Abenteuer eines Wildtieres Elch spaziert über Betriebsgelände bei Königswartha

12. Juli 2023, 13:48 Uhr

Seit Sonntag streift eine Elchdame durch die Oberlausitz. Das Tier wurde mehrfach gesichtet, zunächst in der Nähe von Weißwasser. Am Dienstag trottete es in aller Ruhe durch das Kaolinwerk in Caminau bei Königswartha. Doch das entspannte Wesen der Elchdame sollte nicht täuschen: Die Tiere können auch anders, wenn man ihnen zu nahe kommt. Vor allem Autofahrer sollten vorsichtig sein.

"Ich glaub mich knutscht ein Elch!" - so haben es die Kollegen des Caminauer Kaolinwerks empfunden, als sie draußen - wie eine Fatamorgana - einen Elch mitten über das Betriebsgelände laufen sahen. Firmenleiter Thomas Scholze dachte, sein Kollege erlaube sich einen Scherz, als der zu ihm sagte: "Guck mal, an deinem Fenster läuft ein Elch vorbei". Doch da spazierte am Dienstagvormittag wirklich eine Elchkuh über das Werksgelände, Aufnahmen einer Mitarbeiterin belegen das.

Trotz laufender Produktion sei das Tier "ruhig und gelassen" an den Verwaltungsgebäuden vorbeispaziert, erzählt der Werksleiter. Ein Mitarbeiter der Firma nahm das Tier mit dem Handy auch außerhalb des Firmengeländes auf.

Bei dem Biologen und Hobby-Elchforscher Michael Striese aus Boxberg gehen seit Sonntag Berichte von Menschen ein, die angeben, das Tier gesehen zu haben. Demnach sei die Elchkuh zunächst am Sonntag zwischen Weißwasser und Trebendorf (Landkreis Görlitz) auf der Straße gesichtet worden und gestern in und um das Werk in Caminau bei Königswartha (Landkreis Bautzen).

Vorsicht: Elch wohl in Autobahnnähe

Am Mittwoch soll das Tier bei Panschwitz-Kuckau und später am Tag in der Nähe der Autobahn A4 zwischen Uhyst am Taucher und Burkau (Landkreis Bautzen) gesichtet worden sein. Autofahrer sollten deshalb besonders vorsichtig sein.

Michael Striese geht davon aus, dass die Elchkuh aus Polen nach Sachsen gekommen ist. Elche, die in Deutschland gesichtet werden, kämen meistens von dort, manchmal auch aus Tschechien.

Kommen immer mehr Elche nach Deutschland?

In den letzten Jahren sorgten die tierischen Einwanderer in Sachsen immer mal wieder für Schlagzeilen. 2014 verirrte sich zum Beispiel ein Elchbulle in die Siemens-Kantine in Dresden. Das Tier wurde damals mit einem Sender ausgestattet und in die Oberlausitz gebracht. Von da kerhte er schließlich nach Polen zurück, berichtet Michael Striese. Letztes Jahr im September lief ein Elchbulle auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz in eine Wildkamera. Auch in Brandenburg gibt es immer wieder Berichte von Elchsichtungen.

Michael Striese hat eine Erklärung dafür, dass heute häufiger über Elchsichtungen berichtet wird als früher: "Ich gehe davon aus, dass es aktuell nicht mehr sind als in den Achtziger Jahren", sagt er. "Die Nachweise sind viel häufiger geworden, weil heute jeder mit dem Handy Sichtungen dokumentieren kann".

Dauerhaft heimisch geworden ist der Elch in Deutschland bisher wohl nicht. "Bisher gibt es keine dauerhaft heimischen Elche in Deutschland, die uns bekannt sind", sagt Maria Kruk, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der TU Dresden an der Professur für Forstsoziologie. Eine Ausnahme sei der Elchbulle Bert in Brandenburg, der auch ein GPS-Halsband trägt.

Warum kommen Elche nach Deutschland?

Weil die Elche seit rund 20 Jahren in Polen nicht mehr bejagt würden, steige dort der Bestand an, erklärt Kruk. Deshalb erhöhe sich dort der Druck auf die einzelnen Elchbullen abzuwandern, um sich neue Reviere und auch Geschlechtspartnerinnen zu suchen.

Dass durch die gewachsenen Elchbestände in Polen nicht noch mehr der Tiere über die Grenze kommen, erklärt Michael Striese damit, dass seit den 2000er-Jahren in Polen viele Schnellstraßen und Autobahnen gebaut wurden, die den Elchen, die vor allem im Osten des Landes leben, den Weg abschneiden.

Elchen nicht zu nahe kommen

Wer einem Elch begegnet, sollte vorsichtig sein, warnt der Elchkenner. Viele würden den Elch unterschätzen. Dabei seien die Tiere sehr wehrhaft und könnten zum Beispiel auch mit den Vorderhufen ausschlagen, wenn sie sich in die Enge gedrängt fühlen oder ihre Jungen verteidigen wollen. Man sollte ihnen deshalb auf keinen Fall zu nahe kommen.

Außerdem gibt es immer wieder Autounfälle mit Elchen. Striese hat Totfunde von Elchen von 1959 bis 2020 ausgewertet. Demnach kamen in dem Zeitraum in Deutschland 21 der Tiere bei Straßenverkehrsunfällen ums Leben. Dabei wurden sieben Fahrzeuginsassen verletzt, zwei von ihnen schwer.

MDR (jwi)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 12. Juli 2023 | 19:00 Uhr

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