Nachhaltigkeit Reparaturcafé: Betreutes Arbeiten in Bernstadt

Emsiges Treiben im Geschäft von Elektromeister Maximilian Fritsche in Bernstadt im Landkreis Görlitz. Menschen verschiedenen Alters sitzen an Tischen und tüfteln an ihren mitgebrachten Elektrogeräten. Viele hoffen, dass Fritsche und sein Team eine Lösung für die kaputten Geräte haben. Um den normalen Reparaturbetrieb in einem Elektrogeschäft handelt es sich jedoch nicht, stattdessen geht zum zweiten Mal das Reparaturcafé über die Bühne.

"Beim Reparaturcafé reparieren die Gäste ihre Geräte unter Anleitung selbst. Sie müssen nur das Ersatzteil bezahlen, das wir vorher besorgt haben", erklärt Maximilian Fritsche das Konzept. Damit das mit den Ersatzteilen funktioniere, sei es notwendig, dass das Reparaturprojekt drei Tage vorher angemeldet wird, sagt der Elektromeister. Doch warum veranstaltet er solch ein Café überhaupt, wenn er davon wirtschaftlich gar nichts hat?

"Ich fand es immer schade, wenn die Leute mit ihren kaputten Geräten im Laden ankamen und ich sagen musste: Nehmt ein neues." Das eine oder andere Gerät hätte mit einer Reparatur vielleicht noch ein, zwei Jahre laufen können. "Im normalen Reparaturbetrieb rechnet sich das aber nicht. Und genau da setzt das Reparaturcafé an: Es handelt sich um betreutes Arbeiten, sozusagen ohne Arbeitsleistung", sagt Fritsche, der das Reparaturcafé von der Idee bis zur Umsetzung innerhalb weniger Wochen auf die Beine gestellt hat.

Bei der ersten Ausgabe im August seien fünf Leute gekommen, die unter anderem einen Wickelschleifer, einen Gartenhäcksler und eine Bohrmaschine im Gepäck hatten. "Die Herausforderung ist für mich das Hin- und Herspringen zwischen den einzelnen Geräten, dass fünf Geräte gleichzeitig repariert werden und ich mich jeweils hineindenken muss", erläutert Frische.

Glücklich darüber, dass seinen Geräten möglicherweise die Mülldeponie erspart bleibt und sie ein neues Leben haben, ist auch Lothar Wuttke. "Ich habe einen Akkuschrauber mitgebracht, bei dem, wie ich gerade erfahren habe, der Motor kaputt ist." Er arbeite seit 20 Jahren damit und sei immer zufrieden gewesen, sagt Wuttke, der außerdem ein Telespiel aus DDR-Zeiten dabei hat. "Ich habe das gerne in meiner Jugend gespielt und würde mich freuen, wenn ich das wieder hinkriege."

Hilfestellung leistet neben Elektromeister Fritsche auch sein Mitarbeiter Lars Hohlfeld. Nach einiger Zeit hat der leider mit Blick auf den Akkuschrauber von Lothar Wuttke keine gute Nachricht: "Da lässt sich leider nichts machen, weil für das Gerät kein zertifizierter Motor mehr erhältlich ist." Anders sieht es beim DDR-Telespiel aus. Dort muss nur ein neuer Antennenstecker dran. Dafür zahlt Lothar Wuttke 1,20 Euro Materialkosten. Zumindest in dieser Hinsicht hat sich der Ausflug ins Reparaturcafé für den Bernstädter gelohnt.

Attila Krause ist aus Kemnitz zum Reparaturcafé gefahren und hofft ebenfalls, in der Gemeinschaft Lösungen für seine technischen Probleme zu finden. "Ich habe eine Ständerbohrmaschine mitgebracht. Die lässt sich nicht mehr benutzen und brummt, wenn man sie einschaltet", sagt Krause. Zunächst denken er und auch das Team von Elektro-Fritsche, dass der Kondensator defekt sein könnte.

Doch wenig später dann die Überraschung: "Es ist gar kein elektrisches Problem, sondern ein mechanisches", berichtet Krause und fügt an: "Das Lager, in dem die Kraft übertragen wird, war fest. Daher haben wir etwas Schmieröl drangegeben. Nun läuft es wieder." Rückblickend erscheint alles unkompliziert und Krause denkt: "Eigentlich müsste man da ja auch selber drauf kommen. Aber mache Sachen erkennt man eben nur zusammen mit anderen."

Über den Gemeinschaftsgedanken freut sich auch Mandy Hergesell aus Markersdorf: "Ich finde es schön, dass man gemeinsam etwas macht und nicht alles wegschmeißt." Sie habe eine Lichterkette mitgebracht, die sie Weihnachten gern wieder benutzen würde. "Da wollte ich mal schauen, ob die noch repariert werden kann, damit wir keine neue kaufen müssen." Darüber hinaus habe ihr Mann noch eine Stehlampe im Gepäck. "Die will er gern wieder fürs Wohnzimmer startklar machen", sagt Hergesell.

Das Reparaturcafé ist an diesem Tag gut besucht. Bereits nach kurzer Zeit sind mehr als zehn Gäste vor Ort. Obwohl ihr Augenmerk auf ihre defekten Geräte gerichtet ist, genießen sie auch die freundliche Atmosphäre. So gibt es Kaffee und Kuchen, die die Frau von Maximilian Fritsche immer wieder anbietet. Die Besucher können so in entspannter Atmosphäre zusammensitzen und sich über ihre Reparaturen sowie andere Dinge austauschen. Nach aktuellem Plan soll das Reparaturcafé künftig viermal im Jahr stattfinden. Der nächste Termin ist am 7. Februar 2025 geplant.