Ein Landwirt steht vor riesigen Behältern voll mit Kartoffeln. 2 min
Zum Hören: Warum gute Erträge in diesem Jahr nicht unbedingt eine gute Kartoffelernte bedeuten. Bildrechte: MDR/Carina Emig
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MDR SACHSEN-ANHALT Sa 28.09.2024 12:53Uhr 02:09 min

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Viele faul Warum gute Erträge in diesem Jahr nicht unbedingt eine gute Kartoffelernte bedeuten

30. September 2024, 04:59 Uhr

So ärgerlich: Da übersieht man eine einzige faule Kartoffel im Kartoffelnetz und binnen weniger Tage sind alle Kartoffeln ungenießbar. Faule Kartoffeln sind natürlich auch für Kartoffelbauern ein großes Problem, vor allem in diesem Jahr, denn im Mai und Juni hatte es zu viel geregnet und genau das macht jetzt Probleme bei der Ernte. So geht es auch der GbR Wallstawe in der Altmark. Den konventionellen Agrar-Betrieb begleiten wir das ganze Jahr und jetzt eben auch bei der Kartoffelernte.

Faule Kartoffeln sind der Albtraum jedes Kartoffelbauern. Die Kartoffelernte rund um das altmärkische Wallstawe ist in vollem Gang. Auf 400 Hektar wachsen hier 20 Sorten Kartoffeln. Lange Tage für alle Mitarbeiter der GbR Wallstawe. "In der Erntezeit müssen alle mit ran" weiß der Leiter Kartoffelanbau Max Radtke. Das gilt auch für ihn selbst, denn eigentlich sitzt er sonst am Computer, kümmert sich um Einsatzpläne, Vermarktung – alles rund um den Kartoffelanbau

Bei der Ernte ist Eile geboten

Doch Eile ist geboten. "Wir müssen natürlich jetzt diese guten Bedingungen nutzen, weil das Wetter kann auch im Oktober mal ganz schnell umschlagen, dass es zu nass wird, oder eben auch mal schon mal Nachtfröste kommen", erklärt Max Radtke. Deswegen zähle jetzt eigentlich jeder Tag. Eilig baut er einen Kompressor am Kartoffelfeldrand auf, denn gerade haben seine Kollegen und er wieder einen Schlag Kartoffeln abgeerntet. Jetzt müssen die Kartoffelroder komplett sauber gemacht werden. "Damit wir keine Vermischung von Sorten haben", erklärt Radke. Denn aus einer falschen Kartoffel würden im nächsten Jahr schon zehn und im übernächsten vielleicht hundert. Das könne dann das Ernteergebnis eines kompletten Schlages zunichtemachen.

Die Wallstawe GbR Wie im Osten typisch hat der Agrar-Betrieb in Wallstawe nahe Salzwedel eine LPG-Vergangenheit. Der 34-jährige Landwirt Fred Neuling leitet die GbR Wallstawe und ist damit verantwortlich für knapp 3.000 Hektar Land, 1.600 Kühe und Kälbchen sowie mehr als 60 Mitarbeiter. Der konventionelle Agrar-Betrieb produziert vor allem Milch und betreibt Acker- und Pflanzenbau. Besonders wichtig ist dabei die Kartoffelproduktion.

Ein Mann steht auf einem Acker vor einem Mähdräscher und lächelt in die Kamera.
Fred Neuling leitet die GbR Wallstawe, einen konventionellen Landwirtschaftsbetrieb in der Altmark. Bildrechte: MDR/Carina Emig

Der Geschäftsführer der GbR Wallstawe ist Fred Neuling. Der studierte Landwirt weiß, das Wetter der vergangenen Monate war gut, die Erträge sind gut, aber ausgerechnet jetzt ist der Kartoffelpreis im Keller. "Es sind zu viele Speisekartoffeln auf dem Markt. Gerade momentan aus der Ernte heraus wollen viele verkaufen, weil eben nicht klar ist, ob die Kartoffeln sich im Lager halten." Denn durch die feuchten Bedingungen ist ein hoher Krankheitsdruck auch in den Knollen vorhanden. Im Mai und Juni hatte es überdurchschnittlich viel, zu viel eben, geregnet. Nun drohe allerorten Fäulnis. Deswegen versuchten viele Landwirte ihre Kartoffeln direkt vom Feld weg zu vermarkten.

Lüften gegen Fäulnis

Ortswechsel zur großen Kartoffelhalle in Dähre, denn die Altmärker haben sich dafür entschieden, die Kartoffeln erst einmal einzulagern. Das verschafft ihnen Zeit und die Hoffnung auf bessere Preise. Aber das Lagern birgt auch Risiken, erklärt Max Radtke: "Das ist eben gerade in diesem Jahr, wo es auch viel Niederschlag gab, die Kartoffeln teilweise im Wasser standen, nicht so einfach." Aber die Kartoffeln müssten eben so schnell wie möglich trocken werden. Deswegen kommen sie umgehend nach der Ernte in die kühle Halle, um dort durch Lüftung abgetrocknet werden zu können.

Kartoffeln auf Sack 5 min
Bildrechte: Colourbox.de

Radtke und Co versuchen dabei so wenig Fallstufen wie möglich zu haben, um so die Kartoffeln zu schonen. Jede Druckstelle, jede Beschädigung soll vermieden werden. "Das ist eben das oberste Ziel hier. Da muss jeder Arbeitsschritt sitzen", erklärt Radtke. Damit die Kartoffeln so lange wie möglich lagern können – im besten Fall bis Mai kommenden Jahres. "Da sind wir gespannt, ob wir das in den nächsten Monaten hinbekommen“, schätzt der Leiter Kartoffelanbau die Lage ein. Denn in diesem Jahr gäbe es zwar besonders viele Kartoffeln, doch darunter seien eben auch besonders viele faule. Gegen die Fäulnis helfe nur, die Kartoffel über Monate besonders stark zu belüften und das wiederum bedeutet für den Betrieb von Geschäftsführer Fred Neuling mehr Aufwand und höhere Energiekosten.

Aus einer Kartoffel tritt bei Druck schaumige Flüssigkeit aus.
Aufgrund hoher Niederschläge im Frühsommer werden in diesem Jahr viele Kartoffeln faul geerntet. Bildrechte: MDR/Carina Emig

Kampf gegen Fäulnis gelingt

Dass die Maßnahmen greifen und die Kartoffeln trocknen, könne man an den weißen Stellen an den Knollen im Lager erkennen, erklärt Max Radtke. "Wenn ich jetzt sehe, dass wir eine Abtrocknung hinkriegen und dass sich die Fäulnis aktuell nicht weiter ausbreitet, dann bin ich schon ein bisschen beruhigter", blickt Landwirt Fred Neuling positiv nach vorn. Es hätte noch schlimmer sein können, aber es sei natürlich auch noch einiges zu ernten und die Zeit bis die Kartoffeln ausgelagert und letztlich verkauft werden, die sei lang. Da könne noch viel passieren, so Fred Neuling weiter. Rund drei Prozent der Ernte sei dabei von Fäulnis betroffen, schätzt Neulings Kartoffelverantwortlicher die Situation ein. Die angegangenen Kartoffeln würden über die Wintermonate durch Sortieren von den guten entfernt.

Wenn ich jetzt sehe, dass wir eine Abtrocknung hinkriegen und dass sich die Fäulnis aktuell nicht weiter ausbreitet, dann bin ich schon ein bisschen beruhigter

Landwirt Fred Neuling

Die Königin der Feldfrüchte

Der Agrarbetrieb GbR Wallstawe produziert neben Stärke-, Püree- und Speisekartoffeln auch die besonders wertvollen und damit lukrativen Pflanzkartoffeln. Letztere werden dabei besonders genau kontrolliert. Alle drei Hektar muss Max Radtke eine Kartoffelprobe nehmen, um sie im Labor auf Virus- und Bakterienkrankheiten testen zu lassen. Die Probe besteht aus exakt 220 Kartoffeln. "Wir hoffen, dass die Proben gut ausfallen, aber das Ergebnis bekommen wir erst im Frühjahr", weiß der Kartoffelexperte. "Folglich bedeutet das für uns, bis dahin haben wir das Risiko und die Ungewissheit, ob die als Pflanzgut überhaupt vermarktbar sind, oder ob wir die in andere Verwertungen einfach verkaufen müssen."

Nahaufnahme zweier Hände, die einen Stapel frischer, roher Kartoffeln halten 1 min
Bildrechte: IMAGO / Panthermedia / Roshchyn

Selbst wenn die Kartoffelpreise bis dahin wieder ansteigen, so wären kranke Pflanzkartoffeln doch ein großes Verlustgeschäft für die GbR Wallstawe. Die Kartoffel sei als Königin der Feldfrüchte eben sehr herausfordernd, aber genau das ist es, was Max Radtke auch so sehr an ihr mag. 

MDR (Carina Emig, Sebastian Gall)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 30. September 2024 | 08:00 Uhr

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