Möbelindustrie Verband: Geldsorgen trüben das Geschäft

07. August 2023, 15:06 Uhr

Bis zum Ende des Jahres gehen im Maja-Möbelwerk in Wittichenau bei Hoyerswerda die Lichter aus. Rund 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben am Donnerstag davon erfahren. Begründet wird die Schließung damit, dass ein wichtiger Großkunde weggebrochen ist. Im Interview mit MDR SACHSEN schildert Jan Kurth, Hauptgeschäftsführer beim Verband der deutschen Möbelindustrie, wie es um die Branche steht.

Probleme bei den Lieferketten, gestiegene Energiepreise, eine geringe Konsumlust bei Verbraucherinnen und Verbrauchern. Diese Situation geht auch an der Möbelindustrie nicht spurlos vorbei, oder?

Jan Kurth: Die Branche hat tatsächlich mit der rückläufigen Konjunktur und der ausgefallenen Nachfrage zu kämpfen. Dass es jedoch zur Schließung von Werken kommt, ist nach wie vor glücklicherweise eine Ausnahme, so schlimm der jeweilige Einzelfall auch ist. Worum die Branche nicht herumkommt, ist die Reduzierung von Arbeitszeiten und von Kapazitäten. Das ist an der Tagesordnung.

Ist die Inflation die Hauptursache?

Es ist eine Gemengelage aus unterschiedlichen Faktoren. Wir haben dieses Thema Inflation, steigende Preise. Wir haben die Debatte um Energieversorgung und um zukünftige Energiesicherheit, die Debatte um das Heizungsgesetz, das Verbraucherinnen und Verbraucher extrem verunsichert. Man weiß nicht, wie lange die Situation dauert und was da noch kommt und deswegen hält man sich gerade jetzt mit solchen höherwertigen und langfristigen Anschaffungen wie Möbeln beispielsweise momentan zurück.

Spielt die ausländische Konkurrenz auch eine Rolle?

All' das, was an Kostensteigerungen gekommen ist, durch Energiepreise und Materialpreisentwicklung, das haben die ausländischen Konkurrenten genauso zu spüren bekommen. Und dazu kommen dann noch mal natürlich Logistikkosten, die bei einer Fracht von Möbeln aus dem Ausland entsprechend zu Buche schlagen.

Wo sehen Sie einen Weg aus der Krise?

Wir sehen mittelfristig schon Perspektiven. Tatsächlich glauben wir, dass das eigene Zuhause über die Corona-Zeit an Bedeutung gewonnen hat und angesichts der weltpolitischen Lage, die wir haben, ist dieser Rückzugsort ins eigene Zuhause für die Menschen wichtig.

Es muss allerdings auch politisch etwas passieren. So könnte beispielsweise das Thema Mehrwertsteuer eine Rolle spielen. Es muss was passieren in Sachen Baukonjunktur, wir brauchen mehr Wohnraum in Deutschland, wovon natürlich dann auch indirekt unsere Branche profitieren wird. Also, wir brauchen so etwas wie eine Aufbruchstimmung, eine neue Perspektive in Deutschland, die den Menschen vermittelt, es kann auch mittelfristig wieder besser werden.

MDR (reh/Gabi Kammel)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 04. August 2023 | 13:08 Uhr

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