Anime-Messe Star Wars trifft Manga im Kraftwerk Chemnitz
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14. Januar 2023, 21:04 Uhr
Cosplayer schlüpfen in die Figuren von Comic- oder Filmhelden. Dass es mehr als "nur" um eine Verkleidung geht, davon hat sich MDR-Reporter Thomas Friedrich am Sonnabend im Kraftwerk Chemnitz überzeugt. Der Reporter, dem Jugendalter schon entflohen und gänzlich unwissend über die Szene, taucht ein in die fabelhafte Welt von Manga, Anime und Cosplay.
- Bei der Anime-Messe im Chemnitzer Kraftwerk treffen sich hunderte Cosplayer.
- Mit Kreativität und Geschick entstehen die Outfits der Cosplayer.
- Der Veranstalter kämpft mit Finanzierungsproblemen.
Anime-Messe im Chemnitzer Haus Kraftwerk: So war die Veranstaltung angekündigt. Doch noch bevor ich mich durch die Besucher mit den verschiedensten Anime-Outfits zum Eingang durchkämpfen kann, treffe ich Din Jaren aus Star Wars, zu dem sich Steel Armor aus dem Videospiel Skyrim gesellt. Also doch nicht alles "made in japan" bei der Anime-Messe, denke ich.
Din Jaren alias Marko Graf und Steel Armor alias Lisa Rahn verraten mir, dass hier jeder das sein kann, was er gern wäre. Neben den Figuren aus Comics und Filmen kann man auch ganz eigene Kostüme entwerfen, herstellen und tragen.
Gemeinschaft, Ausbrechen aus dem gar nicht phantasievollen Alltag, Kennenlernen von Gleichgesinnten - die Gründe, viel Zeit und Geld in das Hobby Cosplay zu stecken, sind vielfältig. Auch Lisa und Marko haben sich auf diesem Weg kennengelernt.
Marco hat auch noch ein ganz anderes Ziel. Mit anderen Cosplayern hat er den Verein "Saxony Outpost" gegründet. Sie sammeln Spenden für kranke Kinder oder machen ihnen Freude bei Geburtstagen, Veranstaltungen oder einem Besuch im Krankenhaus. Frei nach dem Motto "Cosplay meets Charity..."
Cosplay
Cosplay setzt sich aus den Worten "costume" (Kostüm) und "play" (Spiel) zusammen. Cosplayer verkleiden sich als Figur aus einem Anime-, Manga- oder Computerspiel. Die Charaktere können Persönlichkeiten aus der Geschichte irgendeines Landes, Prinzessinen aus einer fiktiven Welt oder auch nichtmenschliche Wesen wie Feen oder Außerirdische sein.
Cosplay bedeutet auch, dass man sich ganz und gar in eine Figur verwandelt, die aus einer erfundenen Welt stammt und die sich vom eigenen Ich unterscheidet. Cosplay stellt somit eine nicht alltägliche Erfahrung dar. Dieses "Raus aus dem Alltagsleben", das sich mit seinem täglichen Trott stets wiederholt, macht einen besonderen Reiz des Cosplay aus.
Japanische Botschaft Berlin
Was nicht passt, wird passend gemacht
Am Anfang war ein Comic. Um die Figur zum Leben zu erwecken, ist jede Menge Kreativität und Geschick gefragt, denn die meisten Outfits und Accsessoires sind selbst hergestellt, verraten mir die Besucher. Was mir auffällt: Trotz des großen Gedränges in allen Räumen geht es hier äußerst freundlich, fast familiär zu. Zwei junge Frauen, denen ich begegne, freuen sich auf neue Leute, die sie kennenlernen können. "Faszinierend ist, dass man hier in eine ganz andere Rolle schlüpfen kann. Sonst gibt es Alltag mit Arbeit oder Schule. Hier kann man sich richtig austoben."
Kraftwerk kämpft mit irdischen Problemen
Im Chemnitzer Kraftwerk hat man unterdessen mit ganz irdischen Problemen zu kämpfen. Die Finanzierung sei nur bis April 2023 gesichert, denn die Stadt plane Einschnitte bei Angeboten für Kinder, Jugendliche und Familien, erzählt der Projektleiter für Kinder- und Jugendarbeit im Kraftwerk e.V. Uwe Klötzer. Das bringt auch den Veranstalter der Anime-Messe in Schwierigkeiten.
Mit der "MAN|GA|RAGE" hatte es die internationale Manga-Convention sogar ins Bidbook der Stadt Chemnitz für die Kulturhauptstadt-Bewerbung für 2025 geschafft, so Uwe Klötzer. "Der Gedanke war, der etablierten Anime-Szene in unserem Haus die Möglichkeit zu geben, sich auf einer ganz anderen Ebene zu präsentieren. Das steht im Moment in den Sternen, solange die Finanzierung nicht gesichert ist."
Bleibt es bei der Streichliste der Stadt für Jugendangebote, könnte der Kulturhaupstadt allerdings der Veranstalter der Convention abhanden kommen. Denn dann gebe es den Kraftwerk e.V. nicht mehr. Dabei kann man leider nicht auf die Hilfe von Luke Skywalker hoffen, sondern nur auf die Entscheidungen der Kommunalpolitik.
Fazit des Reporters: Mehr Träume wagen
Nach gut drei Stunden bin ich wieder in der realen Welt gelandet. Ich habe gelernt, dass es spezielle Kontaktlinsen gibt, mit denen man den Blick der gezeichneten Vorbilder detailgetreu nachahmen kann. Doch viel wichtiger ist diese Erkenntnis: wie wichtig und richtig Träume in unserer durchregulierten Welt sind. Wer sich davon selbst überzeugen möchte, hat am Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr noch einmal im Haus Kraftwerk in Chemnitz Gelegenheit.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 14. Januar 2023 | 19:00 Uhr