Kraftwerk Boxberg
Bei dem Kraftwerk Boxberg baut die LEAG einen großen Batteriespeicher. Bildrechte: Ralf Geißler

Tschüss Kohle, Hallo Zukunft – 2025 Wie die LEAG mit Batteriespeichern und Wasserstoff grün werden will

21. März 2025, 05:00 Uhr

Was macht ein Kohlekonzern nach dem Kohleausstieg? Die LEAG, die in der Lausitz sämtliche Braunkohle-Tagebaue und Kraftwerke betreibt, will auch danach Energieversorger bleiben. Sie plant einen massiven Ausbau grüner Energien. Wir haben einen Mann getroffen, der dabei helfen soll

Ralf Geißler, Wirtschaftsredakteur
Bildrechte: MDR/Isabel Theis

Drei Kühltürme lassen ordentlich Dampf ab. Aus ihren Schloten steigen weiße Wolken auf, als Thomas Brandenburg mit seinem Dienstwagen am Kraftwerk Boxberg hält. Deutschlands größtes Kohlekraftwerk ist die neue Arbeitsstätte des Ingenieurs. Er soll dem Kohlekonzern LEAG helfen, grün zu werden.

Brandenburg erzählt, die LEAG Clean Power hat sich angeschickt, hier wasserstofffähige Gaskraftwerke zu bauen. "Also konkret in Leipheim, in Bayern, was auch ein LEAG Standort ist. Dann in Schwarze Pumpe, unweit von hier und eben in Lippendorf." Parallel dazu würden Großbatteriespeicherprojekte geplant und realisiert. "Und genau deswegen sind wir heute hier."

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Der Großspeicher Boxberg, "die BigBattery", wie sie hier sagen, ist Thomas Brandenburgs erstes Projekt bei der LEAG. Er läuft über eine ausgedehnte Fläche neben dem Kraftwerk. Der Boden wäre bestens geeignet für eine Runde Beach-Volleyball. "Auf Sächsisch könnte man sagen, hier sieht es aus wie im Buddelkasten. Alles schön sandig", sagt Brandenburg.

Kapazitäten noch zu gering, um Dunkelflauten zu überbrücken

Kraftwerk Boxberg
Die LEAG setzt auf Großbatteriespeicherprojekte. Bildrechte: Ralf Geißler

Auf den Sand haben Bauarbeiter bereits Betonfundamente gesetzt. Auf denen stehen grauweiße Container. Da stecken die Batterien drin. "Wir wollen hier 2 mal 50, also in Summe 100 Megawatt Leistung, anschließen und eine Speicherkapazität von 136 Megawattstunden." Etwa eine Stunde könne man dann mit 100 Megawatt "einspeichern" oder eben mit 100 Megawatt Strom ins Netz zurückspeisen, erklärt der Ingenieur.

Der Batteriepark könnte damit knapp 3.000 kleine Elektroautos betanken. Seine wichtigste Aufgabe ist aber: Sonnenstrom aus den Mittagsstunden für den Abend speichern. Um Dunkelflauten auszugleichen, mehrere Tage also, an denen weder Wind weht noch die Sonne scheint, ist die Speicherkapazität aber zu gering. Dafür bräuchte es die eingangs erwähnten wasserstofffähigen Gaskraftwerke. Doch die meisten dieser Vorhaben existieren bislang nur auf dem Papier.

Neue Regierung muss klären, wo Gaskraftwerke stehen dürfen

"Was bei uns in der Branche momentan das große Problem ist, nennt sich Kraftwerkssicherungsgesetz", sagt Brandenburg. Alle in der Energieversorgung warteten auf dieses Gesetz. Die Ampelregierung hätte sich angeschickt, es zu verabschieden.

Doch dann ist die Ampel zerbrochen. Eine neue Regierung wird neu verhandeln, wo in Deutschland wasserstofffähige Gaskraftwerke stehen könnten. Geklärt werden muss, wie sie sich refinanzieren, wenn sie nur in Dunkelflauten einspringen. Thomas Brandenburg hat so ein modernes Kraftwerk schon mal gebaut. Im Leipziger Süden. Doch es läuft bislang nur mit Erdgas.

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Was fehlt, sind die Wasserstoffpipelines

Kraftwerk Boxberg
Das Kraftwerk Boxberg. Bildrechte: Ralf Geißler

"Das ist auch wirklich in der Lage, Wasserstoff beizumischen", sagt Brandenburg über das Kraftwerk in Leipzig. "Womit sich gerade alle schwertun, ist, Wasserstoffpipelines zu bauen". So gehöre in Leipzig etwa die Leitung zum Kraftwerk selbst nicht zum Kernnetz, "Die müsste also jemand anders privat bauen." Hier in der Lausitz sei die Situation ähnlich, sagt Brandenburg. Was hier gebraucht werde, sei ein Wasserstoffkernnetz, das verlegt werde.

Trotzdem betont Thomas Brandenburg: Sein Ziel sei es, auch für die LEAG wasserstofffähige Gaskraftwerke zu errichten. Das Unternehmen sei der zweitgrößte Stromversorger Deutschlands und wolle auch in Zukunft Energieversorger bleiben.

Brandenburg läuft zurück zu seinem Auto. Der Himmel ist grau, kein Wind weht. Dunkelflaute. Im Hintergrund dampfen die Schlote des Kohlekraftwerks Boxberg. Noch.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 21. März 2025 | 06:00 Uhr

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