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Winter Eibenstock: Blauenthaler Wasserfall lockt zum Eisklettern
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19. Februar 2025, 16:46 Uhr
In der Nähe von Eibenstock im Erzgebirge erwartet Naturbeigeisterte im Winter am Blauenthaler Wasserfall ein besonderes Schauspiel. Wenn es kalt genug ist, erstarrt er und lockt Eiskletterer an die 30 Meter hohe Kaskade aus purem Eis. Damit das Naturschauspiel funktioniert, ist im Hintergrund eine ganze Menge Arbeit notwendig.
Michael Scholz ist der heimliche Herrscher der Eiswelt am Blauenthaler Wasserfall bei Eibenstock. Er, der selbst leidenschaftlich gern die gefrorene Wasserkaskade erklettert, sorgt im Hintergrund dafür, dass das überhaupt möglich ist.
Denn Sachsens höchster Wasserfall vereist nicht einfach so bei Minustemperaturen. Ein bisschen muss Michael Scholz "nachhelfen". "Während der Frostperiode ist jeden Tag Pflege angesagt", sagt Scholz. "Zwei Mal, wenn die Temperatur unter fünf Grad minus fällt, früh und abends raus, Wasser umleiten."
Das dauere jedes Mal eine bis eineinhalb Stunden. Bei guten Bedingungen könne man so eine Eisdicke von bis zu einem Meter erreichen. "Und das auf einer Breite und Höhe von 30 Metern, sodass man richtig klettern kann", ergänzt er.
Jugendliche helfen am Wasserfall
"Das ist primär ein Jugendprojekt. Das ganze Stauwerk hat das Outdoorteam gemeinsam mit Jugendlichen vom Kreisjugendring gebaut." Im kommenden Sommer wolle man den Zulauf umbauen, damit das "Eismachen" in Zukunft leichter möglich sei.
"Dann soll auch niemand mehr am Stau herumspielen können, damit unsere Arbeit nicht innerhalb weniger Stunden zunichte gemacht werden kann", ergänzt Scholz.
Das passiere häufig und sei deprimierend. Denn die Arbeit werde ehrenamtlich geleistet. "Ich versuche aber auch, die Jugendlichen zum Mitarbeiten zu animieren. Ich hoffe, dass es damit später mehr Leute gibt, die sich daran beteiligen."
Tochter Leni klettert auch schon am Eis
Auch Michael Scholz' Tochter Leni klettert schon am Wasserfall. Sie ist bereits eine erfahrene Sportkletterin, das Eisklettern aber ist noch ziemlich neu für sie. "Es hat Spaß gemacht, war aber anstrengend", sagt sie. Der Umgang mit Steigeisen und Eispickeln falle ihr noch etwas schwer.
Vater Michael ergänzt: "Das Gefühl für die Eisgeräte zu bekommen, das ist nicht mit einem Mal gemacht. Das muss man schon probieren." Aber sie gebe sich Mühe. "Und Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut", ergänzt er lachend.
Apropos Rom: Bereits für das Wochenende haben die Meteorologen stark steigende Temperaturen vorausgesagt. Dann könnte die eisige Pracht am Blauenthaler Wasserfall bereits wieder zerfließen. Wer also den Eiskletterern mit der nötigen Ehrfurcht zuschauen will, sollte sich beeilen. Oder auf den nächsten Kälteeinbruch warten, wenn Michael Scholz wieder neues "Eis macht".
MDR (tfr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 18. Februar 2025 | 19:00 Uhr