Ehrenamt Helfer für Kinderhospizdienst in Chemnitz gesucht
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12. Februar 2023, 18:00 Uhr
Zum 18. Mal ist am 10. Februar 2006 mit dem "Tag der Kinderhospizarbeit" daran erinnert worden, dass bei auch bei Kindern und Jugendlichen Sterben und Tod keine Tabus sind. Gleichzeitig will der Deutsche Kinderhospizverein Menschen gewinnen, die ehrenamtlich betroffenen Familien beistehen. Wer sich dort engagieren will, braucht große innere Stärke.
- Der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst in Chemnitz betreut 60 Familien mit schwerkranken Kindern.
- Ein ehrenamtlicher Familienbegleiter hat seine Berufung gefunden.
- Der Verein sucht weitere Familienbegleiter.
Einer der vielen Vereine, die sich in Deutschland um die Familien mit unheilbar kranken Kindern kümmern, ist der "Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst Schmetterling und Westsachsen" mit Sitz in Chemnitz. "Beide Vereine sind von betroffenen Eltern gegründet worden, die sich dafür eingesetzt haben, dass andere Betroffene eine psychosoziale Begleitung erhalten", sagt Anne Bayer, die leitende Koordinatorin der beiden Kinder- und Jugendhospizdienste.
Eine Vernetzung mit anderen betroffenen Familien sei ebenfalls das Ziel der Vereine gewesen. Die beiden Vereine kümmern sich mit derzeit 100 ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuern um 60 Familien, in denen Kinder unheilbar krank sind und bald sterben werden.
Die Familien benötigen ganz unterschiedliche Unterstützung, sagt Bayer. "Wir begleiten sie in ihrem Alltag. Die Eltern sind sehr auf das erkrankte Kind fokussiert: Krankenhäuser, Therapien, Einzelfallhelfer, sozialrechtliche Dinge wie Pflegekassen, Pflegegrad, Hilfsmittel... Da brauchen Eltern oft Unterstützung."
Das könne schon bedeuten, sich um das gesunde Geschwisterkind zu kümmern oder auch um das erkrankte Kind. "Damit erhalten die Eltern für eine kurze Zeit Freiräume, die sie dringend brauchen." Mit dem Ehrenamt biete der Verein dafür eine breit gefächerte Plattform an. "Die Familienbegleiter sind einfach da für diese Familien."
Damit erhalten die Eltern für eine kurze Zeit Freiräume, die sie dringend brauchen.
Die Familienbegleitung ende auch nicht zwangsläufig mit dem Tod des Kindes, sagt Anne Beyer. "Wenn alle das möchten, gibt es auch eine Trauerbegleitung." Es gebe aber auch Gruppenangebote für verwaiste Eltern oder Geschwister. "Wir versuchen, sie alle abzuholen." Das könnten auch niedrigschwellige Angebote sein wie beispielsweise eine Trauerwanderung.
Deutscher Kinderhospizverein Der Deutsche Kinderhospizverein wurde 1990 als Dachorganisation gegründet. Mit derzeit 30 ambulanten Kinder- und Jugendhospizdiensten begleitet und unterstützt der Verein bundesweit junge Menschen mit einer lebensverkürzenden Erkrankung und deren Familien. 1.200 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren sich derzeit im Deutschen Kinderhospizverein. Quelle: Deutscher Kinderhospizverein e.V.
Ehrenamt: Ein Mann hat seine Berufung gefunden
Bodo Lutz hat sich 2018 beim Ambulanten Hospizdienst gemeldet. Nachdem er in den Ruhestand gegangen war, suchte er nach einer neuen Aufgabe. Ohne genau zu wissen, was auf ihn zukommt. "Ich hatte gedacht, ich melde mich, bin als Ehrenamtlicher akzeptiert und kann gleich loslegen."
Es habe aber einen umfangreichen Vorbereitungskurs gegeben. "Da gab es viele Informationen zum Hintergrund oder zum Glauben. Wir haben einen Besuch beim Bestatter gehabt, eine Kinderärztin war da und ein Psychologe - das war sehr interessant, aufschlussreich und hat mir sehr geholfen."
Er lebe in einer Patchwork-Familie, sagt Lutz. "Wir haben insgesamt sieben Kinder, neun Enkel und drei sind zu erwarten. Alle sind gesund und wohlauf. Vielleicht ist das auch der Grund gewesen für meine Bewerbung: Dankbarkeit dafür, dass alle gesund und wohlauf sind. Nun kann ich den Familien helfen, wo das eben nicht der Fall ist."
Er sei in eine Familie gekommen, bei der es sehr harmonisch und wohltuend für beide Seiten zugehe. "Hilfreich ist das auch für das gesunde Geschwisterkind." Und natürlich sei es auch wohltuend für das eigene Selbstwertgefühl. "Ich kann noch etwas geben, ich kann noch etwas vermitteln. Das tut gut."
Ich kann noch etwas geben, ich kann noch etwas vermitteln. Das tut gut.
Weitere Familienbegleiter gesucht
Obwohl bereits viele ehrenamtliche Familienbegleiterinnen und -begleiter in Chemnitz und Westsachsen tätig sind, werden weitere gesucht, sagt Heike Soballa. "Familien und Ehrenamt müssen ja in unserem Fall sehr gut zusammenpassen. Die Ehrenamtlichen müssen Zeit haben, wenn sie benötigt werden."
Genauso werde geschaut, welche besonderen Fähigkeiten die Familienbegleiter mitbringen. "Wir freuen uns, wenn wir auf einen größeren Pool zurückgreifen können, damit es für alle Beteiligten passt", sagt Soballa. "Wir wissen ja auch, dass ehrenamtliche Betreuer nicht unbegrenzt Zeit aufbringen können. Wir koordinieren das, damit alle gut damit umgehen können."
Der nächste Online-Befähigungskurs zum ehrenamtlichen Familienbegleiter im Ambulanten Kinderhospizdiensten Schmetterling & Westsachsen ist am 6. März 2023. Wer sich dafür interessiert, kann sich telefonisch oder per Mail bei dem Verein melden.
MDR (tfr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 10. Februar 2023 | 19:00 Uhr