Medizinische Versorgung Apotheken in Sachsen schlagen Alarm
Hauptinhalt
07. Juni 2023, 15:14 Uhr
Immer mehr Apotheken schließen - vor allem in den ländlichen Regionen Sachsens. Zu viel Bürokratie, keine Honoraranpassung, wenig Nachwuchs: Die Aussichten sind düster, meint der Bundesverband der Apotheker. Deshalb soll es Mitte Juni einen Protesttag geben. Den Aufruf unterstützen auch Apothekerinnen und Apotheker aus Sachsen.
- In Sachsen ist die Zahl der Apotheken weiter gesunken.
- Der Bundesverband ruft zum Protesttag auf, um auf Probleme des Berufszweigs aufmerksam zu machen.
- Der Verband fordert weniger Bürokratie und eine Honorarsteigerung.
Die Zahl der öffentlichen Apotheken in Sachsen geht weiter zurück. Wie das Statistische Landesamt am Dienstag mitteilte, gab es Ende 2022 noch 922 Apotheken im Freistaat. Das seien 14 weniger als noch 2021. Auch die Zahl der Apothekerinnen und Apotheker sei nach einem Anstieg im Jahr 2021 im vergangenen Jahr leicht zurück gegangen - um sechs auf 2.175 Apotheker.
Der Schwund ist spürbar, meint Göran Donner. Er ist Inhaber der Löwen-Apotheke in Dippoldiswalde und Vizepräsident der Sächsischen Landesapothekerkammer. Er blickt mit Sorge auf den Trend. "Wir haben im ersten Quartal dieses Jahres bereits acht Schließungen erlebt", sagt er im Gespräch mit MDR SACHSEN.
Apothekenschwund geht weiter
"Wir gehen davon aus, dass wir am Jahresende weniger als 900 Apotheken in Sachsen haben werden", meint Donner weiter. Das bedeute ernste Versorgungsprobleme, vor allem in kleineren Städten und ländlichen Regionen. "Wenn es in einem Postleitzahlenbereich nur eine Apotheke gibt, dann müssen die Leute fahren." Gerade für Alleinerziehende mit Kleinkindern oder ältere Menschen sei das besonders in Notfällen gefährlich.
Der Apothekenschwund - gerade auf dem Land - lässt sich auch in der Statistik des Landesamts nachvollziehen:
- Die meisten Apotheken pro Einwohner gibt es zwar weiterhin im Erzgebirgskreis: Hier kommen 26 Apotheken auf 100.000 Einwohner.
- Doch in Meißen ist der Schnitt schon auf 19 Apotheken je 100.000 Einwohner gesunken.
- Die meisten Apothekerinnen und Apotheker arbeiteten in den Großstädten Leipzig (452) und Dresden (333).
Bundesweiter Protesttag am Mittwoch, 14. Juni
Die sinkende Zahl an Apotheken ist nicht nur in Sachsen ein Problem. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) hat deshalb zu einem Protestag am 14. Juni aufgerufen. Wie Verbandspräsidentin Gabriele Regina Overwiening sagte, sollen am kommenden Mittwoch alle Apotheken in Deutschland geschlossen bleiben. Die Versorgung bleibe aber über die Notapotheken sichergestellt.
Vorwürfe an Bundesregierung
Der Verband wirft der Bundesregierung vor, nicht genug gegen die Probleme bei der Arzneimittelversorgung zu unternehmen. Es gebe Lieferengpässe, Personalnot und eine andauernde Unterfinanzierung. "Weil die Bundesregierung in ihren Gesetzesvorhaben immer wieder die Probleme der öffentlichen Apotheken übergeht, destabilisiert sie die Arzneimittelversorgung in Deutschland", sagte Overwiening.
Weniger Bürokratie gefordert
Für viele angehende und berufstätige Apothekerinnen und Apotheker fehle die wirtschaftliche Perspektive. Die ABDA fordert unter anderem eine Honoraranpassung für Apotheken und weniger Bürokratie bei Abrechnungen.
Wenn wir jetzt nicht schnell handeln, verlieren wir die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln.
Diese Punkte unterstützt auch Apotheker Donner aus Dippoldiswalde. Bei Bürokratie und Honorierung könne man schnell handeln, meint er. Wenn nicht, würde Sachsen die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln verlieren. "Ich wünsche mit einfach Entlastung für alle Kolleginnen und Kollegen", sagt er. Und er glaubt, dass das auch mit wenig Aufwand machbar sei. Auch dafür sei der Protesttag kommende Woche notwendig.
MDR (ben)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 07. Juni 2023 | 19:00 Uhr