Wie weiter in Oberwiesenthal? Fichtelberg: Unternehmerfamilie will Millionen investieren
Hauptinhalt
12. November 2024, 07:56 Uhr
In Oberwiesenthal stimmt der Stadtrat über den Verkauf der Fichtelberg-Schwebebahn ab. Für die Bahn interessiert sich eine Investorenfamilie, die auch schon andere touristische Angebote in Oberwiesenthal betreibt und die sogar das Fichtelberghaus kaufen will. Diese Pläne stoßen nicht bei allen auf Begeisterung.
Oberwiesenthal muss mehr für den Ganzjahrestourismus tun. Das ist die Ansicht von Constantin Gläß. Der Endzwanziger ist Geschäftsführer der Liftgesellschaft Oberwiesenthal, die den Vierer-Sessellift betreibt und seit August auch den Othal-Coaster, eine Allwetter-Rodelbahn. Deshalb hat Gläß sich auch um den Kauf der Fichtelberg-Schwebebahn GmbH beworben, die in städtischer Hand ist: "Unsere Familie ist schon seit drei Generationen hier in Oberwiesenthal aktiv. Mein Großvater war Initiator der erzgebirgischen Kammloipe, mein Vater hat hier als Skilehrer gearbeitet und auch ich war Skilehrer am Fichtelberg."
Fly-Line, Othal-Coaster und vielleicht die Schwebebahn
Schon jetzt ist Familie Gläß am Fichtelberg engagiert. Die Fly-Line, der Othal-Coaster und der Sessellift gehören ihnen. "Wir wollen hier den Ganzjahrestourismus entwickeln. Denn alleine auf den Winter zu hoffen, wird nicht funktionieren", sagt Gläß Junior MDR SACHSEN. Das Fichtelberghaus haben sie gepachtet. Und perspektivisch will Familie Gläß das Traditionshaus kaufen, samt Grundstück auf der Bergspitze. Gespräche mit dem Eigentümer des Hauses, dem Landkreis, laufen bereits.
Am Dienstagabend soll nun der Stadtrat von Oberwiesenthal über den Verkauf der Schwebebahngesellschaft samt aller dazugehörigen Lifte entscheiden. Kaufinteressent: Familie Gläß.
Enge Beziehung zum Skisport und Oberwiesenthal
Constantin Gläß ist der Sohn von Rainer Gläß, einem Unternehmer aus dem vogtländischen Schöneck, der 2018 zudem Sachsens Unternehmer des Jahres geworden war. Dieser hatte Anfang der 1990er Jahre eine Softwarefirma gegründet, die er im vergangenen Jahr verkaufte. Gelder für neue Investitionen in Oberwiesenthal sind also vorhanden.
Aber warum will der Vogtländer Gläß gerade im Erzgebirge so massiv einsteigen? MDR SACHSEN sagte er: "Ich bin sehr dem Skifahren verbunden, schon immer. 1982, noch als Student, habe ich dort oben angefangen, als Skilehrer zu arbeiten. Ich hatte also immer die Verbindung zum Wintersportort Oberwiesenthal und zum Fichtelberg. Meine zwei großen Söhne sind dort oben Skirennen gefahren."
Rainer Gläß will Fichtelberg voranbringen
Irgendwann vor ein paar Jahren habe es dann das Angebot gegeben, in Oberwiesental, die Liftgesellschaft mit dem Vierersessellift zu übernehmen. Er habe einfach ja gesagt. Und seitdem sei er damit beschäftigt, den Fichtelberg voranzubringen. Er wolle den Fichtelberg entwickeln mit modernen Aufstiegshilfen und modernen Liftanlagen.
1982, noch als Student, habe ich dort oben angefangen, als Skilehrer zu arbeiten. Ich hatte also immer die Verbindung zum Wintersportort Oberwiesenthal und zum Fichtelberg.
Ohne Kunstschnee wird es nicht gehen
Die klimatischen Bedingungen für Wintersport seien natürlich nicht einfach, räumt der Unternehmer ein: "Ich bin aber erstmal sachlich. Die Höhenlage reicht aus, um entsprechenden Skibetrieb zu gewährleisten. Natürlich braucht man auch Kunstschnee. Aber das ist ein lösbares Problem." Gläß sieht auch für die kommenden Jahre ein großes Potential.
Weißflog hofft auf Investor Gläß
Eine solch massive unternehmerische Initiative sorgt natürlich für Gesprächsstoff im Ort. Hotelier und Skisprunglegende Jens Weißflog findet die Pläne von Constantin Gläß und dessen Vater Rainer gut. Rainer Gläß habe nachgewiesen, dass er in der Region etwas bewegen könne.
"Er könnte sich auch eine Yacht kaufen und auf dem Mittelmeer herumschippern, aber er investiert in ein Mittelgebirge, in ein Skigebiet. Wer macht das noch?" Weißflog hofft deshalb, dass der Stadtrat dem Verkauf der Schwebebahn Grünes Licht gibt. "Alles andere wäre dumm", sagt CDU-Kommunalpolitiker Weißflog MDR SACHSEN.
Auch kritische Stimmen
Es gibt aber auch Stimmen, die die Privatisierung fast des kompletten Tourismus in Oberwiesenthal bei nur einer Familie kritisch sehen. Das wurde auf einer öffentlichen Einwohnerversammlung deutlich. Die Angst: durch den Verkauf hätte die Stadt keinerlei Einfluss mehr auf die Zukunft dieser touristischen Anlagen. Außerdem würde die Stadt zwar einmalig Geld bekommen, aber langfristige Einnahmen verlieren.
Er habe Verständnis für solche Stimmen, sagt Rainer Gläß. Die Bedenken seien aber unbegründet: "Wir müssen schauen: Wie ist der Stand der Dinge? Es ist klar, es muss was passieren. Und bei der Frage: Können wir diesem Investor vertrauen? Ja, da muss man schauen, was ich die letzten 30 bis 35 Jahre gemacht habe. Und dann sollte sich jeder ein Bild machen können."
MDR (mwa)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 01. November 2024 | 19:00 Uhr