Gastronomie Görlitzer Altstadtfest: Wirte kritisieren hohe Gebühren

25. August 2023, 06:00 Uhr

In Görlitz kochen beim diesjährigen Altstadtfest einige Wirte ihr eigenes Süppchen oder verschwinden ganz aus der Stadt. Das größte Volksfest in der deutsch-polnischen Grenzstadt ist für sie nicht lukrativ genug: zu wenig oder angeblich gar kein Gewinn. Deshalb verringern einige Gastronomen ihr Angebot, in manchen Gaststätten bleiben die Kochplatten oder Pizzaöfen kalt. Während des Altstadtfestes an diesem Wochenende bleiben einige Kneipen geschlossen.

In Görlitz wird an diesem Wochenende das Altstadtfest gefeiert und in der Nachbarstadt Zgorzelec das Jakuby-Fest. Verbunden sind die beiden Volksfeste über den Grenzfluss Neiße hinweg über die Altstadtbrücke. Mehr als 150 Schausteller, Gastronomen und Händler sorgen für Attraktionen, bieten ihre Waren feil oder sorgen für kulinarische Genüsse. Tausende Gäste werden erwartet, die sich durch die Straßen und Gassen auf beiden Seiten der Neiße drängeln.

Verärgerte Wirte verringern das Angebot

In Görlitz brodeln hinter den Kulissen nicht nur Kochtöpfe, sondern kochen auch einige Gastronomen. Es geht um die ihrer Ansicht nach zu hohen Gebühren für die Außengastronomie während des Altstadtfestes. Christoph Zschornack bilanziert als Inhaber des Ratscafés: "Das Altstadtfest bringt mir gar nichts. Ich verdiene damit kein Geld." Seine Außenbestuhlung mitten im Festgebiet koste ihn zusätzliche 1.000 Euro an diesem Wochenende und das "muss erst mal wieder reinkommen."


Der Görlitzer Gastronom fasst damit die Meinung einiger seiner Kollegen zusammen. Aufgrund der Gebühren verzichten sie auf ihre Außengastronomie oder schränken sie ein, wie Enrico Walkstein vom Café Flair in der Brüderstraße: "So spare ich hundert Euro". Andere Gastronomen schließen ganz, darunter Speise- und Nationalitätengaststätten sowie eine Pizzeria in der Görlitzer Altstadt. "Aufwand und Ertrag stehen in keinem Verhältnis", begründen sie ihre Entscheidung.

Ein weiteres Problem: Toiletten. Die Gaststätte werden von den Besuchern des Altstadtfestes nur aufgesucht, damit sie ihre Notdurft verrichten können, ärgern sich die Gastwirte. "Wir hätten uns gewünscht, dass die Stadt oder der Kulturservice als Veranstalter mit uns zusammenarbeitet, unsere Probleme respektiert und die Gebühren anpasst", sagt der Inhaber vom Ratscafé.

Altstadtfest fordert nicht nur die Gastronomen

Die Probleme rings um das Altstadtfest sind nicht neu und deshalb bittet Gerd Weise vom Görlitzer Kulturservice als Veranstalter erst einmal um Verständnis: "Bei einem Fest von einer solchen Dimension wird es immer Einschränkungen und Behinderungen geben. Umleitungen, das Parken fällt schwer, Wege verlängern sich." Alle Görlitzer gemeinsam sollten die Herausforderungen annehmen, so Weise.

Wir alle, auch die Görlitzer Gastronomen, sind Gastgeber und deshalb sollte man das Altstadtfest nicht auf Toiletten oder Gebühren reduzieren, sondern vielmehr die Herausforderungen beim Altstadtfest annehmen.

Gerd Weise Görlitzer Kulturservice

Gastronomen werden in Görlitz normalerweise für ihre Außengastronomie doppelt zur Kasse gebeten. Sie zahlen eine Jahresgebühr an die Stadt und zum Altstadtfest eine Extragebühr an den Veranstalter, den kommunalen Kulturservice. Für die Außenbestuhlung verlangt der Kulturservice fünf Euro pro Quadratmeter. "Das sei vertretbar", meint Gerd Weise vom Kulturservice: "Die Gebühren kommen vollständig dem Altstadtfest zu Gute. Davon werden beispielsweise die mobilen Toilettenanlagen bezahlt, das Kulturprogramm sowie der Wachschutz, der die Sicherheit gewährleisten soll."

Gebühren sind stabil geblieben

Mehr als 50 Gaststätten gibt es im Festgebiet auf deutsche und polnischer Seite. Nicht alle Gastronomen teilen die Meinung der Kritiker. Trotzdem will sich der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu (CDU) mit dem Problem auseinandersetzen: "Ich habe die Diskussion wahrgenommen. Offensichtlich gibt es bei den Gastronomen ganz unterschiedliche Ansichten zum Altstadtfest."

Octavian Ursu, 2021
Octavian Ursu Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Robert Michael

Fakt ist, dass wir als Stadt seit drei Jahren mit Beginn der Pandemie die Gebühren für alle Außenflächen ausgesetzt haben. Der Kultursevice als kommunale Gesellschaft muss wirtschaftlich agieren und trotzdem wollen wir mit den Beteiligten noch einmal ins Gespräch kommen. Doch zunächst freue ich mich auf das Altstadtfest.

Octavian Ursu Görlitzer Oberbürgermeister

Der Görlitzer Oberbürgermeister freut sich jedenfalls auf das größte Volksfest der Stadt, genauso wie Renate Kruppa vom Schwibbogen: "Ich habe in meinem Biergarten hoffentlich wieder alle Hände voll zu tun." Es ist vor ihrem Ruhestand das letzte Altstadtfest: "Mal sehen, was es bringt. Ich bin gespannt, wie jedes Jahr."

Auch Heiko Hänsch vom "Flübo", wie das Café am Flüsterbogen genannt wird, hat bereits alle Hände voll zu tun. Er bereitet sich auf den Ansturm der Gäste vor: "Klar, am Wochenende ist der Laden draußen immer voll, aber beim Altstadtfest, da bin ich mit vollem Herzen dabei."

Die Gebühren, so der "Flübo"-Chef, seien vielleicht zu hoch, aber seit Jahren stabil und deshalb kalkulierbar. Mehr Sorgen würden ihm die gestiegenen Betriebskosten bereiten: "Alles um etwa 30 Prozent hoch." Heiko Hänsch hat sein Team aufgestockt und ab heute heißt es für seine Truppe beim Altstadtfest: "Klotzen und nicht motzen."

Polizei: Fake News zum Altstadtfest im Umlauf Die Polizeidirektion Görlitz warnt bezüglich des Görlitzer Altstadtfestes vor Fake News, die im Umlauf sind. Es handelt sich um einen Post, welcher in Statusmeldungen und über soziale Netzwerke verbreitet werde. Er beinhalte, dass die Polizei vor einem "erhöhten Sicherheitsrisiko" auf dem Altstadtfest warnen würde. Dies entspriche nicht der Wahrheit, betont die PD Görlitz. Es sind der Polizei aktuell keine Hinweise bekannt, die auf ein Sicherheitsrisiko schließen lassen.

Polizeidirektion Görlitz

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 25. August 2023 | 05:30 Uhr

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