Unvergessliche Schiffsfahrt Passagiere schildern chaotisches Anlegemanöver auf dem Berzdorfer See
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08. Oktober 2023, 17:49 Uhr
Für ein junges Pärchen sollte eine Schiffstour auf dem Berzdorfer See zum unvergesslichen Geburtstagsgeschenk werden. Doch als Sturm aufkam, sei es chaotisch geworden, schildern sie in einer Mail an MDR SACHSEN. Panik, Schreie und viel zerbrochenes Geschirr soll es gegeben haben. Doch war es wirklich so dramatisch? Das bezweifelt der Kapitän und Schiffsbetreiber.
- Für ein Pärchen wird ein Bootsausflug mit der EMS Berzdorf zu einem chaotischen und traumatischen Erlebnis.
- Während Stephan Engler verzweifelt seine Freundin trösten will, verfällt diese in einen Schock und weint.
- Für Kapitän und Crew war es kein Notfall und der Schiffsbetreiber kann eine massenhafte Panik nicht bestätigen.
Für Stephan Engler und Maria Reinsch sollte es einfach nur ein schöner Bootsausflug am Sonnabend werden. Stephan Engler hat an diesem Tag Geburtstag und will diesen auf der EMS Berzdorf feiern. Der Ausflug wird für das Pärchen unvergesslich - leider mit negativem Beigeschmack. "Die Bootstour an sich war sehr schön", erzählt Engler tags darauf MDR SACHSEN. Doch als das Schiff gegen 17:30 Uhr in den Hafen des Berzdorfer Sees einfährt, habe es Probleme gegeben.
Mehrmals habe der Kapitän probiert, die EMS Berzdorf sicher an die Anlegestelle zu bringen. "Beim dritten Anlaufversuch kam er der Mauer zu nah", sagt Engler, der sich mit seiner Freundin im Unterdeck befindet. Nachdem der Kapitän das Schiff im Hafen gewendet habe, sei ein weiterer Versuch gescheitert: "Der Wind hatte das Schiff so weit rüber gedrückt, dass es den ersten großen Aufprall gab." Auf dem Oberdeck hätten Passagiere geschrien, als die EMS Berzdorf gegen die Kaimauer des kleinen Hafens gedrückt wurde.
Freundin verfällt in Schock und weint
Englers Freundin Maria sei in einen Schockzustand verfallen und habe sehr geweint, schildert Engler die Situation, in der er sich selbst hilflos gefühlt habe. "Für mich war es wirklich ein Albtraum. Ich habe so einen Schock noch nie in meinem Leben erlebt", sagt Maria Reinsch. Sie sei schon durch die Wendemanöver des Kapitäns nervöser geworden, schildert die 25-Jährige und sagt: "Ich hatte das Gefühl, dass der Kapitän komplett die Kontrolle über das Schiff verloren hat. Man hat diesen Aufprall und die zerbrechenden Teller gehört. Es entstand eine Massenpanik."
Für mich war es wirklich ein Albtraum. Ich habe so einen Schock noch nie in meinem Leben erlebt.
Bei diesem "extremen Aufprall", wie Engler sagt, seien Tische und Stühle verrutscht. Im Schiff sei das Geschirr laut zu hören gewesen, das auf den Boden fiel und zerbrach. Er habe versucht, seine Freundin zu trösten: "Ich habe versucht sie zu beruhigen, aber als der nächste Aufprall kam, wurde es bei ihr immer schlimmer." Engler und seine Freundin Maria bemerkten noch einen weiteren Mann und einen Rollstuhlfahrer, die unter Schock gestanden hätten. "Ein Crewmitglied der Gastro stand an der Reling, war kreidebleich und hat unendlich gezittert", erinnert sich Engler.
Ein Crewmitglied der Gastro stand an der Reling, war kreidebleich und hat unendlich gezittert.
Durch Notanlegung an Land gekommen
Während des Anlegechaos habe es keinerlei Durchsagen gegeben, die die Passagiere über die Situation informiert hätten, kritisiert Engler. Schließlich hätte es der Kapitän geschafft, das Schiff doch noch anzulegen. "Da gab es eine Notanlegung. Da konnten wir über einen Seitenausgang über eine provisorische Rampe hinaus."
Danach hätten Engler und seine Freundin mit dem Kapitän gesprochen und gefragt, was eigentlich das Problem gewesen sei. Dieser erklärte beiden, dass das Heck durch den Wind immer wieder ausgeschlagen hätte und so das Schiff außer Kontrolle geraten sei. Nach dem Vorfall hätte es keine Ansprechpartner gegeben, die sich um die Passagiere gekümmert hätten, so Engler.
Schiffsbetreiber: "Eine Massenpanik hat es nicht gegeben"
Die von beiden Fahrgästen geschilderte chaotischen Zustände während des Anlegemanövers kann der Betreiber der EMS Berzdorf, Stefan Menzel, auf Anfrage von MDR SACHSEN nicht bestätigen. "Eine Massenpanik hat es nicht gegeben", sagt Menzel. Er verweist auf den Betriebsleiter des Schiffes, der jederzeit als Ansprechpartner für die Passagiere auf dem Schiff bereit gestanden habe. Dieser habe sich während und auch nach der Fahrt bei den Fahrgästen nach deren Zustand erkundigt, erklärt Menzel.
"Der Kapitän war laut eigener Aussage verärgert über den Kontakt mit der Kaimauer, stand jedoch nicht unter Schock", sagt Menzel. Bis auf einen Fahrgast, der bei dem Aufprall auf die Kaimauer panisch reagiert hätte, könne der Betriebsleiter etwa auch die massenhaften Panikschreie nicht bestätigen. Passagiere hätten größtenteils keine Probleme geäußert.
Kein Notfall aus Sicht von Kapitän und Crew
Weil keine Gäste verletzt worden seien, sei auch kein Rettungsdienst gerufen worden. "Es war aus Sicht des Kapitäns und der Crew kein Notfall", betont Menzel. Einen ähnlichen Vorfall hatte es dem Betreiber zufolge noch nicht gegeben. Auch der Schaden an einem Poller mit 1.000 Euro und zu Bruch gegangenem Geschirr von 100 Euro hielten sich in Grenzen, so Menzel: "Wir fahren den Fahrplan ganz normal weiter."
Es war aus Sicht des Kapitäns und der Crew kein Notfall.
Eine Veränderung wird es im Hafen des Berzdorfer Sees nach dem Vorfall dennoch geben, sagt Menzel: "Leider ist der Hafen nicht optimal für das Fahrgastschiff ausgestattet. Wir werden deswegen alle Seiten wie unsere Anlegestelle ausstatten."