Gelebte Integration Junge Ukrainerin bringt Eiskunstlauf nach Jonsdorf
Hauptinhalt
15. Januar 2023, 19:30 Uhr
In der Ukraine war Mariya Kadieva eine erfolgreiche Eiskunstläuferin. Nach ihrer Flucht vor dem Krieg kam sie gemeinsam mit ihrer Familie nach Zittau. Jetzt steht die 17-Jährige wieder auf dem Eis. Seit Januar trainiert sie in der Eishalle Jonsdorf Kinder und Erwachsene und begeistert sie für den Eiskunstlauf.
- Eine ukrainische Eiskunstläuferin bietet einmal wöchentlich Trainingstunden in der Eishalle in Jonsdorf an. Die Idee zu dem Angebot hatte die Hillersche Villa in Zittau, die auch Geflüchtete aus der Ukraine betreut.
- Die 17-Jährige steht seit ihrem vierten Lebensjahr auf dem Eis und war in ihrer Heimat als Eiskunstläuferin erfolgreich.
- Das Interesse am Eiskunstlauftraining ist größer als erwartet. Rund 80 Kinder und Erwachsene sind mit dabei. Im März gibt es eine Abschlusskür.
Wenn Mariya Kadieva elegant über das Eis schwebt, sieht es so leicht aus. Ihre Schülerinnen und Schüler schauen fasziniert zu, wie die 17-Jährige scheinbar mühelos rückwärts oder auf einem Bein über die Fläche gleitet. Sie wollen von der jungen Ukrainerin das Eiskunstlaufen lernen. Dafür haben sich gut 20 Leute an diesem Sonnabend zu ihrer zweiten Trainingsstunde in der Eishalle in Jonsdorf eingefunden.
Kontakt über Zittauer Hilfsprojekt
Das Angebot gibt es erst seit Januar und entstand auf Initiative der Hillerschen Villa in Zittau. Das soziokulturelle Zentrum engagiert sich unter anderem für Geflüchtete aus der Ukraine. So erfuhren sie auch von Mariya, erzählt Mitarbeiter Ludwig Winter. "Wir wollen den Menschen ermöglichen, hier gut anzukommen und sich zu integrieren." Deshalb hätten sie die 17-Jährige angesprochen und gefragt, wie sie ihr Eiskunstlauf-Talent hier einbringen könnte. Das Ergebnis ist das neue Trainingsangebot in Jonsdorf.
Überraschendes Angebot für Eiskunstläuferin
Damit kann Mariya das machen, was schon zu Hause im heimischen Charkiv ihr Leben war. Seit ihrem vierten Lebensjahr stehe sie auf dem Eis, erzählt die junge Ukrainerin. In der Ukraine war sie vor dem Krieg sehr erfolgreich, gewann auch nationale Wettbewerbe. Seit drei Jahren hat sie außerdem eine Trainerlizenz. Für sie sei es eine Überraschung gewesen, dass sie in Deutschland wieder die Möglichkeit habe, so auf dem Eis zu stehen. Damit habe sie nach der Flucht aus der Ukraine nicht gerechnet. "Eine noch größere Überraschung war, dass ich auch als Trainerin arbeiten kann. Das war schon zu Hause ein besonderes Gefühl und das ist es auch hier."
Eine noch größere Überraschung war, dass ich auch als Trainerin arbeiten kann. Das war schon zu Hause ein besonderes Gefühl und das ist es auch hier.
Interesse größer als erwartet
Das Interesse am Eiskunstlauf-Training ist größer als erwartet. Rund 80 Kinder und Erwachsene seien mit dabei, erzählt Mitorganisator Ludwig Winter. Deshalb habe man jetzt drei Gruppen gebildet, die die junge Ukrainerin immer sonnabends trainiere. Auch Silvia Scholze besucht das Training. Die 71-Jährige steht schon seit vielen Jahren auf dem Eis und findet das Angebot toll. Sie habe Mariya bereits seit Saisonbeginn auf dem Eis gesehen und ihr Können bewundert: "Ich habe immer heimlich geschaut, was könnte ich noch lernen. Es ist ein unglaublich sympathisches junges Mädchen", erzählt sie begeistert. Endlich gebe es auch ein Eiskunstlauf-Angebot in der Eishalle Jonsdorf.
Ich bin seit Saisonbeginn auf dem Eis, habe Mariya immer bewundert und heimlich geschaut, was könnte ich noch lernen.
Abschlusskür im März
Die Verständigung zwischen Schülern und Trainerin klappt entweder auf Englisch oder per Smartphone-Übersetzer. Mariya besucht außerdem an der Hochschule in Zittau einen Deutschkurs. Ihr letztes Schuljahr schließe sie gerade online auf Ukrainisch ab, erzählt die 17-Jährige. Ihre Heimat zu verlassen, ohne zu wissen, wann sie wieder zurückkommen können, sei sehr schwierig gewesen. Aber dafür gebe es in Deutschland sehr viele Leute, die sie und ihre Familie unterstützen und helfen. Dazu gehört auch das Trainingsangebot in der Eissporthalle Jonsdorf. Am 4. März können sich alle anschauen, wie schön Eiskunstlaufen sein kann. Dann ist eine Abschiedskür aller Gruppen geplant. Danach geht die Saison in der Eishalle Jonsdorf erst einmal zu Ende.
MDR (vis)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 17. Januar 2023 | 16:30 Uhr