Großtierrettung "Mein Pferd liegt im Graben": Feuerwehr in Bautzen übt für den Ernstfall
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11. Juni 2023, 16:34 Uhr
Ein umgekippter Pferdeanhänger oder eine Kuh, die in die Güllegrube gefallen ist - immer mal wieder gehen solche oder ähnliche Anrufe bei den Leitstellen der Feuerwehren in Sachsen ein. Doch die Mehrheit der Einsatzkräfte ist gar nicht auf solche Einsätze vorbereitet. Im Kreis Bautzen soll sich das nun ändern.
- Freiwillige Feuerwehrleute nutzen seltene Gelegenheit für ein Training, das sonst nicht im Lehrplan steht.
- Geübt wurde nicht mit echten Tieren, sondern mit einer riesigen Pferdepuppe.
- Immer wieder kann es passieren, dass große Tiere in Notlagen geraten.
In Geißmannsdorf bei Bischofswerda haben am Freitag und Sonnabend insgesamt 35 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Bautzen geübt, große Tiere wie Pferde, Rinder oder Esel aus Notlagen zu befreien. Für die Kameraden und Kameradinnen im Alter zwischen 25 und 50 Jahren ein besonderes Training, sagt Gerd Schöbel, Vorstandsvorsitzender Kreisfeuerwehrverbands Bautzen, MDR SACHSEN. Denn anders als beispielsweise in England, stehe die technische Großtierrettung bislang nicht auf dem Standardausbildungsplan für Rettungskräfte. "Da unser Landkreis ja recht ländlich geprägt ist und wir hier viele Großtiere haben, würden wir gern besser vorbereitet sein, wenn irgendwo ein Unfall passiert und wissen, was zu tun ist", so Schöbel.
Üben mit lebensgroßer Pferdepuppe
Unterstützt wurden die Feuerwehrleute von Großtier-Rettungstrainer Lutz Hauch. Seit sieben Jahren unterrichtet der Nordrhein-Westfale Einsatzkräfte von Feuerwehren und anderen Rettungsorganisationen in ganz Deutschland. Begleitet wird er dabei von seinem 200 Kilo schweren Wallach "Sam" - ein Übungspferdedummy mit beweglichen Teilen.
Auf dem Gelände der Geißmannsdorfer Agrar GmbH wurden verschiedene praxisnahe Situationen trainiert. Immer wieder retteten die Feuerwehrleute "Sam" aus allerlei Notsituationen, in die der Pferdedummy gebracht wurde - zum Beispiel aus einem Graben oder aus einem verunfallten Transporter. Auch Hebegeschirr und Kran kamen zum Einsatz.
Für die freiwilligen Feuerwehrleute war neben den praktischen Übungen auch der theoretische Input hilfreich: "Immer wieder kam der Hinweis, dass die Tiere unter Stress sind und ausschlagen können", so Feuerwerhrmann Schöbel. Sich und andere nicht in Gefahr zu bringen sei dabei besonders wichtig. Eine besondere Herausforderung: Spezialgurte am Tier zu befestigen und sich dabei nicht treten zu lassen.
Echtes Pferd aus Fluss bei Wittichenau gerettet
Auch wenn es nicht allzu häufig vorkomme, dass die große Tiere in Not geraten, wenn es passiert, sei Fachwissen und schnelles Handeln wichtig, so Gerd Schöbel. Erst vor drei Monaten wurde die Feuerwehr zu Hilfe gerufen, als ein Pferd bei Wittichenau im Ortsteil Hoske in einen Fluss geraten war. Es konnte sich aus der misslichen Lage nicht selbst befreien und steckte im morastigen Boden fest. Feuerwehr und Hilfsbereite aus dem Ort halfen dem Tier mithilfe eines Radladers.
MDR (kav)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 09. Juni 2023 | 18:30 Uhr