hat sich für uns total gelohnt dabei zu sein", so Tamara und Tristan.
"Chemnitz wächst einem ans Herz"
In Chemnitz fühlen sie sich sehr wohl. "Chemnitz wächst einem ans Herz", sagt Tamara. "Je mehr man entdeckt, desto mehr sieht man, welches Potenzial Kunst und Kultur hier haben." Tristan gefällt, dass in der Stadt auch musikalisch sehr viel los ist. "Gefühlt war letzten Sommer jede Woche ein anderes musikalisches Event und es wurde total gut angenommen von den Leuten", sagt er.
Auch die Musikerszene in Chemnitz wird von den beiden sehr gelobt. "Normalerweise will jeder selbst vorankommen im Musikbusiness", sagt Tristan. "Aber in Chemnitz gibt es viel Unterstützung und auch Freude, wenn andere vorankommen." Tamara ergänzt: "Die Kreativschaffenden in Chemnitz haben verstanden, dass es für jeden Raum gibt." Dass Chemnitz 2025 Kulturhauptstadt ist, finden die beiden super. "Wir wollen auch auf jeden Fall dabei sein", sagen sie. Konkrete Pläne gebe es noch nicht, aber für sie steht fest, dass sie sich einbringen werden.
MDR (ali)
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